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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Autoren: Asimov Isaac
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werden sehen.«
    Doch offenbar hatte keiner von beiden größere Schäden davongetragen. Die Blutwerte waren normal, und auch eine Untersuchung der Haarwurzeln ergab keinen Befund. Die Übelkeit, die sich nach einer Weile einstellte, wurde als psychosomatisch diagnostiziert, und andere Symptome traten nicht auf.
    Und weder jetzt noch später fand sich im gesamten Institut ein Experte, der hätte erklären können, wie es zuging, daß eine Probe Rohuran weit unterhalb der kritischen Masse und ohne direkten Neutronenbeschuß plötzlich schmelzen und jene unverwechselbare, tödliche Korona entfalten konnte.
    Die einzige Schlußfolgerung lautete, daß man wohl doch noch längst nicht jeden gefährlichen Winkel der Atomphysik erforscht habe.
    Als Dr. Smith endlich seinen Bericht verfaßte, konnte er sich nicht überwinden, die ganze Wahrheit zu sagen. Er erwähnte nichts von den Löchern im Labor und unterschlug auch die Tatsache, daß man das eine, dem Standort des Tiegels am nächsten liegende, kaum sehen konnte, während das zweite auf der anderen Seite des Thermostaten schon eine Spur größer war, und durch das dritte, das sich, dreimal so weit von der Unglücksstelle entfernt, in der Wand befand, sogar ein Nagel gepaßt hätte.
    Ein Lichtstrahl, der sich geradlinig fortpflanzte, müßte mehrere Meilen zurücklegen, bevor er sich, inzwischen auf einen Durchmesser von drei Metern angewachsen, infolge der Erdkrümmung so weit von der Oberfläche entfernt hätte, daß er keinen Schaden mehr anrichten konnte. Danach würde er sich, immer breiter und schwächer werdend, im Weltall verlieren, eine kleine Unregelmäßigkeit im kosmischen Gefüge.
    Von diesem abstrusen Gedankenspiel sagte er niemandem ein Wort.
    Er erwähnte auch nichts davon, daß er sich am nächsten Tag die Morgenzeitungen auf die Krankenstation kommen ließ und sie auf eine ganz bestimmte Nachricht hin durchsuchte.
    Doch in einer Riesenmetropole werden jeden Tag eine Reihe von Menschen als vermißt gemeldet. Und niemand war schreiend zur Polizei gelaufen und hatte wirre Geschichten über einen (vielleicht auch nur einen halben?) Mann erzählt, der vor seinen Augen plötzlich verschwunden sei. Jedenfalls wurde kein solcher Fall gemeldet.
    Und mit der Zeit gelang es Dr. Smith, den Vorfall zu vergessen.
     
    Für Joseph Schwartz war alles von einem Schritt zum nächsten passiert. Er hatte den rechten Fuß gehoben, um über die Raggedy Ann-Puppe hinwegzusteigen, und dann war ihm plötzlich schwindlig geworden – als sei er für den Bruchteil einer Sekunde in einen Wirbelwind geraten, der sein Innerstes nach außen kehrte. Als er den rechten Fuß wieder auf den Boden setzte, wurde ihm mit hörbarem Keuchen die Luft aus den Lungen gepreßt, und er spürte, wie er langsam in sich zusammensackte und ins Gras fiel.
    Lange hielt er die Augen geschlossen – und dann schlug er sie auf.
    Tatsächlich! Er saß im Gras, während er doch vorher auf Beton gegangen war.
    Die Häuser waren nicht mehr da! Die weißen Häuser, die, jedes mit seinem Vorgarten, Reihe um Reihe die Straßen gesäumt hatten, waren verschwunden!
    Und er saß auch nicht etwa in einem gepflegten Vorgarten. Das Gras wucherte hier völlig wild und wurde sicher nie gemäht, ringsum wuchsen viele Bäume, und am Horizont zeichneten sich weitere Wipfel ab.
    Die Bäume erschreckten ihn am meisten, denn ihr Laub hatte sich zum Teil schon rot verfärbt, und er selbst hielt ein dürres, trockenes Blatt in der Hand. Er mochte zwar ein Stadtmensch sein, aber er wußte doch immer noch, wie die Welt im Herbst aussah.
    Herbst! Als er den rechten Fuß hob, war es Juni gewesen, und alles hatte in jungem, frischem Grün geprangt.
    Bei dem Gedanken sah er unwillkürlich auf seine Füße hinab und streckte mit einem erschrockenen Aufschrei die Hand aus… Da lag die kleine Stoffpuppe, über die er hinweggestiegen war, ein winziger Fetzen Realität, ein…
    Nein! Er drehte sie mit zitternden Händen um. Sie war nicht mehr heil. Aber sie war auch nicht verschlissen, sondern durchgeschnitten. Das war nun wirklich komisch! Der Länge nach durchgeschnitten, so glatt, daß nicht einmal die Putzwolle herausquoll, mit der sie gefüllt war. Die Fäden waren nur durchtrennt, sonst hatten sie sich nicht verändert.
    In diesem Moment bemerkte Schwartz ein Glitzern an seinem linken Schuh. Ohne die Puppe loszulassen, hievte er den Fuß auf das angewinkelte rechte Knie. Die äußerste Sohlenspitze, die Kante, die über das
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