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Frederikes Hoellenfahrt

Frederikes Hoellenfahrt

Titel: Frederikes Hoellenfahrt
Autoren: Henner Kotte
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dem Spiel stand. Frederike und Kain mussten gerettet werden! Nach stundenlanger Fahrt saß nur noch eine Geisel im Auto. Eine Geisel war fünfzig Prozent weniger Risiko. Es war nur ein Leben, nicht zwei oder zwanzig. Frederike war ihnen scheißegal. Kain war gerettet. Und dieser Michalk erzählte von Zufall und höherer Gewalt.
    »So wie man uns mitteilte, ist eine Landmaschine oder ein Lkw in Brand geraten. Kann passieren. Warum sollten wir zweifeln? Die Kollegen haben es uns ausführlich erklärt. Auch sie hätten das Leben der Geisel niemals gefährdet.«
    »Sagen die Kollegen.«
    »Ja. Und ich habe keinen Grund zu misstrauen. Miersch und die Einsatzleitung gehen von einem tragischen Zwischenfall aus. Das kann passieren, schauen Sie sich die Unfälle auf unseren Straßen doch an. Täglich Tote. Täglich Verletzte.«
    Ehrlicher fehlte der Glaube. Irgendein Offizier hat Held spielen wollen und nicht an Frederike gedacht. Ruhm ließ manchen die Regeln vergessen. Auch Ehrlicher hatte mit solch egoistischen Genossen und Kollegen zusammenarbeiten müssen.
    Es war Miersch zu verdanken, dass Ehrlicher bei der Ermittlung dabei gewesen war. Agnes Schabowski und er hatten die Namen der Täter ermittelt. Miersch und alle Kollegen hatten es mit einem Nicken zur Kenntnis genommen. Damit war der Fall geklärt, beendet war er nicht. Jetzt konnte Ehrlicher gar nichts mehr tun. Selbst die Leipziger Polizei war zum Zusehen verurteilt. Alles hing von den Partnern in Fluchtländern ab. Die hatten gehandelt: Autounfall.
    Ehrlicher war überzeugt, dass Polizisten das brennende Fahrzeug absichtlich in den Weg gerollt hatten. Wahrscheinlich hatte Miersch der Aktion zugestimmt. Ehrlicher wusste, dass er ungerecht war. Vielleicht war es wirklich ein Unfall gewesen. Vielleicht … sein Zweifel blieb.
    »Täter und Opfer, liegen alle vier dort im Bundeswehr-Krankenhaus?«, fragte Ehrlicher den jungen Kollegen.
    »Ja. Gut, dass es dort eines gibt.«
    »Alle haben den Unfall überlebt?«
    »Soweit ich weiß, ja.« Michalk blickte ihn an. »Aber nicht nur Frederike kämpft um ihr Leben. Die andern tun es auch.«
    Lippi und Robby. Ehrlicher könnte sagen, alle anderen interessieren ihn nicht. Das wäre gelogen. Aus den Akten kannte er das Alter der Entführer. Einundzwanzig und dreiundzwanzig. Das waren junge Burschen. Die hatten das Leben noch vor sich und bereits alle Chancen vergeben. Ehrlicher konnte nachvollziehen, dass man für den Lohn der Schwester stritt. Aber es durfte nicht in der Katastrophe enden. Er hielt den Tätern zugute, dass die Aktion nicht gewesen geplant war. Aber sie hatten mit einem gewaltsamen Ausgang gerechnet. Sie hatten sich Pistolen besorgt. Sie hatten ohne Zögern auf Isabell und den Passanten geschossen. Sie waren mit größter Brutalität vorgegangen.
    »Ich muss als Erstes mit Kain sprechen, wenn wir da sind.«
    »Herr Ehrlicher, es ist natürlich, sein eigenes Leben zu retten.«
    »Als Polizist! Da kann ich nicht wie die Ratte das sinkende Schiff als Erster verlassen. Da muss ich mein eigenes Leben, verdammt noch einmal, auch aufs Spiel setzen.«
    »Einfach hat es sich der Kain bestimmt nicht gemacht.«
    »Wie soll man denn diese Fakten anders interpretieren! Kain ist der Mörder von Frederike!« Michalk schaute erschrocken, dann ungläubig. Ein kurzer Ton, und dann bat die Stewardess, die Gurte umzulegen. Auch im Militärflugzeug begrüßte eine freundliche Stimme die Passagiere und wünschte einen angenehmen Flug. Wir verlassen Leipzig bei 12 Grad plus. Am Ankunftsort beträgt die Temperatur zurzeit 5 Grad. Ehrlicher war eiskalt, er wollte nicht daran denken, was ihn im Krankenhaus der Bundeswehr wirklich erwartete.
    Michalk blätterte in den Akten. Ehrlicher sah ihm seine Aufregung an. Es war die erste verantwortungsvolle Aufgabe, mit der ihn Konstantin Miersch betraute. Michalk wollte seinen Direktor nicht enttäuschen. Ehrlicher erinnerte sich an die ersten Einsätze mit Kain. Er war auch aufgeregt und ehrgeizig gewesen. Nun hatte Kain ihn maßlos enttäuscht. Ehrlicher fand keine Worte. Frederike allein diesen Gangstern zu überlassen! Je länger er darüber nachdachte, desto wütender wurde er. Er musste ihm gegenüber seinen Unmut und seiner Wut freien Lauf zu lassen. Dann wollte er Kain im Leben nicht wieder sehen. Kain hatte Frederike auf dem Gewissen.
    Das Flugzeug rollte zum Start. Zwölf Grad plus.

6:15
     
    Der Geschmack im Mund war abscheulich. Er ließ sich auch nicht vertreiben. Der Hals
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