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Freizeichen

Freizeichen

Titel: Freizeichen
Autoren: Ildikó von Kuerthy
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Lamina t i m Flu r un d schließlic h au f dem Wohnzimmerteppich . Da s Ergebni s blie b unverändert , un d mir wurd e schlagarti g klar , waru m e s i n meine r Beziehun g nicht einma l m e h r z u de n bundesdeutsc h übliche n zweikommafünf Geschlechtsverkehren pro Woche kam.
    Und genauso schlagartig beschloss ich, auf der Stelle neuen Schwun g i n mei n Lebe n un d i n mein e Beziehun g z u bringen.
    Noch am selben Abend rasierte ich mir die Schamhaare und buchte ein Wochenende in einem Romantik - Hotel an der Nordsee. Am nächsten Morgen kaufte ich eine Getreidemühle, u m mi r i n Zukunf t morgen s mei n Müsl i selbe r z u schroten , statt wi e bishe r mi r morgen s mei n Nuss - Croissan t selbe r z u kaufen. Ic h erstan d ei n «Pe rfomance Late x - Ban d fü r meh r Kraf t und Ausdauer» , daz u zwe i Hantel n un d verabredet e außerde m mit meine r Freundi n Mona , i n de n nächste n Tage n eine n Se x - Shop aufzusuchen . Auc h Mon a fand , das s ih r Beziehungslebe n etwas meh r Schwun g vertrage n könn e - wen n si e denn erst mal eine Beziehun g hätte . Abe r i m Grund e genomme n kan n ma n gar nicht früh genug damit anfangen, sich gegen das schleichend lähmend e Gif t de r Gewöhnun g z u wappnen.
    U m alle n Bekannte n au s de m We g z u gehen , wählte n wi r für unsere Expedition in den « World of Sex›› - Supermarkt auf der Reeperbah n eine n Dienstagnachmittag , a n de m irgendein wichtige s Fußballspie l übertrage n wurde.
    E s wa r eigentlic h ein e gan z vergnüglich e Angelegenheit gewese n - bi s z u de m Moment , al s ic h i n eine m außerordentlich knap p sit z enden Krankenschwesternkittel aus Lackleder aus der Umkleidekabin e trat.
    «Ach , hallo , Annabel.»
    «An?»
    «Dar f ic h di r meine n gute n Freun d Le o vorstellen ? Leo , das is t Annabe l Leonhard , unser e best e Übersetzerin.»
    Le o schaut e mic h mi t großen , schreckgeweitet e n Auge n an, gan z so , al s se i ic h ein e geistesgestört e Irre , di e sic h nachmittags zum Zeitvertreib in Se x - Shop s rumtreib t un d i n hautenge Lacklederkittel zwängt. Neben Leo stand Bea Heinrich vom Verlag Jakobs & Kursedim, für den ich Bücher aus dem Englisch e n un d Holländische n übersetze . Be a is t meine Lektorin , ic h bi n ihr e Trauzeugin . Ic h schämt e mich ungeheuerlich.
    Waru m bleibe n eine m eigentlic h di e peinlichsten Begebenheite n besonder s lebhaf t i n Erinnerung ? Ic h erinnere mic h a n jede n einzelne n Fettnapf , i n de n ic h i m Lauf e meines Lebens getreten bin. Und das sind nicht wenige gewesen. Aber ich erinnere mich nicht daran, wie der erste Bundespräsident hie ß un d w o ic h neulic h di e heruntergesetzte n Stiefe l mit Leopardenprin t gesehe n habe.
    Ic h stric h meine n Lac k lederkitte l glat t un d versucht e s o zu tun , al s handel e e s sic h hie r u m ein e völli g alltäglich e und durchau s erfreulich e Begegnung.
    «Hallo , Leo , schön , dic h ma l kenne n z u lernen . Be a ha t schon vie l vo n di r erzählt.»
    Ich reichte dem verwirrten Mann die Hand, s o damenhaft , wie mir das unter den gegebenen Umständen möglich war. Dann wandt e ic h mic h beton t locke r a n Bea.
    «Und , be i di r sons t alle s klar?»
    Sie tat mir den Gefallen, nicht ein Wort über die erniedrigend e Situatio n z u verlieren , i n de r ic h mic h befan d . Sie is t ein e seh r kultiviert e Frau , lies t Walser , ha t ein Theaterabonnemen t un d is t trotzde m i n de r Lage , sich stundenlang über die Wahl des richtigen Lippenkonturstiftes zu unterhalten . Le o wa r eine r ihre r beste n Freunde , schwu l und Single . Be a wa r s o f reundlich , einma l i m Mona t Samstagabends be i ih m vorbeizuschaue n un d i n seine m Schlafzimme r eine Viertelstund e lan g lau t z u stöhnen . Al s Vorsichtsmaßnahme. Dami t de r Schwülenfeindlich e Vermiete r bezüglic h Le o keinen Verdacht schöpfen konnte. Bea ist loyal und taktvoll und erlöste mic h schnel l au s meine r peinvolle n Lage.
    «Dan n mach' s ma l gut . Le o un d ic h müsse n weiter . Wi r sind heut e Aben d be i seine m Exfreun d eingelade n un d suche n noch ei n hübsche s Mitbringsel . Komm , Leo , d a hinte n hab e ic h einen tolle n Led e rsli p mi t Paillettenbesat z gesehen.»
    Ich hörte ein Rumpeln hinter mir. Das war Mona, die vor lauter unterdrücktem Lachen neben dem Ständer mit den Dienstmädchenschürze n zusammengebroche n war.
    Danac h wa r mi r di e Lus t a m Shoppin g irgendwi e vergangen. Immerhin
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