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Foundation 09: Die Suche nach der Erde

Foundation 09: Die Suche nach der Erde

Titel: Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Autoren: Asimov Isaac
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Zukunft keine öffentliche Kritik, keine Zweifel am Plan geben soll, keine Ablehnung! Wir müssen ihn uneingeschränkt unterstützen! Fünf Jahrhunderte lang hat er sich bewährt. Er ist der beste Schutz der ganzen Menschheit, und deswegen darf er nicht aufs Spiel gesetzt werden. Sind wir darin einer Meinung?«
    Gedämpftes Gemurmel ertönte. Die Bürgermeisterin blickte kaum auf, um nach sichtbaren Beweisen der Zustimmung zu suchen. Sie kannte jedes einzelne Mitglied des Rates und wußte, wie jedes davon zu reagieren pflegte. So kurz nach ihrem Triumph würde niemand Einwände vortragen. Vielleicht nächstes Jahr. Heute nicht. Sie beabsichtigte die Schwierigkeiten des nächsten Jahres allerdings erst im nächsten Jahr anzugehen.
    Aber man mußte immer mit einer Ausnahme rechnen…
    »Gedankenkontrolle, Bürgermeisterin Branno?« fragte Golan Trevize, der durch den Mittelgang schlenderte und so laut sprach, als wolle er für das Schweigen der anderen einen Ausgleich schaffen. Er zog es vor, nicht an seinem Platz zu bleiben, der sich – weil er ein neues Mitglied war – in der letzten Reihe befand.
    Nach wie vor blickte die Branno nicht auf. »Ratsherr Trevize«, erkundigte sie sich, »wie lauten Ihre Ansichten?«
    »Daß die Regierung nicht das Recht der freien Meinungsäußerung antasten darf, daß alle Individuen – und zweifelsfrei auch die Ratsherren und Ratsdamen, die man zu eben diesem Zweck gewählt hat – das Recht besitzen, politische Tagesfragen zu diskutieren, und daß möglicherweise keine politische Angelegenheit mehr ohne Berücksichtigung des Seldon-Plans behandelt werden kann.«
    Die Branno faltete die Hände und hob den Blick. Ihr Gesicht war ausdruckslos. »Ratsherr Trevize«, sagte sie, »Sie sind in diese Debatte ohne Beachtung der Form und außer der Ordnung eingetreten. Aber ich habe Sie gebeten, Ihre Ansichten zu äußern, und deshalb will ich Ihnen nun antworten. Im Kontext des Seldon-Plans ist eine Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung nicht beabsichtigt. Nur der Plan selbst erlegt uns aufgrund seiner Natur gewisse Beschränkungen auf. Man kann Ereignisse auf mancherlei Weise interpretieren, ehe das Seldon-Imago schließlich eine Entscheidung herbeiführt, sobald sie jedoch feststeht, kann es darüber im Verwaltungsrat keine weiteren Diskussionen geben. Man kann die Entscheidung auch nicht vorher in Frage stellen, etwa indem man sagt: ›Falls Hari Seldon dies und jenes konstatiert, wird’s ein Irrtum sein.‹«
    »Und wenn jemand aufrichtig so empfindet, verehrte Bürgermeisterin?«
    »Dann darf er es als Privatperson und in privatem Rahmen sagen.«
    »Sie meinen also, daß die Einschränkung der Meinungsäußerung, die Sie vorschlagen, mit ausdrücklicher Ausschließlichkeit für Vertreter der Regierung gelten soll?«
    »Genau! Und dabei handelt es sich keineswegs um ein neuartiges Prinzip der Foundations-Gesetze. Es ist vielmehr bereits von Bürgermeistern aller Parteien angewendet worden. Eine Privatmeinung ist unwichtig. Eine offiziöse Meinungsäußerung dagegen hat Gewicht und kann gefährlich sein. Wir sind nicht so weit gekommen, um uns überflüssigen Gefahren auszusetzen.«
    »Darf ich darauf hinweisen, Bürgermeisterin, daß das von Ihnen erwähnte Prinzip nur äußerst selten und bei besonderen Gelegenheiten zur Anwendung gelangt ist? Nie ist es auf etwas von solcher Tragweite und Undefinierbarkeit wie den Seldon-Plan angewendet worden.«
    »Der Seldon-Plan muß am dringendsten gesichert werden, denn er ist genau der Punkt, wo Kleinmut sich am verhängnisvollsten auswirken kann.«
    »Möchten Sie sich nicht wenigstens einmal mit dem Gedanken befassen, Bürgermeisterin…« Trevize drehte sich um und wandte sich nun an die übrigen Ratsmitglieder, die in den Sitzreihen auf ihren Plätzen saßen und die anscheinend alle den Atem anhielten, als warteten sie auf den Ausgang eines Duells. »Möchten Sie, werte Ratskollegen, sich nicht wenigstens einmal ernsthaft mit dem Gedanken befassen, daß aller Grund zu der Annahme besteht, es gibt gar keinen Seldon-Plan?«
    »Wir alle haben heute mitansehen können, wie sehr er sich bewährt«, entgegnete Bürgermeisterin Branno, die im gleichen Maß immer klarere Ruhe ausstrahlte, wie sich Trevize erhitzte und seine Rednerkünste bemühte.
    »Eben das, was wir heute erlebt haben, ehrenwerte Ratsherren und Ratsdamen, zeigte uns, daß der Seldon-Plan, so wie er uns eingetrichtert worden ist, nicht existieren
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