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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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Cerdic. »Denn noch sprechen nur sehr wenige von uns Anglisch, und viele Adlige und Offiziere werden dich befragen wollen.«
    »Jawohl, Sir.« Abgesehen von seiner Freilassung während des völligen Zusammenbruchs Scothas war das Erlernen der Sprache sein Herzenswunsch.
    »Ferner wirst du alles, was du weißt, in eine geordnete Form bringen. Schreibgerät und ein Rekorder werden dir zur Verfügung gestellt. Hüte dich vor Verfälschungen. Ich habe das Imperium bereist und dort gelebt, vergiss das nicht. Absichtliche Fehler oder Auslassungen werden mir nicht entgehen. Sollte ich je an deiner Aufrichtigkeit zweifeln, wirst du einer Hypnosondierung unterzogen.«
    Flandry schauderte innerlich. Hypnosonden waren schlimm genug, wenn sie von ausgebildeten Menschen mit leichter Hand eingesetzt wurden. In den Klauen von Außerirdischen jedoch, die keine Vorstellung von der menschlichen Psyche hatten und außerdem intensiv stochern würden, wäre von seinem Geist rasch nichts mehr übrig.
    »Ich werde kooperieren, Sir«, sagte Flandry. »Aber verstehen Sie bitte, dass ich keine Enzyklopädie erstellen kann. Mir wird nicht einmal in Ansätzen alles einfallen, was Ihnen helfen könnte. Um meine Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken, müssen mir hin und wieder Fragen gestellt werden.«
    Cerdic vollführte das seltsame Nicken, das so eigentümlich für sein Volk war und mehr eine kreisförmige Bewegung des Kopfes darstellte. »Das verstehe ich. Je mehr wir erfahren, desto unterschiedlichere Formen der Kooperation werden von dir verlangt werden. Stellst du uns zufrieden, wirst du belohnt werden. Am Ende könntest du in unserem Namen mit unterworfenen Menschen zusammenarbeiten und eine beträchtliche Machtfülle erhalten.«
    »Sir«, begann Flandry in einem Ton schwächlicher Selbstgerechtigkeit, »ich könnte niemals ein …«
    »O doch, du könntest«, unterbrach Cerdic ihn. »Und du würdest als … als Verräter so tüchtig sein, wie deine Fähigkeiten es dir erlauben. Wie ich schon sagte, war ich in eurem Imperium und sogar auf Terra; ich habe euch sorgfältig studiert, mit Hilfe von Datenbanken, der Arbeiten eurer eigenen Soziologen und von Nichtmenschen, die euch und eure Art von außen betrachten. Ich kenne das Imperium, eure eigennützigen Politiker und eure vergnügungssüchtigen Massen, die Korruption, die Intrigen; ich kenne eure Moral und euer Pflichtgefühl, beides verrottet bis zum Kern, den Abstieg eurer Kunst zum Handwerk und eurer Wissenschaft zur Dogmatik, eure Stärke, die von einer Verzweiflung ausgeblutet wird, die zu allgegenwärtig ist, als dass ihr sie noch erkennen könntet … ja, ja. Ihr wart einmal ein großes Volk, ihr Menschen; ihr wart unter den Ersten, die zu den Sternen aufbrachen. Aber das ist lange her.«
    Der Vorwurf war allzu pauschal und wahrscheinlich sogar unaufrichtig. Dennoch enthielt er genügend Wahrheit, um in Flandry einen Nerv zu treffen. Cerdic fuhr mit anschwellender Stimme fort: »Für die jungen Völker ist die Zeit nun reif, sich mit ihrer Kraft, ihrem Mut und ihren Hoffnungen zu befreien, die verfallene Masse des Imperiums wegzubrennen und dem Universum etwas zu schenken, das wachsen kann!«
    Nur, dachte Flandry, nur kommt vorher die Lange Nacht. Ihr Auftakt ist ein letztes Feuerwerk auf Tausenden von Welten, das Milliarden vernunftbegabter Wesen nicht sehen werden, weil sie Teil der Flammen sind. Darauf folgen Hunger, Krankheit, mehr Krieg und mehr Vernichtung dessen, was in Jahrhunderten aufgebaut wurde, bis schließlich die Wilden in unseren Tempeln heulen – nur dort nicht, wo eine Myriade kleiner Tyrannen in den Trümmern trübselig Hof halten. Ganz zu schweigen vom Ende der guten Musik und der guten Küche, des guten Geschmacks in puncto Mode und Frauen und der Konversation als Kunstform.
    »Mylord«, wagte er sich vor, »vorab muss ich Sie darüber informieren, dass das Imperium nach wie vor, nun, wehrhaft ist. Zum Beispiel hält es Merseia im Zaum, und – verzeihen Sie, wenn ich es ausspreche – Merseia wird stärker sein als Scotha.«
    »Das ist wahr«, stimmte ihm Cerdic zu. »Wir sind keine Vilimenn … Wie heißt das anglische Wort noch mal? Wir sind keine Irren. Wir träumen keineswegs davon, Terra mit einer einzigen Offensive niederzuwerfen, nein, nicht einmal zu unseren Lebzeiten. Aber wir können dem Imperium etwas rauben, das es nie wieder zurückerlangen wird. Schritt für Schritt werden wir weiter vordringen, die Schwächen Terras ausnutzend, und
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