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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde
Autoren: Poul Anderson
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Starkad …
    Der höchste Gipfel im zentralen Gebirgskamm auf der Insel Kursowiki war die Narpaspitze; sie ragte fast zwölf Kilometer weit auf. So hoch über dem Meeresspiegel entsprach der Luftdruck beinahe dem terranischen Standard – ein Mensch konnte auf diesem Berg gefahrlos atmen, und so hatten Menschen dort Highport errichtet: ein Raumflugfeld mit einigen Dutzend Fertighäusern, kunstlos zusammengewürfelt, in denen nicht mehr als fünftausend Menschen lebten, doch die Siedlung wuchs. Noch durch die Wände seines Büros hörte Commander Max Abrams vom Nachrichtenkorps der Imperialen Navy das Klirren von Metall und das Rumpeln der Baumaschinen.
    Die Zigarre war ihm schon wieder ausgegangen. Er behielt den Stummel trotzdem im Mund, bis er den Bericht auf seinem Schreibtisch zu Ende gelesen hatte; dann lehnte er sich zurück und hielt einen Anzünder dagegen. Der Rauch stieg als blaue Wolke auf und gesellte sich zu den Schwaden, die bereits unter der Decke des trostlosen kleinen Zimmers hingen. Der gesamte Raum stank nach Qualm. Abrams bemerkte es nicht.
    »Verdammt!«, rief er. Und nachdrücklich fügte er hinzu, weil er auf seine Weise ein frommer Mann war: »Gottverdammt!«
    Auf der Suche nach Gemütsruhe betrachtete er das Bild seiner Frau und seiner Kinder. Sie waren zu Hause auf Dayan in der Wega-Region des Imperiums, mehr Parsec von ihm entfernt, als er sich gern bewusst machte. Und auch zeitlich waren sie ihm fern. Mehr als ein Jahr hatte er sie nicht mehr gesehen. Klein-Miriam verändere sich so rasch, dass er sie bei seiner Rückkehr nicht mehr wiedererkennen werde, hatte Marta geschrieben, David entwickele sich zu einem schlaksigen jungen Flegel, und Yael besuche sehr häufig Abba Perlmutter, der zwar ein netter Junge sei, aber … Abrams hatte nur dieses Bild, von dem ihn ein Haufen Papier und eine Barrikade aus Schreibtischgeräten trennten. Er wagte es nicht, das Bild zu animieren.
    Und hör auf, dich zu bemitleiden, Einfaltspinsel. Der Sessel knarrte, als Abrams sein Gewicht verlagerte. Er war ein untersetzter Mann mit graumeliertem Haar, großflächigem Gesicht und Hakennase. Seine Uniform war zerknittert, der Kragen der Jacke stand offen, die Zwillingsplaneten – Dienstgradabzeichen – auf den Achselstücken an seinen breiten Schultern waren angelaufen, und am Koppel trug er einen Strahler. Entschlossen richtete er seine Gedanken wieder auf die Arbeit.
    Nicht nur, dass ein Flitzer vermisst wurde, oder sogar, dass der Pilot wahrscheinlich tot war. Immer häufiger wurden Flugzeuge abgeschossen und Männer getötet. Schade um den Jungen. Wie hieß er noch? Ach ja, Ensign Dominic Flandry. Gut, dass ich ihn nie kennen gelernt habe. Gut, dass ich seinen Eltern nicht schreiben muss. Abrams empfand es als beunruhigend, wo der Flitzer verschwunden war. Ensign Flandry hatte an einem routinemäßigen Aufklärungsflug über dem Zletowar-Meer teilgenommen, und das lag keine tausend Kilometer entfernt. Wenn die Merseianer derart aggressiv wurden …
    Aber waren sie überhaupt dafür verantwortlich? Niemand wusste das zu sagen, und nur deshalb war der Bericht auf dem Schreibtisch des Chefs der Nachrichtenabteilung in der terranischen Gesandtschaft gelandet. In Highport hatte man aus der entsprechenden Richtung einen Schwall statischen Rauschens aufgefangen. Ein Suchflug hatte nichts zu Tage gefördert außer den üblichen Handelsschiffen und Fischerbooten der Tigerys. Nun, hin und wieder versagte ein Antrieb; Material war so knapp, dass das Bodenpersonal nicht jedes Anzeichen von mechanischer Überbeanspruchung entdecken, geschweige denn beheben konnte. (Wann in Teufels flammendem Namen erhob sich der Admiralstab endlich von seinem lahmen Arsch und begriff, dass hier keine »Hilfsoperation für ein befreundetes Volk«, sondern ein Krieg im Gange war?) Und bei einer hellen Sonne wie Saxo, die gerade auf dem Höhepunkt ihres Energiezyklus war, konnte man mit Modulationen tricksen, wie man wollte; aus großen Höhen brachte man einfach keinen Funkruf durch. Andererseits sollte ein Aufklärungsflitzer eigentlich ausfallsicher sein; schließlich verfügte er über mehrere redundante Notsysteme.
    Und die Merseianer verstärkten ihre Bemühungen. Wir tun keinen Dreck mehr, als zur Antwort die unseren zu erhöhen. Wie wäre es denn, wenn wir zur Abwechslung mal sie zwingen würden, auf uns zu reagieren? Das von Merseia kontrollierte Territorium wuchs ständig. Noch war es um ein Viertel des Planetenumfangs von
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