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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Autoren: Arthur Schurig
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Befehl zur Umkehr erteilen.
    In jener Bucht, wo man vor dem großen Sturm Holz und Wasser geholt hatte, ging die Karavelle zum zweitenmal vor Anker. Der Ort trägt noch heute den Namen Puerto de la Hambre (Hungerhafen), zum Gedächtnis der Leiden, die Pizarro und seine Genossen hier zu erdulden hatten. Es war um den 22. Januar 1525.
    Das Land war hier genau wie an der Mündung des Birú, flach und sumpfig. Soweit der Blick reichte, starrte undurchdringliches Gehölz, zu beiden Seiten der endlosen Küste. Dahinter strahlte die hohe Sierra, stumm und majestätisch. Nirgends sah man Menschen. In der unheimlichen Einöde flatterten vereinzelte Seevögel, grau wie das Gestade; hier und da am Himmel ein Geier oder Kondor aus den Bergen.
    Und doch begrüßten die halbverhungerten Seefahrer dies Land als alten Bekannten inmitten ihrer Verlassenheit. Man landete ein Stück stromauf und baute ein Hüttenlager. Unaufhörlich prasselte der Regen auf das lederharte Laub des Urwaldes. Das eingesalzene Schweinefleisch war längst verzehrt; Mehl gab es nur noch für die Kranken. Als Nahrung dienten zunächst Schaltiere, Beeren und Krauter. Fast alle klagten, jammerten, machten ihrem Führer heimlich und offen Vorwürfe. Pizarro blieb fest: unmöglich konnte er vor Ablauf der ihm bewilligten Dauer des Zuges nach Panama zurückkehren, ohne Gold, ohne die einwandfreie Entdeckung des gesuchten indianischen Kulturlandes. Er wäre für allezeit erledigt und obendrein wirtschaftlich ruiniert gewesen. Und ganz abgesehen von alledem: als Mann, als Soldat, als Held, der fest an sich selber glaubte, durfte er seinen Plan nicht aufgeben.
    Er versammelte die Offiziere und die Mannschaft und legte ihnen seinen Standpunkt in knapper, anschaulicher, ehrlicher Rede dar. Er erinnerte an die Ergebnisse und Berichte der früheren Fahrten nach dieser Gegend. An dem Vorhandensein des Goldlandes sei nicht zu zweifeln. Er erinnerte an Cortes und an das Wunderbare, das er mit seiner kleinen unverzagten Schar erlitten und erkämpft hätte. Ohne Mut und Ausdauer sei der gleiche Erfolg unmöglich. Er habe sich entschlossen, die Karavelle nach der Perleninsel zu schicken, um frische Vorräte zu holen und die nicht mehr Felddienstfähigen heimzugeleiten. Die Entfernung sei nicht groß; in zehn, zwölf Tagen könne das Schiff zurück sein – und der neue Versuch, nach Peru vorzudringen, sei ermöglicht.
    Pizarros gelassene zuversichtliche Beurteilung der zweifelhaften Lage stimmte die Verzagten um. Als Narr wollte keiner nach Panama zurück. Eitel und stolz ist jeder Spanier. Und das Gold lockte von neuem. So ward einer der Offiziere namens Montenegro mit dem Schiff abgesandt. Pizarro mit etwa 50 Genossen und einigen Indianern verblieb im Lager.
    Nach der Abfahrt der Karavelle unternahm er kleine Entdeckungszüge mit Trupps, die er zumeist persönlich leitete. Es galt Nahrungsmittel beizutreiben und womöglich Ansiedlungen von Eingeborenen festzustellen. Aber alle Versuche blieben ergebnislos. Krankheit und Tod lichtete die Schar. Das sehnsüchtig erwartete Schiff ließ sich nicht wieder blicken. Man litt »Hunger und Herzeleid«, wie Xerez in seiner naiven Art berichtet.
    Da brachte eine der Patrouillen, die Pizarro klugerweise nach wie vor Tag um Tag aussandte, die Meldung zurück, man habe in der Ferne einen Lichtschein im Walde erblickt. Sofort brach der Capitano mit einer kleinen Schar Freiwilliger auf, um in der bezeichneten Richtung Näheres zu erkunden. In der Tat fanden sie ein indianisches Dorf, dessen Bewohner beim Anblick der seltsamen weißen Männer entsetzt flohen. Pizarro marschierte in das verlassene Dorf und ließ die Lebensmittel aus den Hütten zusammentragen: Mais, Kakao, einige Hühner. Es war wenig, aber den Ausgehungerten köstlich.
    Etliche der fortgelaufenen Einwohner kamen aus Neugier wieder in Sicht. Pizarro ließ ihnen seine freundschaftliche Gesinnung bedeuten. Da kehrten sie zurück in ihr Dorf, verwundert, daß Fremde, denen sie nie ein Leid angetan, aus der Ferne gekommen seien, um zu rauben, statt sich in ihrer eigenen Heimat zu erbauen, was sie brauchten.
    Die Wilden trugen die Antwort auf ihre Frage um Hals und Handgelenk: das verruchte Gold, den Satan des Abendlandes!
    Pizarro hatte eine andre Frage auf dem Herzen: »Was wißt ihr von Perú?«
    Man bestätigte ihm die Legende. Zwölf Tagreisen hinter den Bergen habe ein mächtiger König geherrscht, dessen Gebiet von einem noch mächtigeren, weiter im Süden herrschenden
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