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Frau Hoffmanns Erzählungen

Frau Hoffmanns Erzählungen

Titel: Frau Hoffmanns Erzählungen
Autoren: Schöffling & Co.
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Bauern, Metzger und Kontrolleure?«
    Â»Weil sie damit Geld verdienen. Wie sie Geld verdient haben, als sie den Rindern Tiermehl ins Futter gestreut haben. Damit wollten sie ihre eigenen Familien ausrotten, was eine christliche Tradition ist. Darauf folgten die Dopingfälle in den Schweineställen. Es gibt keine Schweinerei, an der nicht irgend jemand ein Schweinegeld verdient.«
    Frau Hoffmann sieht mich mißtrauisch an.
    Â»Und wer hat daran verdient, als du den Maulwurf vergiften wolltest?« Diese Katze bringt mich noch bei den Tierschützern in Verschiß.
    Â»Und was hast du den ganzen Morgen gemacht?« wechsle ich das Thema.
    Sie geht mit steifen Schritten zum Fensterkasten. »Was kann man hier schon machen. Horizontbeobachtung.«

    Seit Sloterdijk diesen transzendenten Begriff im Fernsehen benutzt hat, hält sie sich für eine Horizontbeobachterin der ersten Stunde. Katzen haben einen Sinn dafür. Obwohl hier der Horizont bei den Plattenbauten verläuft, die den Platz der früheren Reichskanzlei einnehmen. Viel zu beobachten gibt es da nicht.
    Â»Die Kinder sind heute nicht da, die sonst auf der blauen Fläche Fußball spielen.«
    Unter der blauen Fläche war früher der Führerbunker, lese ich in einem dicken Buch über die »Wilhelmstraße« (Laurenz Demps, Ch. Links Verlag, Berlin). Sie ist der einzige Farbfleck in dieser preußischgrauen Umgebung. Wenn man von den gelben Baukränen absieht und dem Grün der Polizei. Die ist von Kopf bis Fuß in Laubfroschgrün gekleidet, sitzt auf laubfroschgrünen Motorrädern oder in Autos derselben Farbe. Wenn jemand von Berlin als der grünen Stadt schwärmt, meint er nicht die Bäume, sondern die allgegenwärtige Polizei. »Lao Tse«, sagt Frau Hoffmann nur, als ich ihr von der Polizei erzähle. Und setzt erklärend hinzu: »Wer sich grün macht, den fressen die Gänse«.
    Ihr chinesischer Zitatenschatz erinnert mich an ein Mitbringsel für die Heimatvertriebene. Es ist eine zehn Zentimeter dicke, runde Strohmatte, groß wie ein Kanaldeckel. »Bitte schön«, sage ich, »die ist für dich.« Mißtrauisch mustert sie das Meisterwerk asiatischen Handwerks und dreht ihm den Rücken zu. Sie wird sich dran gewöhnen, hoffe ich. Hier in Berlin muß man sich immerzu an etwas gewöhnen. Darin liegt der Charme der Stadt.

Rechtfertigung vor der Naschkatze
    Wir liegen auf dem Sofa, Frau Hoffmann und ich. Ich lese Zeitungen, sie wärmt meine Füße. Eine Idylle. Wären da nicht diese beunruhigenden Nachrichten! Zum Beispiel über den neuen Kultursenator von Berlin. Er gehört der PDS an.
    Â»Und was bedeutet das?« fragt die Katze.
    Â»Nichts Gutes«, sage ich, die BZ zitierend.
    Â»Hat er was gegen Katzen?«
    Â»In der Politik dreht sich nicht alles um euch«, tadele ich ihre Egozentrik.
    Â»Wahrscheinlich fördert er Hunde und Radfahrer.«

    Â»Radfahrer werden bereits von den Grünen protegiert. Was hast du gegen Radfahrer?«
    Â»Wo ein Radler radelt, ist der Hund nicht fern.«
    Wahrscheinlich wieder so ein Merkspruch von Old Possum, ihrem Guru. Gehört in die gleiche Kategorie wie »Wo ein Penner pennt, schnarchen drei Hunde«.
    Â»Es wäre schon verdienstvoll, wenn er etwas gegen die Ampeln unternähme.«
    Â»Du meinst rot-gelb-grün?«
    Â»Nein. Ich meine diese steinzeitlichen Ampelkreuzungen wie da vorne am Potsdamer Platz, die sogar in der Provinz durch Kreisel ersetzt werden.«

    Â»Werden die auch von Radlern benutzt?«
    Typisch Katze. Sieht die Welt durch die Antihundebrille. Wie die FAZ . Deren Hund heißt Schröder.
    Â»Hier«, sage ich und decke sie mit einer Doppelseite zu, »steht alles, was du über Hunde wissen willst.«
    Sie springt beleidigt vom Sofa. Die Doppelseite schwebt zu Boden. Unten auf der Straße heulen Polizeisirenen.
    Â»Warum jaulen die so laut?«
    Â»Wahrscheinlich wird ein Staatssekretär zum Frühstück gefahren.«

    Â»Sie jaulen aber auch am späten Nachmittag!«
    Â»Dann wird er wohl wieder abgeholt.«
    Â»Wirst du auch abgeholt, wenn du frühstückst?«
    Diese neugierige Katze weiß ganz genau, daß ich nie frühstücke. Außerdem nehme ich ein Taxi, wenn ich mehr trinke als eine Tasse Kakao.
    Â»Was willst du noch wissen«, frage ich entnervt, »die Fütterungszeiten im Zoo? Hier: Eisbären 10:30;
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