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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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gewesen«, sagte
    Vetinari.
    Am Ende des Tisches bewegten sich Mumms Lippen. Mal sehen, Ac-
    quiris… »›Man bekommt, was man sich greift‹?« übersetzte er laut.
    »Wir vertrauen doch nicht etwa auf das Wort der Klatschianer, oder?«
    fragte Herr Schräg und schenkte dem Kommandeur keine Beachtung.
    »Entschuldigung, Euer Exzel enz, aber ich kann mir einfach nicht vor-
    stel en, daß sich die stolze Stadt Ankh-Morpork von einigen Dieben mit
    Handtüchern auf dem Kopf Vorschriften machen läßt.«
    »Das finde ich auch!« ließ sich Lord Selachii vernehmen. »Es wird Zeit,
    den Klatschianern eine Lektion zu erteilen. Erinnert ihr euch an die Sa-
    che mit dem Kohl im letzten Jahr? Zehn Schiffsladungen wurden zu-
    rückgewiesen!«
    »Obwohl doch al gemein bekannt ist, daß Raupen den Geschmack
    verbessern«, sagte Mumm mehr oder weniger zu sich selbst.
    Der Patrizier warf ihm einen Blick zu.
    »Das stimmt!« bekräftigte Selachi . »Gutes, ordentliches Protein! Und
    dann die Probleme, die Kapitän Jenkins mit seiner Fracht aus Hammel-
    fleisch bekam. Man wol te ihn einsperren ! In einem klatschianischen Gefängnis!«
    »Einfach unerhört«, sagte Mumm. »Hammelfleisch ist erst dann be-
    sonders gut, wenn es grün wird.«
    »Unter all dem Curry bemerkt man überhaupt keinen Unterschied im
    Geschmack«, behauptete Burlich. »Ich habe einmal an einem offiziellen
    Essen in der klatschianischen Botschaft teilgenommen, und wißt ihr, was
    man mir dort vorsetzte? Von einem Schaf stammendes…«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Mumm und stand auf. »Es gibt
    einige dringende Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muß.«
    Er nickte dem Patrizier zu und eilte hinaus. Als er die Tür hinter sich
    geschlossen hatte, holte er tief Luft und genoß die frische Luft – unter
    den gegebenen Umständen hätte er selbst in einer Gerberei tief durchge-
    atmet.
    Korporal Kleinpo stand auf und sah ihn erwartungsvol an. Sie hatte
    neben einer Schachtel gesessen, die immer wieder gurrte.
    »Etwas bahnt sich an«, sagte Mumm. »Lauf zur… Ich meine, schick ei-
    ne Taube zur Wache.«
    »Ja, Herr Kommandeur?«
    »Urlaub ist bis auf weiteres gestrichen. Ich möchte al e Angehörigen
    der Wache – und ich meine alle – um, sagen wir, sechs Uhr im Wachhaus sehen.«
    »In Ordnung, Herr Kommandeur. Das bedeutet eine zusätzliche Tau-
    be, wenn ich nicht klein genug schreiben kann.«
    Kleinpo eilte fort.
    Mumm sah aus dem Fenster. Außerhalb des Palastes herrschte immer
    reges Treiben, aber heute… Es hatte sich keine Menge in dem Sinne
    eingefunden, doch draußen standen mehr Leute als sonst und schienen
    auf etwas zu warten.
    Klatsch!
    Alle wußten es.
    Der alte Detritus hat recht, dachte Mumm. Man hört, wie die ersten
    Kieselsteine in Bewegung geraten. Es geht nicht nur um einige Fischer
    und ihren Streit. Es geht um Jahrhunderte von… nun, wie zwei große
    Männer, die in einem kleinen Zimmer beisammen sind und versuchen,
    höflich zu sein. Aber irgendwann muß sich einer von ihnen strecken,
    und dann dauert’s nicht mehr lange, bis das Mobiliar zertrümmert wird.
    Aber es konnte doch nicht wirklich geschehen, oder? Der derzeitige
    Serif galt als ein fähiger Mann, der vor al em versuchte, die fernen, unruhigen Regionen seines Reiches zu befrieden. Und es lebten Klatschianer
    in Ankh-Morpork, bei den Göttern! Es gab Klatschianer, die in Ankh-
    Morpork geboren waren. Man traf jemanden, in dessen Gesicht Kamele geschrieben standen, und dann klappte der Bursche den Mund auf und
    sprach mit typisch ankhianischem Akzent. Oh, sicher, man erzählte sich
    Witze über komisches Essen und Ausländer, aber…
    Nun, eigentlich waren die Witze nicht besonders komisch, wenn man
    genauer darüber nachdachte.
    Wenn man den Knal hört, hat es keinen Sinn mehr, sich zu fragen, wie
    lange die Zündschnur gebrannt hat.
    Laute Stimmen schlugen Mumm entgegen, als er in die Rattenkammer
    zurückkehrte.
    »Dies sind eben nicht die alten Zeiten, Lord Selachii«, sagte der Patrizier gerade. »Es gilt nicht mehr als… nett, ein Kriegsschiff loszuschicken, um die ›dummen Ausländer‹, wie du sie nennst, auf ihre Fehler hinzuweisen.
    Zunächst einmal: Wir haben gar keine Kriegsschiffe mehr, seit die Mary-Jane vor vierhundert Jahren gesunken ist. Und außerdem haben sich die Zeiten geändert. Heutzutage sieht die ganze Welt zu. Verehrter Lord,
    man kann nicht mehr ›Was starrst du mich so an?‹ fragen und dem Star-
    renden anschließend eins aufs
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