Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
gleich die Titelmelodie von Akte X kommen, stimmt’s?“, fragte sie.
    Keiner der Männer verzog eine Miene.
    Sekunden verstrichen, bis Nolan sich an Donny wandte und sagte: „‚Akte X‘? Was ist das denn?“
    „Das war mal eine Fernsehserie.“
    „Eine Fernsehserie?“
    „Sie hat einen Witz gemacht“, erklärte Donny. Wenigstens hatte er ihn als solchen erkannt, auch wenn er immer noch nicht lächelte.
    Sie unterhielten sich, als wäre Maggie nicht anwesend.
    „Einen schlechten Witz“, sagte sie zu ihrer Entschuldigung.
    „Halten Sie das hier denn für einen Witz?“
    Es war zu spät. Sie hatte wohl einen wunden Punkt berührt.
    Nolan entblößte Zähne, die vom Kaffee gelb verfärbt waren, aber es war ein sarkastisches Lächeln. Dazu kniff er die dunklen Augen zusammen.
    „Das ist kein Dummejungenstreich“, presste er hervor. „Und es ist nicht das erste Tier. Nach meiner Zählung ist es das siebte in drei Wochen, und das nur hier im Forstgebiet. Das, was wir aus Colorado hören, nicht mitgerechnet – und auch nicht die Kadaver, die nicht gemeldet wurden. Ich kenne zumindesteinen Rancher, der letzten Monat einen Black-Angus-Ochsen gefunden hat, es aber nicht gemeldet hat, weil die Versicherung bei Viehverstümmelung nicht zahlt.“
    „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten“, lenkte Maggie ein. „Ich wollte nur sagen, dass es merkwürdig ist. Mehr als merkwürdig.“
    „Dieser Stotter, dieser Kerl aus dem Radio“, richtete Nolan das Wort an Donny, „der meint wohl auch, dass es UFOs waren. Man kann diese Typen einfach nicht erwischen – aber ich weiß ja nicht mal, ob es wirklich Leute sind, nach dem, was ihr Experten da so erzählt. Ich will damit nur sagen, dass ich langsam keine Lust mehr habe auf billige Erklärungen und faule Ausreden.“
    „Was glauben Sie denn, wer es war?“, fragte Maggie und stand auf, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte.
    Der alte Viehzüchter schien überrascht, dass sie ihn nach seiner Meinung fragte.
    „Ich persönlich?“
    Sie nickte und wartete.
    Nolan schaute Donny an, nicht um sich die Erlaubnis zu holen, sondern beinahe, als könne das, was er nun vorbringen würde, den Polizisten beleidigen.
    „Ich glaube, es ist unser Steuergeld, das hier arbeitet.“
    „Du denkst, es ist die Regierung“, entgegnete Donny, „wegen der Lichter und der Hubschrauber.“
    „Hubschrauber?“, fragte Maggie.
    „Die Leute hier draußen sehen in der Nacht oft seltsame Lichter am Himmel. Manche erzählen, sie hätten Hubschrauber gesehen“, erklärte Donny. „Es gibt in Cherry County einige Rancher, die ihre Herden mit Hubschraubern hüten.“
    „Das sind keine Hubschrauber von Ranchern.“ Nolan schüttelte den Kopf. „Die sind laut. Ich rede von Helikoptern, wie man sie für Geheimoperationen verwendet.“
    „Und andere haben behauptet, sie hätten Raumschiffe gesehen“, fügte Donny hinzu, aber in einem Tonfall, der klarmachte, dass er das eine wie das andere für Unsinn hielt.
    „Die von Kampfflugzeugen verfolgt wurden“, fuhr Nolan fort und ignorierte Donny, der die Augen verdrehte und die Arme vor seiner breiten Brust verschränkte.
    „Das hat es nur einmal gegeben“, erwiderte er. „Wir liegen hier in der Mitte zwischen NORSTAD und STRATCOM“, erläuterte er Maggie. Dann sagte er zu Nolan: „Keiner der beiden Militärstützpunkte hat Flüge hier in der Gegend bestätigt.“
    „Natürlich nicht.“
    Maggie trat zurück und hörte den beiden zu. Ganz offensichtlich fehlten in ihrem eigenen Akte-X-Fall eine Menge Informationen. Nolan sah mit einem scharfen Blick zu ihr herüber, gerade als sie sich gegen die Kälte die Schultern rieb. Wie er sie anstarrte, ließ sie zusätzlich frösteln.
    „Vielleicht können Sie es uns ja sagen“, meinte er. „Gibt es da ein geheimes Regierungsprojekt?“
    Sie blickte noch einmal auf das hingeschlachtete Tier. Die Wundränder sahen im Zwielicht immer noch frisch aus. Dann schaute sie dem Rancher in die Augen.
    „Warum glauben Sie, dass mir die Regierung das sagen würde?“
    Genau in dem Moment begann das Funkgerät an Donnys Gürtel zu quäken.
    Auch in den Sandhügeln von Nebraska erkannte Maggie die Codes. Da stimmte etwas nicht. Ganz und gar nicht.

4. KAPITEL
    Zehn Meilen entfernt auf der anderen Seite des Nationalforsts
    Wesley Stotter kämpfte mit der Heckklappe seines 1996er Buick Roadmasters. Das Funkmikrofon stach in seinen Adamsapfel, aber es saß fest am Kragen seines Flanellhemds. Er war sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher