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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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zusammen und versuchte, den kleinen Flecken zu identifizieren, aber es gelang mir nicht.
    Meine Kurzsichtigkeit war dabei ein zusätzliches Handicap.
    »Eine Tonne«, rief der männliche Teil des seriös aussehenden Ehepaars plötzlich triumphierend aus.
    »Richtig!« Der Segellehrer lächelte zum ersten Mal breit. Dabei registrierte ich, dass mit seinen Zähnen tatsächlich alles in Ordnung war. »Und was für eine Tonne?«
    »Eine Regentonne?«, mischte ich mich spontan ein. Ich wollte nicht, dass jeder gleich merkte, wie kurzsichtig ich war. Ich trug nämlich keine Brille. Außerdem hatte ich blitzschnell geschaltet, dass Mülltonnen wohl kaum so weit draußen auf der Ostsee rumtrieben.
    Ich stutzte. Regentonnen eigentlich auch nicht. Ärgerlich biss ich mir auf die Lippen. Warum konnte ich auch nie meinen Mund halten?
    Die anderen grinsten auch prompt, und die Frau, die aussah, als ob sie eigentlich lieber den Führerschein für Planierraupen erwerben wollte, lachte sogar aus voller Kehle.
    »Mein Gott wie dämlich«, japste sie schließlich. Mit der Regentonne lag ich wohl gründlich daneben.
    »Haha«, sagte der Segellehrer und musterte mich böse. Offenbar fühlte er sich verarscht.
    Bille stieß mich in die Seite. »Du kleiner Scherzkeks! Tonnen nennt man diese Bojendinger, die die Schifffahrt kennzeichnen.« Das war wohl eine Tatsache, die hier jedem außer mir bekannt war.
    Der seriöse Herr schaute immer noch konzentriert auf den Bildschirm.
    »Gelb, schwarz, gelb«, sagte er. »Das müsste demnach eine Gefahrentonne sein. Und zwar liegt die Gefahr hier im Osten der Tonne.«
    »Sehr gut«, freute sich der Segellehrer. Die Ehefrau des Tonnenfachmannes strahlte.
    »Du weißt aber auch immer alles, Heinrich!«, flötete sie.
    Nach dieser sensationellen Enthüllung durften wir das Video zu Ende sehen. Die dick vermummten Gestalten waren abwechselnd mit schönen Sonnenuntergängen in Szene gesetzt worden, es wurde Beck’s Bier getrunken und mehrmals der »Biene-Maja-Song« angestimmt, falsch, aber laut. Der Segellehrer lächelte erinnerungsträchtig vor sich hin, und einmal sang er sogar leise mit.
    »Uuund diessse Biene, die ich meine, die heißt Majaaaaa, kleine süße Biene namens Maja …« Man konnte nur hoffen, dass das Lied nicht zwingend erlernt werden musste, wenn man sich denn nun entschloss, tatsächlich an diesem Segelkurs teilzunehmen.
    »Also dann bis zum nächsten Mal«, sagte der Segellehrer optimistisch und packte seine Sachen zusammen.
    »Also, ich werde nicht kommen«, meinte die mit der Lupenbrille, was ich ja schon gehofft hatte.
    »Wir kommen«, verkündete die Ehefrau des Tonnenspezialisten und lächelte ihren Heinrich an. »Und wir bringen Freunde von uns mit. Ein segelerfahrenes Ehepaar. Sie besitzen eine Yacht auf Ibiza.«
    Na toll, das segelerfahrene Ehepaar war sicher auch schon scheintot, genau wie der mit dem weißen Bart, der jetzt verkündete, dass er ebenfalls mit von der Partie sein würde, und zwar zusammen mit einem Freund.
    »Aus dem Seniorenheim«, flüsterte ich Bille zu. Tatsache war ja, dass sie in diesem Fall nicht weit zu gehen hatten.
    »Es gibt immer noch diesen Mick«, meinte Bille und schaute ihm hinterher. Ich ebenfalls.
    »Das ist allerdings ein Argument«, sagte ich dann.
    Billes geheimes Tagebuch
    8. Januar.
    Jetzt reicht’s. Alles muss man sich nicht gefallen lassen. B. kam gerade und hat mir endlich sein Weihnachtsgeschenk gebracht.
    Es ist Augencreme. Für die Haut ab vierzig.
    B. sagt, die war sündhaft teuer.
    Ich bin noch keine dreißig, habe ich ihm gesagt, aber das weiß B. ja selbst.
    Er sagte, meine Krähenfüße bereiteten ihm Kummer.
    Sagte ihm, das seien Lachfältchen, keine Krähenfüße.
    Er sagte, ich solle mir nichts vormachen, der Zahn der Zeit nage auch an mir.
    Habe aber auch in letzter Zeit wenig Grund zu lachen. B. trifft sich mit einer Kollegin namens Melanie. Er sagt, sie sehe aus wie Julia Roberts, nur besser.
    Habe ihm im Gegenzug von diesem Mick aus unserem Segelkurs erzählt. Habe gesagt, Mick sieht aus wie Brad Pitt in Brünett, nur besser. Und der Segellehrer wie Keanu Reaves. Schön wär’s ja!
    B. tat so, als glaubte er mir kein Wort.
    Habe ihm dann meine neuen Schuhe vorgeführt. B. meint, darin hätte ich kurze Beine. Werde die blöden Dinger morgen umtauschen.

2
    Dass ich eine vielbeschäftigte Frau war, habe ich ja schon an früherer Stelle erwähnt. Allerdings habe ich vergessen, in diesem Zusammenhang Leonard, meinen
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