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Flavia de Luce   Halunken  Tod und Teufel

Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel

Titel: Flavia de Luce Halunken Tod und Teufel
Autoren: Bradley Alan
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Menschheit und die ersten beiden Bände der Geschichte meines Lebens von Giacomo Casanova – eine ausgemachte Ansammlung von Schwachsinn. Vielleicht mit Ausnahme des Plinius, der ein paar ziemlich mitreißende Aufsätze über Gifte verfasst hatte.
    Ich wanderte an den Tischen entlang und fuhr mit dem Zeigefinger über die mit dem Rücken nach oben aufgereihten Bücher: Ethel M. Dell, E. M. Delafield, Warwick Deeping …
    Mir war früher bereits aufgefallen, dass die Namen der meisten historischen Giftmischer mit einem Canfingen – hier wiederum standen lauter Autoren mit D. War ich einem der großen ungelösten Rätsel des Universums auf der Spur?
    Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich: Dickens … Doyle … Dumas … Dostojewski – ihre Werke hatte ich alle schon mal gesehen, meistens in Daffys Händen.
    Daffy wollte später selbst Schriftstellerin werden. Mit einem Namen wie Daphne de Luce konnte sie da eigentlich nichts falsch machen!
    »He, Daf!«, rief ich. »Stell dir vor, was ich eben …«
    »Klappe!«, blaffte sie. »Du sollst mich doch nicht ansprechen, wenn ich lese.«
    Wenn ihr danach war, konnte meine Schwester ein richtiger Stinkstiefel sein.
    Das war nicht immer so gewesen. Als ich noch klein war, hatte Vater Daffy dazu abgestellt, sich mein Nachtgebet anzuhören, und sie hatte mir beigebracht, das Gebet in Quatschsprache
aufzusagen. Dabei hatten wir uns natürlich in den Daunenkissen gewälzt, bis wir vor Lachen fast geplatzt wären.
    »Gobod sebegne Vabater, Febeely, Mibiss Mubullebet ubund Dobogger – Abamen!«
    Doch im Lauf der Jahre hatte sich unser Verhältnis verändert.
    Ein bisschen gekränkt griff ich nach einem Buch, das ganz oben auf den anderen lag: Ein Spiegel für London und ganz Engelland. Das war doch was für Feely – schließlich ging es um einen Spiegel. Vielleicht sollte ich das Buch kaufen und in den Schrank legen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich eines Tages das Bedürfnis haben würde, Feely etwas zu schenken oder sie mit einer Friedensgabe zu besänftigen. Es gibt ja nichts, was es nicht gibt , dachte ich.
    Als ich in dem Band blätterte, stellte ich fest, dass es kein Roman war, sondern ein Theaterstück: lauter Dialoge. Eine Person namens Adam redete mit einem Clown:
     
    »… ein Krug Bier ohne ein Frauenzimmer, meiner Treu, das wär ja wie ein Ei ohne Salz oder ein Hering ohne Senf.«
     
    Wenn das nicht passt!, dachte ich. Ned streichelte meiner Schwester gerade den Nacken, und Feely tat, als bemerkte sie es nicht. Mehr als einmal hatte ich Ned im Hinterhof des Dreizehn Erpel sitzen sehen, vor sich einen Krug Bier und neben sich Mary Stoker, die Tochter des Wirts. Ohne einen Krug Bier und weibliche Gesellschaft wirkte Ned geradezu unvollständig. Warum war mir das nicht schon eher aufgefallen? Vielleicht war es mir ergangen wie Doktor Watson in Ein Skandal in Böhmen : Ich hatte alles gesehen, aber nichts begriffen. Darüber musste ich irgendwann mal nachdenken.
    »Warst du das?«, fragte Daffy unvermittelt. Sie deutete auf das niedergebrannte Wahrsagerinnenzelt, vor dem immer
noch ein Grüppchen Schaulustiger stand. »Das sieht mir doch ganz nach Flavia de Luce aus.«
    »So ein Pech«, konterte ich. »Eigentlich wollte ich dir helfen, deine Bücher heimzutragen, aber jetzt kannst du sie allein schleppen.«
    »Komm schon!« Sie zog mich am Ärmel. »Hab ein Einsehen. Wenn du so hässlich zu mir bist, erklingt in meiner Brust Mozarts Requiem, und mir steigen die Tränen in die Augen.«
    Ich spazierte pfeifend davon, aber ihre Unverschämtheit sollte sie noch büßen.
    »Aua! Lass mich los, Brookie! Du tust mir weh!«
    Das Wehgeschrei kam von der Münzwurfbude, und als ich Colin Prouts Stimme erkannte, blieb ich stehen und spitzte die Ohren.
    Weil ich mit dem Rücken zur Kirchhofmauer stand und von der Plane der Losbude verdeckt wurde, konnte ich ungehindert lauschen, ja, durch eine Lücke im Gerümpel hinter der Bude konnte ich die Szene sogar ausgezeichnet beobachten.
    Colin wand sich an Brookie Harewoods ausgestrecktem Arm wie ein Riesenfisch mit Brille. Sein Nasenfahrrad saß schief, die blonden Haare waren zerzaust wie eine Heumiete, und er riss nach Atem ringend den wulstlippigen Mund auf.
    »Lass mich los! Ich hab doch nix gemacht!«
    Mit der anderen Hand hatte Brookie ihn am durchhängenden Hosenboden gepackt und wirbelte ihn jetzt im Kreis herum, damit er sich das qualmende Zelt ansehen konnte.
    »Wer soll’s denn sonst gewesen sein,
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