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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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Tinten-
    fischdieb!«
    »Nimm die schmutzigen Sandalen vom Territorium Ankh-Morporks!«
    »Oh, Vater !«
    Die beiden Fischer schrien sich nicht mehr an, hauptsächlich deshalb,
    weil sie Luft holen mußten. Krabben krabbelten davon. Wasser floß von
    Tangfladen und schuf Rinnen im grauen Schlick.
    »Da drüben gibt es bunte Fliesen…«
    »Es gehört mir!«
    »Nein, mir !«
    Les sah Akhan an. Sie wechselten einen sehr kurzen Blick, der trotz-
    dem viele Informationen übermittelte, vor al em die enorme Verlegen-
    heit darüber, einen Vater zu haben.
    »Vater, es ist nicht nötig, daß wir…«, begann Les.
    »Sei still, Junge! Es geht um deine Zukunft…«
    »Ja, aber was spielt es für eine Rol e, wer dieses Land zuerst gesehen
    hat, Vater? Wir sind beide mehrere hundert Meilen von der Heimat ent-
    fernt! Ich meine, wer weiß denn von dieser Sache?«
    Die beiden Fischer starrten sich an.
    Um sie herum ragten tropfnasse Gebäude empor. Sie hatten Löcher,
    die einst Türen gewesen sein mochten, und glaslose Öffnungen, die viel-
    leicht einmal als Fenster gedient hatten. Doch in ihrem Innern blieb es
    finster. Les glaubte, dann und wann Geräusche zu hören, die auf etwas
    Rutschendes oder Kriechendes hindeuteten.
    Fester Fanggut hüstelte. »Der Junge hat recht«, brummte er. »Wie
    dumm, uns zu streiten. Wir sind hier doch nur zu viert.«
    »Ja«, bestätigte Arif.
    Sie wichen zurück, wobei jeder Mann den anderen genau im Auge be-
    hielt. Und dann riefen beide fast gleichzeitig: »Schnappen wir uns das
    Boot!«
    Nach einigen Sekunden des Durcheinanders liefen und rutschten zwei
    Paare durch die schlammigen Straßen, jeweils mit einem Boot über den
    Köpfen.
    Kurz darauf kehrten sie zurück, um ihre richtigen Söhne zu holen, und
    man hörte ein zweistimmiges: »Ein Entführer obendrein, wie?«
    Wie alle Fachleute von Forschungsreisen und Entdeckungen wissen:
    Den Preis bekommt nicht etwa der Forscher, der als erster seinen Fuß
    auf jungfräulichen Boden setzt, sondern derjenige, der eben diesen Fuß
    als erster nach Hause bringt. Er kann von Glück sagen, wenn der Fuß
    dann noch am Bein befestigt ist.

    Die Wetterhähne von Ankh-Morpork drehten sich knarrend in den
    Wind.
    Nur wenige von ihnen repräsentierten die Gattung Avis domestica. Es gab Darstel ungen von Drachen, Fischen und anderen Tieren. Auf dem
    Dach der Assassinengilde quietschte ein Mitglied mit Dolch und Mantel
    in eine neue Position. Bei der Bettlergilde streckte ein Blechbettler dem
    Wind die Hand entgegen und bat um eine Münze. Bei der Fleischergilde
    schnüffelte ein kupfernes Schwein. Auf dem Dach der Diebesgilde dreh-
    te sich ein echter, wenn auch ziemlich toter, nicht lizensierter Dieb, was beweist, wozu man fähig sein kann, wenn man sich wirklich Mühe gibt –
    oder wenn man ohne Lizenz zu stehlen versucht.
    Der Wetterhahn auf dem kuppelförmigen Dach der Universitätsbiblio-
    thek ging nach und würde die Veränderung erst in einer halben Stunde
    anzeigen.
    Der Geruch des Meeres trieb über die Stadt.
    Auf dem Hiergibt’sal es-Platz fanden Volksredner immer wieder ein in-
    teressiertes Publikum, vielleicht deshalb, weil die »Volksreden« in den
    meisten Fäl en auf Schimpfkanonaden und Haßtiraden hinausliefen.
    Manchmal war es auch das selbstvergessene Murmeln von Leuten, die
    hier und dort wie verträumt durch die Menge wandelten. Aber sie bilde-
    ten die Ausnahme. Der Tradition zufolge entwickelte die Rhetorik der
    Volksredner maximale Lautstärke: Die betreffenden Personen schrien
    aus vollem Hals. Es hieß, daß der Patrizier diesem Brauch wohlwollend
    gegenüberstand. Er fand ihn so wichtig, daß seine Beauftragten aufmerk-
    sam zuhörten und sich Notizen machten.
    Auch die Wache ließ es nicht an Aufmerksamkeit mangeln.
    Von Herumspionieren konnte in diesem Zusammenhang keine Rede
    sein, sagte sich Kommandeur Mumm. Man spionierte herum, wenn man
    an Mauern entlangschlich und heimlich durch Fenster blickte. In diesem
    Fal mußte man zurückweichen, um nicht taub zu werden.
    Ohne hinzusehen, streckte er die Hand aus und entzündete ein
    Streichholz an Feldwebel Detritus.
    »Das ich gewesen bin«, sagte der Troll vorwurfsvol .
    »Entschuldigung, Feldwebel«, erwiderte Mumm und hob das brennen-
    de Streichholz an die Zigarre.
    »Es kein Problem sein.«
    Ihre Blicke kehrten zu den Rednern zurück.
    Es ist der Wind, dachte Mumm. Er bringt etwas Neues…
    Normalerweise faselten die Redner von vielen verschiedenen Dingen,
    wobei
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