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Flitterwochen auf Dream Island

Flitterwochen auf Dream Island

Titel: Flitterwochen auf Dream Island
Autoren: Miranda Lee
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weiterfuhr. “Zum Glück ist mein Haar nicht noch länger, sonst würde er wahrscheinlich vorschlagen, dass ich bei meiner Hochzeit als Lady Godiva auftrete. Dann wäre ich die erste Braut, die er nackt fotografiert.”
    Isabel fluchte noch eine Weile unterdrückt, zuerst wegen Rafe, dann wegen des hohen Verkehrsaufkommens. Es waren so viele Autos auf den Straßen, dass sie fast zweimal so lange für die Fahrt brauchte wie sonst. Als sie schließlich das Haus ihrer Eltern erreichte, war Isabel am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Überrascht stellte sie fest, dass Lukes Wagen in der Auffahrt stand. Er selbst saß noch am Steuer und stieg gleichzeitig mit ihr aus.
    Isabel bekam ein schlechtes Gewissen, als sie ihn sah. “Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du jetzt schon kommst”, sagte sie verwundert, um ihre Nervosität zu verbergen. “Warum hast du mich nicht angerufen und mir Bescheid gesagt?”
    “Ich habe versucht, dich zu erreichen”, sagte Luke. “Aber du bist nicht ans Telefon gegangen.”
    “Was? Oh nein, ich muss das verdammte Handy bei diesem albernen Fotografen liegen gelassen haben.” Isabel hätte am liebsten geschrien. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Jetzt musste sie noch einmal zurückfahren – und war gezwungen, Rafe Saint Vincent noch vor der Hochzeit wiederzusehen. Energisch schlug sie die Wagentür zu. “Egal, dann muss es eben bis morgen dort bleiben. Ich fahre jetzt nicht noch einmal zurück.”
    Isabel spürte, wie verwundert Luke über ihr ungewöhnliches Verhalten war. Sie schüttelte den Kopf und warf ihm einen verzweifelten Blick zu. “Du weißt ja gar nicht, was für einen furchtbaren Tag ich hinter mir habe. Der Fotograf, der bei unserer Hochzeit fotografieren sollte, hatte einen Unfall. Also habe ich mich heute mit dem Kollegen getroffen, den er empfohlen hatte. Leider ist er völlig ungeeignet. Äußerst begabt, aber einer dieser Avantgardisten, die nur Schwarz-Weiß-Bilder machen. Ich habe ihm gesagt, dass ich kein weinrotes Kleid für meine Brautjungfer ausgesucht hätte, wenn ich Schwarz-Weiß-Bilder haben wollte. Doch er hat mir gar nicht zugehört. Und dann wollte er mir auch noch vorschreiben, wie ich mein Haar tragen soll – als ob ich das nicht selbst am besten wüsste! Ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der dermaßen von sich überzeugt ist.”
    Ich erzähle nur Unsinn, dachte Isabel. Doch vor lauter Nervosität redete sie weiter.
    “Was soll man auch von einem Fotografen erwarten, der sich selbst als Künstler betrachtet! Er glaubt, er sei Gottes Geschenk an die Frauen. Und er trägt einen Ohrring in Form eines Gespensterkopfes. Ich weiß wirklich nicht, was wir machen sollen. Wahrscheinlich ist es zu spät, um einen geeigneten Fotografen zu finden”, sagte sie und seufzte tief. “Der Kerl heißt übrigens Rafe Saint Vincent. Bestimmt ist es ein Künstlername. Du meine Güte, ist das nicht lächerlich?”
    Isabel merkte, dass Luke sie nicht nur äußerst verwundert anblickte. Auch er wirkte ganz anders als sonst. Sie schwieg und sah ihn an. Normalerweise achtete er sehr auf ein gepflegtes Äußeres. “Du siehst aus, als hättest du in deiner Kleidung geschlafen, Luke”, stellte sie fest. “Rasiert hast du dich auch nicht. Und warum bist du überhaupt schon hier? Ich dachte, du wolltest das ganze Wochenende in der Hütte am Lake Macquarie verbringen.” Isabel hatte gehofft, Luke würde so Gelegenheit haben, über vieles nachzudenken, und langsam anfangen, seine Trauer zu bewältigen. Der arme Kerl hatte wirklich Furchtbares durchgemacht, seit seine Eltern vor einigen Wochen bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Doch er hatte alles mit viel Kraft und Mut ertragen.
    “Die Hütte war nicht mehr da”, erwiderte Luke. “Sie ist schon vor einigen Jahren abgerissen worden. Mein Vater hat an derselben Stelle ein kleines Wochenendhaus gebaut. Dort habe ich gestern übernachtet.”
    “Aber …” Isabel runzelte verwundert die Stirn. Das erklärte zumindest, warum er ein wenig verstört wirkte. “Wie bist du denn hineingekommen? Du hast doch wohl nicht das Türschloss aufgebrochen?”, fragte sie in der Hoffnung, ihn mit einem kleinen Scherz aufzumuntern.
    Doch Luke verzog keine Miene. “Nein. Eine junge Frau war dort, die in dem Haus das Wochenende verbrachte. Sie hat mich hineingelassen.”
    “Und sie hat dich da
übernachten
lassen, ohne dich überhaupt zu kennen?”
    Luke seufzte. “Das ist eine lange Geschichte, Isabel. Lass uns
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