Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremder in einer fremden Welt

Fremder in einer fremden Welt

Titel: Fremder in einer fremden Welt
Autoren: Robert Heinlein
Vom Netzwerk:
den ganzen Raum an und pries alle Einzelheiten. Er sah ihn zum ersten Mal, da er bei seiner Ankunft unfähig gewesen war, ihn zu umfangen. Dieses Zimmer war nichts Alltägliches für ihn; auf dem Mars gab es nichts dergleichen, und ebensowenig ähnelte es den keilförmigen, metallenen Abteilen der Champion. Nachdem er die Ereignisse, die sein Nest mit diesem Ort verbanden, noch einmal durchlebt hatte, war er jetzt bereit, ihn zu akzeptieren, zu loben und bis zu einem gewissen Grad zu lieben.
    Er wurde sich eines anderen Lebewesens bewußt. Ein riesiger Weberknecht machte eine Reise von der Decke hinunter und spannte dabei seinen Faden. Smith sah ihm mit Entzücken zu und fragte sich, ob das ein nestbauender Mensch sei.
    In diesem Augenblick trat Dr. Archer Frame ein, der Krankenhausarzt, der Thaddeus abgelöst hatte. »Guten Morgen«, grüßte er. »Wie fühlen Sie sich?«
    Smith prüfte die Frage. Den ersten Satz erkannte er als ein Höflichkeitsgeräusch, das keine Antwort erforderte. Der zweite war in seinem Gedächtnis mit verschiedenen Übersetzungen enthalten. Wenn Dr. Nelson ihn benutzte, hatte er eine bestimmte Bedeutung; wenn Captain van Tromp ihn benutzte, war es ein Höflichkeitsgeräusch.
    Ihn überkam Verzweiflung, wie so oft, wenn er versuchte, mit diesen Wesen zu kommunizieren. Das war ein beängstigendes Gefühl, wie er es niemals zuvor gekannt hatte. bis er den Menschen begegnete. Smith zwang seinen Körper, ruhig zu bleiben, und riskierte eine Antwort. »Fühle gut.«
    »Gut!« wiederholte das Wesen. »Dr. Nelson wird in einer Minute kommen. Fühlen Sie sich bereit zum Frühstück?«
    Alle Symbole waren in Smith' Wortschatz vorhanden, aber er hatte Mühe, zu glauben, daß er richtig gehört habe. Obwohl er wußte, daß er Nahrung war, >fühlte< er sich nicht wie Nahrung. Auch hatte er keinen Hinweis erhalten, daß er für eine solche Ehre auserwählt werden könne. Er hatte nicht gewußt, daß die Lebensmittelversorgung es notwendig machte, das Kollektiv zu verkleinern. Er empfand leichtes Bedauern, weil es immer noch so viele neue Erkenntnisse zu groken gab, doch kein Widerstreben.
    Die Mühe, eine Antwort zu übersetzen, wurde ihm jedoch durch den Eintritt Dr. Nelsons erspart. Der Schiffsarzt inspizierte Smith und die Reihe von Anzeigen und wandte sich dann Smith zu. »Stuhlgang gehabt?«
    Das verstand Smith; Nelson fragte es immer. »Nein.«
    »Wir werden uns darum kümmern. Aber zuerst essen Sie. Pfleger, bringen Sie das Tablett!«
    Nelson fütterte ihm drei Bissen, dann verlangte er, daß Smith den Löffel in die Hand nehme und allein esse. Es war ermüdend, aber es erfüllte ihn mit fröhlichem Triumph, weil es seine erste selbständige Handlung seit der Ankunft in diesem seltsam verzerrten Raum war. Er leerte die Schüssel und vergaß nicht zu fragen: »Wer ist das?« damit er seinen Wohltäter preisen könne.
    »Was ist das, meinen Sie«, antwortete Nelson. »Es ist ein synthetisches eßbares Gelee - und jetzt wissen Sie ebensoviel wie vorher. Fertig? Gut, steigen Sie aus dem Bett!«
    »Verzeihung?« Das war ein Aufmerksamkeitssymbol, nützlich, wenn die Kommunikation versagte.
    »Ich sagte, Sie sollen aus dem Bett steigen. Stehen Sie auf! Gehen Sie umher! Sicher, Sie sind schwach wie ein Kätzchen, aber Sie werden nie Muskeln ansetzen, wenn Sie unentwegt in diesem Bett schweben.« Nelson öffnete ein Ventil, Wasser lief aus. Smith wies ein Gefühl der Unsicherheit zurück, weil er wußte, daß Nelson ihn liebte. Kurz darauf lag er auf dem Boden des Bettes, und die wasserdichte Decke knäulte sich um ihn. »Dr. Frame«, sagte Nelson, »fassen Sie seinen anderen Ellbogen.«
    Mit den Ermutigungen Nelsons und der Hilfe beider Ärzte quälte sich Smith über die Bettkante. »Immer mit der Ruhe. Stellen Sie sich jetzt auf die Füße!« dirigierte Nelson. »Keine Angst, wir fangen Sie auf, wenn nötig.«
    Smith unterzog sich der Anstrengung und stand allein da - ein schlanker junger Mann mit unterentwickelten Muskeln und überentwickeltem Brustkasten. Das Haar war ihm in der Champion geschnitten, sein Bart dauerhaft entfernt worden. Das Auffallendste an ihm war sein leeres Babygesicht - mit Augen, die sich bei einem Mann von neunzig zu Hause gefühlt hätten.
    Er stand leicht zitternd da, und dann versuchte er zu gehen. Er schaffte drei schlurfende Schritte und verzog das Gesicht zu einem sonnigen, kindlichen Lächeln.
    »Braver Junge!« applaudierte Nelson.
    Smith versuchte noch einen Schritt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher