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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder
Autoren: Sandra Duenschede
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Neuigkeiten nie und nimmer hinter dem Berg halten können und letztlich nur noch einmal ihre Überlegenheit aufgrund des Wissensvorsprungs auskosten.
    »In Ladelund haben sie ’ne Leiche entdeckt«, platzte es auch schon aus ihr heraus.
    »Echt?«, fragte Oke Hansen. Es hatte zwar in der Umgebung schon den einen oder anderen Mord gegeben, aber natürlich kam so etwas in dieser doch eher friedlichen Gegend selten vor. Dementsprechend groß war nun das Interesse an solch einer Neuigkeit.
    Helene vom SPAR-Markt nickte emsig, um ihre Aussage zu bestätigen. »Und wisst ihr, wo?«
    Haie und Oke Hansen schüttelten beinahe gleichzeitig ihre Köpfe.
    »Man soll das ja nicht glauben. Aber der Tote lag wohl vor dem Stein von der KZ-Gedenkstätte.« Helene stemmte entrüstet ihre Hände in die Hüften. »Is das nich makaber?«
    »Weiß man denn, wer das is?« Haie interessierte zunächst nur der Tote. Auf Helenes Gesicht machte sich Enttäuschung breit. Anscheinend hatte sie mit diesem jähen Ende ihres Triumphes nicht gerechnet, denn auf diese Frage hatte sie keine Antwort.

4.
     
    Der Leichenwagen stand schon bereit, doch Thamsen wartete noch auf den Gerichtsmediziner. Oftmals hatte es sich als sinnvoll erwiesen, wenn Dr. Becker aus Kiel sich die Leiche direkt vor Ort anschaute. Dem geschulten Auge des Mediziners fiel so manches Detail auf, das durchaus wichtig für die Ermittlungen sein konnte. Ein Allgemeinmediziner konnte meistens nur den Tod feststellen und vielleicht noch etwas über die Todesursache sagen. Doch der Gerichtsmediziner war dafür ausgebildet, Hinweise auf den Tathergang zu erkennen. Bereits winzige Informationen in Bezug auf den Fundort der Leiche konnten wichtige Erkenntnisse für die Aufklärung des Falls bringen. Daher hatte Thamsen ihn angerufen und nach Ladelund gebeten. Das war mittlerweile gut eine Stunde her, und da Dr. Becker versprochen hatte, sich sofort auf den Weg zu machen, erwartete er den Mediziner eigentlich jede Minute.
    Es wurde auch Zeit, denn langsam wurden ihm die starrenden Blicke der Schaulustigen zuwider. Dicht gedrängt standen sie hinter dem Absperrband, das seine Mitarbeiter nur wenige Meter vom Fundort gespannt hatten, und verfolgten jede seiner Bewegungen. Leider war es nicht möglich gewesen, die Gegend weiträumiger abzusperren, da sich die Gedenkstätte gleich neben der Straße befand und sie schließlich nicht den kompletten Verkehr lahmlegen konnten. Seine Mitarbeiter mussten ohnehin eingreifen, da die gaffenden Leute mittlerweile bereits auf dem Asphalt standen. Und auch ein immer wieder betontes »Hier gibt es nichts zu sehen« hatte die Menschen nicht dazu bewegen können, den schaurigen Ort zu verlassen. Zumal die Aussage natürlich nicht stimmte, denn jeder konnte den Leichnam gut sehen, der nach wie vor an exakt der gleichen Stelle lag.
    Thamsen hatte, nachdem er sich den Toten angeschaut hatte, ansonsten nichts mehr berührt, sondern sofort Dr. Becker und die Kollegen von der Spurensicherung angerufen. Er musste schon etliche Leichenfunde in seiner Laufbahn bearbeiten und wusste daher, es war besser, in solchen Fällen die Experten hinzuzuholen. Er hatte in der Zwischenzeit den Jogger befragt, der die Leiche gefunden hatte.
    »Haben Sie jemanden gesehen oder ist ein Auto vorbeigefahren?«
    Der rundliche Mann im Sportdress vermochte nur stumm den Kopf zu schütteln. Der Schreck über seine scheußliche Entdeckung steckte ihm noch in den Gliedern und lähmte ganz offensichtlich auch seine Zunge.
    »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?«
    Wider Erwarten hatte der Jogger genickt und in Thamsen für einen kurzen Moment Hoffnung aufkeimen lassen.
    »Und was?«
    Er war langsam, aber sicher ungeduldig geworden. Diesem Typen musste man wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen.
    »Der Tote da.«
    Das war nicht die Antwort, die Dirk hatte hören wollen. Dass dem Mann die Leiche vor dem Gedenkstein aufgefallen war, wusste er schon. Oder war dem Jogger entfallen, weshalb er die Polizei gerufen hatte? Hoffentlich erinnerte er sich wenigstens an seinen Namen und seine Anschrift. Thamsen hatte einen seiner Mitarbeiter zu sich gewinkt.
    »Mein Kollege nimmt dann Ihre Personalien auf. Vielen Dank.«
    Endlich sah er den roten Golf von Dr. Becker am Straßenrand halten. Der Mediziner stieg aus und kämpfte sich durch die Schaulustigen, die ihr Interesse für den Moment auf den Neuankömmling verlagert hatten.
    »Moin, Dirk«, begrüßte er Thamsen, als er sich unter dem Absperrband
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