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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen
Autoren: Emily Giffin
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wieder», und dann tun sie es am nächsten Wochenende abermals. Aber ich habe mich an meine Vorsätze gehalten. So bin ich. Aus dieser Sache werde ich auch lernen, sage ich mir. Lass mich nur damit durchkommen.
    Ich dusche und wasche mir den Qualm aus den Haaren und von der Haut. Mein Telefon liegt auf dem Waschbeckenrand, und ich warte darauf, dass Darcy anruft und sagt, es ist alles okay. Aber Stunden vergehen, und sie ruft nicht an. Gegen Mittag rufen die ersten Gratulanten an. Meine Eltern führen ihre alljährliche Serenade auf, und auch das unvermeidliche«Rate mal, was heute vor dreißig Jahren war?»fehlt nicht. Ich mache gute Miene und spiele mit, aber leicht ist es nicht.
    Um drei habe ich immer noch nichts von Darcy gehört, und mir ist weiterhin flau im Magen. Ich stürze ein großes Glas Wasser hinunter, schlucke zwei Aspirin und überlege, ob ich mir Spiegeleier mit Speck kommen lassen soll; Darcy schwört darauf, wenn sie einen Kater hat. Aber ich weiß, dass nichts den Schmerz des Wartens und des Rätselratens stillen wird: Was ist los? Ist Dex aufgeflogen? Sind wir es beide?
    Hat uns jemand zusammen im«7B»gesehen? Auf der Straße? Im Taxi? Irgendjemand außer José – dessen Job es ist, von nichts zu wissen? Was geht jetzt in
ihrem Apartment an der Upper West Side vor? Ist er durchgedreht und hat alles gestanden? Hat sie ihre Sachen gepackt? Liegen sie den ganzen Tag im Bett und versuchen, sein Gewissen zu reparieren? Streiten sie sich immer noch in einem endlosen Kreislauf von Vorwürfen und Leugnungen?
    Die Angst scheint alle anderen Empfindungen zu überlagern und Scham oder Reue zu ersticken, denn verrückterweise habe ich kein schlechtes Gewissen, weil ich meine beste Freundin betrogen habe. Nicht mal, als ich unser benutztes Kondom auf dem Boden finde. Die einzigen Gewissensbisse, die ich aufbringen kann, beziehen sich auf meine fehlenden Gewissensbisse. Aber ich werde später bereuen – sobald ich weiß, dass ich in Sicherheit bin. Oh, bitte, lieber Gott. Ich hab so was noch nie getan. Bitte lass es mir ein einziges Mal durchgehen. Ich opfere all mein zukünftiges Glück. Jede Chance, einen Ehemann zu finden.
    Ich denke an all die Deals, die ich dem Allmächtigen vorgeschlagen habe, als ich noch zur Schule ging. Bitte lass mich im Mathetest keine schlechtere Note als eine Zwei kriegen, bitte – ich mach alles dafür. Ich arbeite auch jeden Samstag in der Suppenküche, nicht bloß einmal im Monat. Das waren noch Zeiten, als ich mir noch vorstellen konnte, dass eine Drei in Mathe das Schlimmste sei, was in meiner ordentlichen Welt schief gehen kann. Wie hatte ich mir jemals – und sei es auch nur flüchtig – eine dunkle Seite in mir wünschen können? Wie konnte ich einen so gewaltigen, womöglich lebensverändernden, absolut unverzeihlichen Fehler begehen?
    Schließlich halte ich es nicht länger aus. Ich rufe Darcys Handy an, aber sofort schaltet sich die Voice-mail ein. Ich rufe ihre Festnetznummer an und hoffe,
dass sie rangeht. Stattdessen meldet sich nach dreimaligem Klingeln Dex. Ich ziehe den Kopf ein.
    « Hi, Dex. Rachel hier.»Ich versuche normal zu klingen.
    Du erinnerst dich – die Ehrenjungfer deiner bevorstehenden Hochzeit? Das Mädel, mit dem du letzte Nacht geschlafen hast?
    « Hi, Rachel», sagt er gelassen.«Und – hat’s dir gefallen gestern Abend?»
    Eine Sekunde lang denke ich, er redet von uns, und ich bin entsetzt über so viel Nonchalance. Aber dann höre ich Darcy, die im Hintergrund lautstark nach dem Telefonhörer verlangt, und mir ist klar, dass er nur von der Party spricht.
    « O ja, es war super. Eine erstklassige Party.»Ich beiße mir auf die Lippe.
    Darcy hat ihm den Hörer schon aus der Hand gerissen. Sie klingt fröhlich, ist offenbar ganz wiederhergestellt.« Hey. Tut mir Leid, dass ich vergessen hab, dich anzurufen. War ’ne Zeit lang höchst dramatisch hier, weißt du?»
    « Aber jetzt geht’s dir besser? Alles okay mit dir – und Dex?»Ich habe Mühe, seinen Namen auszusprechen. Als ob ich mich damit irgendwie verraten würde.
    « Äh, ja … Moment.»
    Ich höre, wie sie eine Tür zumacht. Sie geht immer in ihr Schlafzimmer, wenn sie telefoniert. Ich sehe ihr Vierpfostenbett vor mir; ich habe ihr geholfen, es bei Charles P. Rogers auszusuchen. Bald ist es ihr Ehebett.
    « O ja, jetzt geht’s mir wieder gut. Er war bloß mit Marcus zusammen. Sie waren lange auf der Piste, und am Ende haben sie irgendwo gefrühstückt. Aber natürlich ziehe
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