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Fly Me To The Moon - In seinem Bann 1: Erotischer Liebesroman (German Edition)

Fly Me To The Moon - In seinem Bann 1: Erotischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Fly Me To The Moon - In seinem Bann 1: Erotischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Anaïs Goutier
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Die blasse, porzellanfarbene Haut der Beine und des Bauches lässt die fleischfarben klaffenden Vulven und die unnatürlich geröteten Hinterbacken noch deutlicher hervortreten. Das sind eher die Attribute von Gummipuppen denn von Schaufenster-Mannequins. Der weibliche Körper wird also radikal modifiziert und auf seine am stärksten sexuell aufgeladenen Teile reduziert. Schon auf dieser Ebene wird diesem Körper Gewalt angetan. Hinzu kommen die biederen Mädchenschuhe, die unnatürliche, krampfartig-verdrehte Körperhaltung und die auffälligen Rötungen an Po und Scham. Man kann als Betrachter kaum umhin, hier ein Gewaltverbrechen, ein minderjähriges Opfer von sexuellem Missbrauch zu assoziieren.«
    Als ich meinen Blick erneut über die Gruppe schweifen ließ, stellte ich fest, dass die drei Herren den Saal gar nicht verlassen hatten, wie ich zwischenzeitlich angenommen hatte, sondern sich zu uns gesellt und meinen Ausführungen vom Rand der Gruppe aus gelauscht hatten.
    Sie alle trugen Maßanzüge und ich nahm an, dass es sich um Frankfurter Banker handelte, die ihre Mittagspause zu einer der neuerdings so populären Kunstpausen , einem kurzen Ausstellungsbesuch, nutzten. Während mir für zwei von ihnen, den leicht untersetzten Endfünfziger mit weichen Zügen, Halbglatze und Flair-Randlosbrille und den schlaksig wirkenden Asiaten mit der mausgrauen Krawatte ein kurzer Seitenblick genügte, um sie in meine imaginären Typ-Schubladen einzusortieren und ich meiner Gruppe gleichzeitig etwas über Hans Bellmers Biografie erzählte, blieb mein Blick an dem dritten Geschäftsmann länger hängen.
    Er war überdurchschnittlich attraktiv, gertenschlank, aber nicht hager, mit einem äußerst scharf geschnittenen Gesicht. Mir fiel auf, dass er als Einziger der drei keine Krawatte trug. Seine dunklen Haare, in denen die ersten silbrigen Reflexe spielten, wirkten wie vom Wind zerzaust und sein weißes Hemd mit dem schmalen Kragen war ein bisschen verknittert. Dennoch saß der sündhaft teure Hedi-Slimane-Anzug wie angegossen.
    Ich merkte, dass ich leicht ins Stottern geriet, während ich meinen Blick einfach nicht von ihm zu lösen vermochte. Noch schlimmer wurde es, als er meine Konzentrationsschwierigkeiten offenbar umgehend registrierte und mich anlächelte.
    Himmel, dieses Lächeln! Es war nur ein ganz feines Lächeln, das seine sinnlich geschwungenen Lippen umspielte, nicht breit oder gar hämisch, sondern sympathisch, wenn auch mit einem Hauch von spöttischem Amüsement. Und es ließ seine wachen graublauen Augen strahlen, die unter perfekt geformten Brauen genau auf mich gerichtet waren.
    Endlich fand ich die nötige Kraft, meinen Blick von ihm zu wenden, doch ich sah aus dem Augenwinkel, wie er mir wenig später freundlich zunickte und seinen Begleitern dann mit einer ausholenden Zeigegeste bedeutete, ihm in den nächsten Raum zu folgen. Einen Moment lang sah ich den dreien nach und mir fiel auf, dass ich noch nie einen Mann gesehen hatte, der so ging. In seinen gemessenen und gleichzeitig kraftvollen Bewegungen vereinigten sich Anmut und männliche Selbstgewissheit auf eine nie gesehene, äußerst anziehende Weise.
    Wir brachten noch fast zwei Stunden in der Ausstellung zu, die das künstlerische Schaffen Hans Bellmers auf kongeniale Weise dem Werk Louise Bourgeois‘ gegenüberstellte, deren radikale Installationen und Objekte nicht minder schockierten und ebenso sexuell aufgeladen waren, wie die ihres männlichen Künstlerkollegen.
    Für die hochkarätige Dauerausstellung der Sammlung Reed im Ersten Stock blieb uns nur noch wenig Zeit, doch alle Seminarteilnehmer waren zu einer halbstündigen Überziehung der Sitzungszeit bereit, da viele von ihnen zum ersten Mal diese beeindruckende Sammlung von Ikonen der phantastischen Malerei zu Gesicht bekamen.
    Als wir das Museum für phantastische Kunst verließen, schien die Sonne warm und strahlend auf das parkartig angelegte Grundstück am Schaumainkai.
    Drei Studentinnen im ersten Semester, die in der nächsten Woche ihr allererstes Referat über Paul McCarthy halten würden, hatten noch ein paar Fragen zur Aufteilung ihres Vortrags und zum Medieneinsatz. Da ich die drei Mädchen bisher als sehr gewissenhaft und eifrig kennengelernt hatte und mich über ihr Engagement freute, verwies ich sie nicht, wie üblich, auf meine Sprechstunde am Dienstagnachmittag, sondern lud sie zu einem Cappuccino auf der Terrasse des Museumscafés ein.
    Ich riet ihnen, den biografischen
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