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Freunde mit gewissen Vorzuegen

Freunde mit gewissen Vorzuegen

Titel: Freunde mit gewissen Vorzuegen
Autoren: Miku Lee
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das Blau seiner Augen heller erscheinen. Es tat weh, als er sah, wie Ryans Blick auf ihm ruhte, er schien nicht glücklich zu sein, ihn zu sehen. Das ließ ihn zusammenzucken und gab ihm den Drang, zurück zu kriechen von der Haustür, wie eine wegschleichende Ratte. Er hatte wirklich großen Mist gebaut. Er spürte, wie er langsam panisch wurde, sein Atem ging laut. Vielleicht würde Ryan ihm nicht verzeihen? Vielleicht würde er ihn hassen? Er versuchte, tief durchzuatmen, er musste ruhig sein. Es wäre erbärmlich, es nicht einmal zu versuchen. Er musste versuchen, zumindest mit Ryan zu reden. Es wäre feige, wenn er jetzt einfach weglief, ohne auch nur zu versuchen, es zu erklären. Er straffte die Schultern; er musste Ryan dazu bringen, zu verstehen.
    “Oh, Du bist es.”
    “Ryan, wir müssen reden.” Matt akzeptierte kein Nein als Antwort. Er schob sich an Ryan vorbei in das Haus und ignorierte, dass sein Freund seinen Namen schrie.
    “Ryan, bitte höre mir einfach zu.”
    “Warum sollte ich?” Ryan verschränkte die Arme vor der Brust. “Du bist gerade in mein Haus eingedrungen, sowas ist unhöflich!”
    “Verdammt, Ryan, wenn ich gewusst hätte, mit dir zu schlafen würde dich dazu bringen, mich zu hassen, hätte ich es nie getan. Aber ich bereue es nicht. Ich werde es nie bereuen.”
    “Ich bereue es auch nicht,” räumte Ryan mit einem Kopfschütteln ein, und er fühlte einen Hoffnungsschimmer.
    “Ich muss dir etwas gestehen. Ich bin eigentlich nicht heterosexuell.”
    Matt schluckte und fühlte sein Herz klopfen, als er diese Worte flüsterte. Er fühlte sich schwindlig, als er sie zum ersten Mal seit über zehn Jahren laut zugab. Er konnte die Verwirrung auf Ryans Gesicht sehen.
    “Als ich in der Highschool war, habe ich einen Jungen getroffen. Ich hatte mein Coming-out, aber deswegen musste ich die Fußballmannschaft verlassen und man fing an, mich zu mobben.” Er konnte sehen, dass Ryan die Stirn runzelte, als ob er Schwierigkeiten hätte, diese Worte zu akzeptieren. “Ich wirke wahrscheinlich nicht wie der Typ, der gemobbt wird, aber damals war ich dürr und dünn. Und dann fand mein Vater heraus, dass ich homosexuell war.” Er schloss die Augen und schüttelte sich, als er sich daran erinnerte, wie wütend sein Vater gewesen war.
    “Er schlug mich und sagte mir, ich würde entweder heterosexuell werden oder er würde mich für ein Jahr in ein Militärlager schicken. Er sagte mir auch, wenn mich das nicht heterosexuell macht, dann würde er mich verleugnen.” Er zitterte und sah hinüber in Ryans entsetztes Gesicht, und es tat weh, die Sorge zu sehen, die Ryans Augen füllte.
    “Scheiße,” Ryan atmete aus, “mein Freund hatte auch so einen Vater, aber es war nicht so schlimm.”
    “Der Kerl, den ich traf, wurde wirklich schwer geschlagen. Sie verwandelten ihn in einen Krüppel,” räumte Matt traurig ein. “Es tat so weh, dass ich ihn nicht einmal im Krankenhaus besuchen konnte. Das Coming-out war einfach nur schrecklich. Es zerstörte so viele Leben, dass ich niemals mehr jemandem sagen wollte, dass ich homosexuell war. Ich hatte große Angst davor, dass es wieder schief gehen würde, wenn ich es jemandem sagte. So viel zu idealistischen Träumen, weißt du, ich fühlte mich so glücklich, als ich zum ersten Mal mein Coming-out hatte. Ich dachte, alles würde perfekt funktionieren, aber es erwies sich verdammt schnell als faul,” murmelte er bitter.
    “Matt,” flüsterte Ryan, und Matt erstarrte, als er spürte, wie Ryan ihn fest umarmte und mit den Händen seine Haare zerzauste.
    “Du bist nicht mehr zu Hause, du bist ein Erwachsener. Du musst dich nicht mehr verstecken.”
    Matts Herz klopfte in seiner Brust, und Ryans Lächeln zu sehen, erfüllte ihn mit Glück. Es schien, als ob Ryans Worte ein Schlüssel waren, und er fühlte, wie sie den Käfig um ihn herum entriegelten.
    “Ich vermute es,” Matt schluckte und fühlte, wie sich seine Brust zusammenzog, als er Ryan ansah.
    Wie konnte er dieses Thema anschneiden, das Thema seiner Gefühle? Die Zeit, die sie getrennt verbracht hatten, hatte ihm wirklich bewusst gemacht, wie sehr er Ryan brauchte. Nein, wie sehr er Ryan wollte. Nach dieser Nacht wollte er mehr als nur zum Abendessen mit Ryan rumhängen oder um Universitäts-Arbeit zu tun. Nein, er wollte das ganze verdammte Paket, alles.
    “Du musst nicht unglücklich sein, wenn Du dein Coming-out hast,” Ryan lehnte sich zu ihm hinüber und Matt hielt den Atem an und
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