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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Geschenke gestürzt und nach einem Striegel, einem Hufkratzer, nach irgendwas gesucht, was auf ein Pony hindeutete. Als der Berg mit Geschenken immer kleiner geworden war, hatte ich versucht, tapfer zu sein. Ein Tagebuch von Sidda,ein Pullover von Grandma Rae, ein Makramee-Halsband von Ben. Schließlich waren alle Schachteln geöffnet; ich saß in einem Haufen Einwickelpapier, bedankte mich bei jedem und versuchte mühsam, die Tränen zurückzuhalten. Und dann nahm Mama mich bei der Hand, zog mich hinaus auf die Veranda und führte mich zur Schaukel. Und da war er. Ein Sattel mit einer großen roten Schleife.
Ihr
Kindersattel. Der gleiche abgewetzte alte Sattel vom Dachboden, auf den ich jahrelang geklettert war. Und jetzt gehörte er mir. Mit meinem ganz eigenen Pony, auf das der Sattel draufpasste.
    Natürlich gab es Geschichten, die zu diesem Sattel gehörten, und Mama erzählte mir im Lauf der Jahre eine nach der anderen. Jede Kerbe, jeder Kratzer im Leder war eine Erinnerung. »Der hier«, sagte Mama stolz, »ist gekommen, als Shadow auf einem engen Waldpfad durchgegangen ist. Ich glaube, ein Rotluchs hatte ihn erschreckt. Und die hier« – sie deutete auf eine Druckstelle – »ist passiert, als Shadow am Turtle Creek ausgeglitten ist und wir von der Uferböschung in die Flusskiesel gerutscht sind.« Ich hatte Shadow natürlich nicht mehr erlebt, aber ich konnte ihn mir vorstellen, wie eine rote Flamme, ihn und die achtjährige Mama, die durch den Wald stoben und die Äste in Brand setzten. In ihren besten Geschichten kamen immer bedrohliche Gefahren und Pferde vor, deshalb war es, nachdem ich sie von ihr gehört hatte,echt schwer, mich an die Parker-Pony-Sicherheitsregeln zu halten. Ich hatte immer das Gefühl, etwas zu verpassen.
    Schnell machten wir uns daran, Snort zu Ende zu striegeln, ganz besonders seinen glatten braunen Rücken.
    »Ist er das?«, fragte Pearl und starrte aus dem Scheunentor.
    »Wer?«
    Auf der anderen Straßenseite stand Lucas Dunn mit dem Rücken zu uns auf einer Leiter, einen Malerpinsel in der Hand. Eine Seite der Hütte war frisch weiß getüncht. Er arbeitete schnell und die Muskeln auf seinem Rücken zuckten bei jeder Bewegung.
    »Wie ist er?«, wisperte Pearl. Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Ich berührte meine eigenen.
    »Ich weiß nicht«, log ich. Dabei wusste ich es ja. Für die wenigen drei Tage, die Lucas Dunn jetzt da war, wusste ich eine Menge. Ich wusste, dass Lucas nachts gerne den Fröschen lauschte, dass er noch lange aufblieb, wenn seine Mutter schon schlafen gegangen war, und an dem flachen Flussbett entlangspazierte. Ich wusste, dass er einen Apfel gerne mit seinem Schweizer Armeemesser schälte, ehe er in das feste Fruchtfleisch biss. Und dass er im Gras am liebsten barfuß lief. Seit er hier war, kam es mir so vor, als würde Lucas Dunn ständig vor meinem Fenster stehen, hinten zum Garten hin, so gegenwärtig wie dergelbliche Mond am Himmel. Wohin ich mich auch wandte, stieß ich auf seine Anwesenheit.
    Er sah plötzlich über die Schulter und winkte. »Hey, Francesca!«
    Pearl neben mir erstarrte. Ein dämliches Grinsen lag auf ihrem Gesicht. »Wow.« Sie seufzte.
    »Los«, sagte ich und zog sie fort. »Snort wartet.«

Tierklinik
    M ama sagt, die Angewohnheiten unserer Familie würden Grandma Rae verrückt machen. Vor allem unsere Haltung Tieren gegenüber. Der Julianfang war vom jährlichen Flohmarkt der Aubree-Bücherei gekennzeichnet, der eine Woche dauerte. Die Leute vom Ort stellten alle möglichen gebrauchten Sachen dafür zur Verfügung. Sidda tat so, als würde sie das überhaupt nicht interessieren, aber Ben und ich liebten es, auf den Tischen mit abgelegten Schätzen herumzustöbern. Letztes Jahr hatte ich ein Buch über norwegische Ponys entdeckt und Ben hatte einen einäugigen Plüschaffen gefunden. Am Dienstagvormittag machten wir uns also zu dem Flohmarkt auf, unser gespartes Taschengeld in Händen, und kauften uns einen gelben Kater. Der war eigentlich nicht zum Verkauf gedacht, aber er war das Aufregendste, das wir inmitten der zerbeulten Pappkartons mit Dachbodengerümpel finden konnten. Ben entdeckte ihn als Erster. Er kauerte hinter einem Karton mit alten Büchern. Wahrscheinlich wartete er auf eine Maus. Es war ein schöner Kater, ein bisschen struppig um die Ohren. Man konntesehen, dass er nichts als ein anständiges Fressen brauchte.
    »Den nehmen wir!«, sagte Ben zu den beiden alten Bibliothekarinnen, Miss Thorn und Mrs
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