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Frag Nicht - Kuess Mich

Frag Nicht - Kuess Mich

Titel: Frag Nicht - Kuess Mich
Autoren: Anna Cleary
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Blick auch sie streifte. Ihr wurde heiß. Alessandros Miene war nicht anzusehen, ob er Lara erkannt oder ob er einfach durch sie hindurch geblickt hatte.
    „Noch eins“, fügte Alessandro dann leise hinzu. „Es gibt nur sehr wenige Entschuldigungen, die ich akzeptiere.“
    Oje. Lara dachte an ihre Tochter. Die Magie eines taubenetzten Spinnengewebes am Schulzaun zählte wohl kaum zu den wenig akzeptierten Entschuldigungen, dachte Lara bekümmert.
    „Wenn Sie mich besser kennen“, fuhr er geschmeidig fort, „merken Sie, dass ich sehr ungeduldig werden kann, wenn man mich warten lässt. Das Unternehmen Scala stellt hohe Ansprüche. Wir sind gnadenlos, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden. In den kommenden beiden Tagen führen Miss Capelli und ich Einzelgespräche mit Ihnen. Stellen Sie sich schon mal darauf ein, für Ihren Job zu kämpfen.“
    Die Belegschaft hielt den Atem an. Ungerührt dankte Alessandro ihnen für ihre Aufmerksamkeit, als hätte er nicht gerade die Sicherheit ihrer Jobs infrage gestellt.
    Lara schloss sich dem Strom der Mitarbeiter an, die schockiert den Raum verließen. Erst an ihrem Schreibtisch blieb sie nachdenklich stehen. Wäre es nicht besser, sofort mit Alessandro zu reden? Sozusagen, um das Eis zu brechen?
    Entschlossen kehrte Lara zum Konferenzraum zurück, doch Alessandro und seine Assistentin waren bereits gegangen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ihn direkt aufzusuchen, um die alte Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen. Andererseits sollte er auch nicht den Eindruck haben, sie ginge ihm aus dem Weg.
    Also eilte Lara zu dem Büro des ehemaligen Geschäftsführers Bill und blieb vor der Tür stehen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich. Sie war mutig und stark, wie nur eine Mutter es sein konnte. Sie würde es mit Alessandro Vincenti aufnehmen können. Ob er sie wohl noch immer anziehend fand?
    Mutig klopfte sie an die Tür. Als sich nichts rührte, wollte sie es gerade noch einmal versuchen, als Donatuila Capelli auf ihren hohen Schuhen um die Ecke gestöckelt kam und Lara kühl musterte. „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Ich … möchte Alessandro sprechen.“
    „Mr. Vincenti für Sie, Herzchen. Wie heißen Sie?“
    „Lara.“ Sie machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. „Ist er da?“
    Donatuila zog ihre bleistiftdünnen Brauen hoch. „Nein, ist er nicht. Ich rate Ihnen, an Ihren Arbeitsplatz zurückzukehren und abzuwarten, bis Sie aufgerufen werden.“ Donatuila griff nach der Türklinke und schob Lara mit ihrer knochigen Hüfte aus dem Weg. „Sie bekommen Ihre Chance, keine Sorge.“
    Donatuila betrat das Büro und schlug Lara die Tür vor der Nase zu.
    Ganz schön kaltschnäuzig, dachte Lara. Wieder fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, um ein privates Gespräch mit Alessandro zu bitten.
    Gerade wollte Lara unverrichteter Dinge von dannen ziehen, als die Tür sich wieder öffnete und Alessandro plötzlich vor ihr stand.
    Atemlos blickten sie einander in die Augen.
    Lara bekam weiche Knie. Sie hatte völlig vergessen, wie er duftete – nach Seife, Lederschuhen, Aftershave, frisch gewaschener Kleidung und einem ganz eigenen männlichen Duft, der sie mit tiefer Sehnsucht erfüllte.
    Doch dann ließ er den Augenkontakt abreißen.
    „Alessandro“, sagte sie aufgeregt. „Ich wollte nur kurz Hallo sagen.“
    Seine Augen schienen aufzuleuchten, doch seine ausdrucksvollen Lippen wurden schmaler. Nach kurzem Zögern machte Alessandro ihr Platz und bat sie in sein Büro.
    Neben Bills großem Schreibtisch stand nun zusätzlich ein kleinerer Arbeitsplatz, an dem Donatuila Capalli saß und einen dicken Aktenordner studierte. Höflich nickte Alessandro ihr zu und hielt ihr die Tür auf. „Wenn du uns bitte entschuldigen würdest, Tuila. Es dauert nur eine Sekunde.“
    Ungläubig blickte Donatuila auf. Dann klappte sie den Ordner zu und verließ das Büro, nachdem sie Lara einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte.
    Die hatte jedoch nur Augen für ihren Geliebten – ehemaligen Geliebten.
    Alessandro schloss die Tür, und Lara war mit ihm allein.
    Wie hatte sie nur seine magische Anziehungskraft vergessen können? Instinktiv fühlte sie sich mit aller Macht zu ihm hingezogen. Sie sehnte sich danach, sich an ihn zu schmiegen, ihn zu spüren.
    Jetzt reiß dich endlich zusammen!, meldete sich ihre innere Stimme. Der Mann ist verheiratet!
    Doch ihr Körper wollte davon nichts wissen. Laras Zuneigung galt dem Mann,
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