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Frederica - sTdH 6

Frederica - sTdH 6

Titel: Frederica - sTdH 6
Autoren: Frederica - sTdH 6
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mit ihrer Mutter in Hopeminster, der Kreisstadt
in der Nähe von Hopeworth, beim Einkaufen gewesen. Ein schwerhöriger, älterer
Herr hatte plötzlich ganz laut zu seinem Begleiter gesagt: »Erzähl mir ja
nicht, daß das eines von den Armitage-Mädchen ist! So ein unansehnliches
kleines Ding!«
    Das hatte weh getan! Wochenlang schmerzte und brannte die Wunde.
    Als
Frederica jedoch einen Blick auf die heitere Landschaft warf, stieg ihre
Stimmung sprungartig an. Sie konnte kaum glauben, daß ausgerechnet sie
durchgebrannt war, etwas, was nur sehr kühne Leute taten. »Ich kann also gar
nicht so ängstlich und leblos sein«, sagte Frederica laut vor sich hin. Die
kleine Brust schwoll ihr vor Stolz. Diana war Fredericas Vorbild. Jetzt
verhielt sie sich so tapfer wie Diana!
    »Ich werde
auch weiterhin tapfer sein«, sagte Frederica, immer noch laut vor sich hin
sprechend, wie es die Gewohnheit der Einsamen ist. »Es ist so ein wunderbares
Gefühl.«
    Sie lächelte
den Kutscher freundlich an, als er ihr vor der Elster herunterhalf, und
ihr Lächeln war so offen und bezaubernd, daß ihre Augen so blau wurden wie der
Himmel über ihr.
    »Meiner
Seel'!« dachte der Kutscher. »Was für ein hüb sches kleines Ding.«
    Gutmütig
erzählte er dem Fräulein, daß es in der Elster wenig andere Gäste
antreffen werde, da das Gasthaus bis vor kurzem das schlechteste Essen und die
unbequemsten Betten in der ganzen Gegend gehabt hätte. Aber die neuen Besitzer,
Mr. und Mrs. Gilpin, hätten es wieder auf Vordermann gebracht, und das
Fräulein würde alles bestens vorfinden.
    Frederica
bedankte sich bei ihm und betrat das Gasthaus.
    Sie war
sich sehr wohl dessen bewußt, daß siebzehnjährige junge Damen nicht ohne
Mädchen, ohne Vorausbestellung, ohne Dienerschaft oder sonstige Begleiter in
einem Gasthaus abstiegen. Aber die Freude an ihrer neuentdeckten Tapferkeit
machte es ihr leicht, die notwendigen Lügen vorzubringen. Ihr Mädchen sei krank
geworden und im Seminar zurückgeblieben. Und ihr Papa würde sie morgen abholen.
    Sie wurde
von Mrs. Gilpin in ein hübsches Schlafzimmer geführt. Diese versprach ihr einen
Imbiß, wenn sie wieder nach unten kam. Frederica hatte bereits zwei Tische bemerkt,
die im Garten gedeckt waren, mit Blick auf einen plätschernden Bach. Sie
fragte, ob sie im Freien essen könne, und machte sich dann daran, ihre Kleider
durchzusehen, um die einfachsten auszuwählen.
    Wenn man
sie vermißte, kam man sicherlich auf die Spur zu diesem Gasthaus und würde ihre
Kleider finden. Wenn sie allerdings ihre Zeche nicht bezahlte, konnte es
passieren, daß der Wirt ihre Kleider verkaufte, um auf seine Rechnung zu
kommen, und das könnte Fredericas großzügige Schwestern kränken, die ihr so
viele von den hübschen Kleidern geschenkt hatten. Frederica seufzte. Es gab so
viel zu bedenken! Sie würde ihre Rechnung im voraus bezahlen, und damit war
das Problem gelöst.
    Ein
Kammermädchen kam herein, um das Feuer anzumachen. Frederica musterte sie
voller Interesse. Sie war ein dünnes, blasses Mädchen mit rotem Haar und sommersprossigem
Gesicht.
    »Arbeiten
Sie schon lange hier?« fragte Frederica, die schätzte, daß das Mädchen ungefähr
so alt wie sie selbst war.
    Das Mädchen
machte einen Knicks. Ich muß daran denken, überlegte Frederica. Immer knicksen.
»Ungefähr seit fünf Jahren, Miß«, antwortete das Mädchen. »Ich habe bei den
alten Besitzern angefangen, aber sie waren nicht so nett als Mr. und Mrs.
Gilpin.« Grammatikfehler, dachte Frederica, sind äußerst wichtig.
    »Und
arbeiten Sie sehr hart?« fragte sie.
    Die Augen
des Kammermädchens bewegten sich unruhig hin und her. »Ich mach' meine Arbeit
ordentlich, Miß.«
    »Davon bin
ich überzeugt«, sagte Frederica ernst. »Aber ist sie sehr anstrengend?«
    »Wie
bitte?«
    »Ich meine,
werden Sie müde davon?«
    »Jeder, der
arbeitet, wird müde«, antwortete das Mädchen und sie bekam einen trotzigen Zug
um den Mund herum. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Miß ...«
    Sie steckte
den Kopf unter das Bett, zog den Nachttopf hervor und schob ihn wieder zurück,
da er leer war.
    »Ach du
meine Güte«, sagte Frederica laut. »Nachttöpfe! Daran habe ich gar nicht
gedacht.«
    Das
Kammermädchen warf ihr einen beunruhigten Blick zu und begann rückwärts auf die
Tür zuzugehen.
    »Wünschen
Sie noch irgend etwas, Miß?«
    Frederica
hätte ihr gerne alle möglichen Fragen gestellt, aber sie wußte, daß das Mädchen
bereits der Ansicht war, daß
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