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Franny Parker

Franny Parker

Titel: Franny Parker
Autoren: Hannah Roberts McKinnon
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Schildkrötengehege und ich zeigte Lucas einen der kleinen Vögel.
    »Wow, der ist ja so hübsch«, flüsterte er hinter mir.Ich konnte seinen Atem an meinem Nacken spüren, warm und regelmäßig. Der kleine Vogel zirpte, als ich ihn hochhob.
    »Eine Rauchschwalbe«, stellte Lucas fest und rückte noch näher. Ein Schauer lief mir über den Körper.
    »Stimmt. Woher weißt du das?«, fragte ich ihn.
    »Wir haben daheim in unserer Scheune ganze Nester voll davon gehabt«, sagte Lucas.
    »Ihr habt auch ’ne Scheune gehabt?«
    »Eine große alte Tabakscheune. Hat meinem Großvater gehört, in Georgia.«
    Ich beobachtete ihn. Behutsam zupfte er beim Beschreiben der Scheune an dem Heu um den Vogel herum und legte jedes Hälmchen vorsichtig zurecht, bis uns Daddy zum Essen rief.
    Der Tisch war wunderschön gedeckt. Mama hatte eine von den sahneweißen Leinentischdecken von ihrer Mutter aufgelegt und über dem kleinen Festessen, das Dad zubereitet hatte, schimmerten Bienenwachskerzen.
    »Lucas hat geholfen, die Patienten zu füttern!«, rief Ben, als wir alle am Tisch Platz nahmen.
    »Nicht ganz so laut«, murmelte Mama und steckte ihm eine Serviette unters Kinn.
    »Und, was hältst du von unserer kleinen Klinik?«, fragte Dad und reichte seinen berühmten Kartoffelsalat herum.
    »Ganz super«, erwiderte Lucas schüchtern. »Frannykann echt gut mit Tieren umgehen.« Ich wurde rot und Sidda warf mir über den Tisch einen finsteren Blick zu.
    »Lucas kennt sich auch richtig gut mit Vögeln aus, Daddy!«, verkündete Ben. »Er hat in seiner alten Scheune auch Rauchschwalben gehabt.«
    Dad blickte auf. »Tatsächlich? In Neumexiko müssen das ja Veilchenschwalben gewesen sein. Hab selbst noch nie eine gesehen.«
    Lucas machte ein ratloses Gesicht. »Veilchenschwalben?«
    »Genau, das ist die Schwalbenart, die in den westlicheren Regionen vorkommt«, setzte ihm Dad auseinander. »Sie überwintern in Neumexiko.«
    »Ich dachte, ihr seid aus Georgia?«, sagte ich.
    »Georgia? Du meinst wohl Neumexiko«, sagte Sidda und starrte Lucas an.
    Lucas hustete und steckte sich eine Kartoffel in den Mund. Er sah plötzlich ziemlich durcheinander aus.
    »Nein, nein, nein«, korrigierte Ben Sidda. »Lucas ist aus Georgia. Er hat es mir gerade erzählt!«
    Sidda blieb stur. »Nein-nein-nein selbst, Ben. Lindy hat uns gerade von ihrem alten Haus in Neumexiko erzählt.«
    Alle blickten verunsichert auf und sahen erst Lindy, dann Lucas an. Beide schienen genauso wenig zu wissen, was sie sagen sollten, wie wir anderen.
    Schließlich räusperte sich Lindy. »Also, hierher sindwir von Neumexiko gezogen. Aber wir haben auch schon in, äh, Georgia gewohnt, das ist ein bisschen her«, versuchte sie zu erklären und sah uns hoffnungsvoll an.
    »Ihr kommt ja ganz schön rum«, sagte Mama.
    »Ich würde zu gern mal ’ne Veilchenschwalbe sehen«, sagte Daddy träumerisch, der in Gedanken immer noch bei den Vögeln war. »Erzähl mal, sind sie genauso groß wie unsere Rauchschwalben?«
    »Äh, weiß nicht so genau.« Lucas sah Lindy hilflos an.
    »Mr Parker ist Vogelbeobachter«, sagte sie zu ihm und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. »Er kennt sich aus mit Vögeln, aus
allen Regionen

    Lucas rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Irgendwas stimmte nicht. »Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, Sir.« Entschuldigend zuckte er die Schultern.
    »Aber die Vögel aus eurer Ecke kennst du gut«, sagte Dad und kniff die Augen anerkennend zusammen. Doch die Dunns schwiegen irgendwie beklommen.
    »Was habt ihr denn sonst noch für Tiere in Neumexiko gehabt?«, wollte Mama wissen.
    »Ähm … weiß ich nicht mehr so genau«, stotterte Lucas.
    »Krokodile?«, fragte Ben.
    »Sei doch nicht albern!«, sagte Sidda.
    »Präriehunde?«, fuhr Ben fort.
    »So was in der Art«, sagte Lucas. Erneut warf er Lindy einen Blick zu.
    »An irgendwelche musst du dich doch erinnern«, sagte Ben drängend.
    »Ben!«, schimpfte Mama.
    Lucas sah wie ein in die Enge getriebenes Tier aus. Mir wurde ganz flau im Magen.
    »Also, das Hähnchengericht ist wirklich lecker!«, sagte Lindy und wechselte abrupt das Thema. »Das Rezept hätte ich gerne.«
    »Willst du was abhaben?«, fragte Ben und wedelte mit seinem halb gegessenen Schlegel vor Lindy herum. Alle lachten und die Stimmung wurde wieder locker im Zimmer. Ich sah in die Runde. Daddy nippte an seinem Wein. Sidda stocherte auf ihrem Teller herum und war immer noch beleidigt. Mama jedoch sah Lucas an, mit einem
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