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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen
Autoren: Jan Zweyer
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Schwester
gegenüberzutreten. So wussten sich Julian und Lisbeth in
stillem Gedenken verbunden, ohne sich je
wiederzusehen.   
    Am 1. September 1939
überfielen die Armeen Hitlerdeutschlands Polen. England und
Frankreich erklärten daraufhin in Erfüllung ihrer
Bündnispflichten zwei Tage später dem Deutschen Reich den
Krieg.
    Julian Solle, der
mittlerweile erfolgreich als Bauingenieur in seiner Heimatstadt
tätig war, trat den deutschen Soldaten, die im Juni des folgenden Jahres
Nancy einnahmen, im Auftrag der Stadtversammlung mit einer
weißen Fahne entgegen, um Nancy zu übergeben. Die
Zerstörung der Stadt und ein weiterer Verlust an Menschenleben
sollte so verhindert werden.
    Ein SS-Offizier lachte
nur höhnisch und erschoss Solle, kaum dass dieser die ersten
Worte auf Deutsch gesprochen hatte. Von diesem Zeitpunkt an blieb
die Vase auf dem Friedhof leer.
    Auf dem Höhepunkt
des totalen Krieges suchten Hitlerjungen im Auftrag ihres
Führers nach kriegswichtigen Metallen. Auch auf dem Grab von
Agnes Treppmann wurden sie fündig. Sie lösten die
Schrauben, mit der die Vase auf der Steinplatte befestigt war, und
schleppten ihre Beute zu einer Sammelstelle. Aus dem Metall wurden
später Geschosshülsen, die das endlose Sterben
verlängerten.
    Danach erinnerte
nichts mehr daran, dass im Schatten des Rhododendron auf dem
Friedhof im Sodinger Stadtteil Vellwig ein Franzosenliebchen
begraben lag.

Nachbemerkung
    Die im Kapitel 4
beschriebene Anzeige zu den ›Scherenclubs‹ erschien
Mitte Februar 1923 in der Hattinger Zeitung. Die dort genannten
Überwachungsausschüsse und die Scherenclubs hat es ebenso
wie die zitierten Aufrufe tatsächlich gegeben.
    Der Aufruf zum Streik,
der in Kapitel 8 diskutiert wird, wurde nicht am 9.2.1923, sondern
einige Tage später verfasst. Sein Wortlaut wurde im Herner
Anzeiger vom 13.2.1923 abgedruckt. Er ist von mir mit allen Fehlern
im Original übernommen worden.
    Die in Kapitel 12
beschriebene Anita Berber wurde 1899 in Leipzig geboren. Sie war
Tänzerin und Filmschauspielerin und wurde berühmt durch
ihre impressionistischen Nackttänze. Sie starb,
drogenabhängig, am 10.11.1928 im Bethanien-Krankenhaus in
Berlin.
    In Kapitel 24 tauscht
Goldstein Dollar gegen Reichsmark. Zum Vergleich: Das Porto
für einen einfachen Postbrief betrug im April 1923
fünfzig Reichsmark. Mit dem Gegenwert eines Dollars konnte man
etwa 500 Briefe frankieren. Goldsteins 30 Dollar entsprechen heute
also etwa 7.500 €.
    Der Aufruf der
Recklinghäuser Kaufmannschaft in Kapitel 25 ist (leicht
gekürzt) wörtlich zitiert. Er wurde als Flugblatt am
7.2.1923 in Recklinghausen
verbreitet.    
    Die in Kapitel 10
erwähnten Abwehrkommissariate wurden aufgrund einer Verordnung
des Preußischen Innenministers erst am 13.3.1923 von der
Centralen Staatspolizei eingerichtet. Zunächst waren es
fünf, später acht Dienststellen. Ebenfalls mit Spitzel-
und Spionagediensten wurde die Zentrale Nord beauftragt.
    Der ebenfalls in
Kapitel 30 genannte Albert Leo Schlageter, Ikone und Märtyrer
der Nationalsozialisten, wurde am 12.8.1894 in Schönau geboren
und als Leiter eines illegalen ›Stoßtrupps‹
nach einer Denunziation aus den eigenen Reihen am 7.4.1923
verhaftet, am 7.5.1923 von einem französischen Kriegsgericht
zum Tode verurteilt und am 26.5.1923 auf der Golzheimer Heide bei
Düsseldorf durch ein französisches Peloton
hingerichtet.
    Die Versenkung des
Lastkahns ereignete sich tatsächlich erst nach dem von mir
erfundenen Gespräch.
    In Kapitel 37 wird das
Verbot der Franzosen beschrieben, u. a. die Nationalhymne zu
singen. Solche Befehle ergingen am 17. Januar und 1. März 1923
in Recklinghausen, allerdings nicht von General Caron, sondern von
General Degoutte.
    Wilhelm Tell wurde in
vielen Städten des besetzten Gebiets gespielt und zum Symbol
des Widerstands gegen die französische Besatzung. Eine dieser
Aufführungen hat es auch in Herne gegeben. Sie ist
dokumentiert im Herner Anzeiger vom 9.2.1923. In den Programmheften
und Theaterzetteln wurde häufig die Textzeile Wir wollen sein
ein einig Volk von Brüdern abgedruckt.
    Der Tumult bei der
Theateraufführung in Herne ist frei erfunden. Aber so
ähnlich gingen französische Truppen am 9.2.1923 in einem
Recklinghäuser Theater bei einer Aufführung von King Lear
vor.
    Im Kapitel 50 ist von
TuS Schalke 1877 die Rede, der in die Bezirksklasse aufsteigen
wollte. Die Bezirksklasse war die damalige ›erste
Adresse‹ für Fußballmannschaften.
Tatsächlich
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