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Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
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Julia übertriebene Komplimente von den Gästen entgegennahm. Als das Gedränge sich ein bißchen gelichtet hatte, ging ich zu ihr und fragte, wie’s denn so liefe.
    »Wer weiß? Mir gegenüber behaupten alle, sie seien begeistert. Man muß die Kritiken abwarten, um zu wissen, was sie wirklich denken. Wie spät ist es? Ich hab mich schon halbtot gelächelt.«
    Ich schlug vor zu verschwinden und noch was essen zu gehen. Wir verabschiedeten uns in aller Form von dem Gastgeber und fanden in der Nähe ein Restaurant. Bei einem ausgezeichneten italienischen Abendessen hechelten wir den Abend noch mal durch, und sie hatte mich mit ihren amüsanten, bissigen Beobachtungen im Nu zum Lachen gebracht. Julia bemerkte mit den Augen der Künstlerin Nuancen, die mir entgingen, aber ich hatte schon Fortschritte gemacht: Sie brachte mir bei, genau hinzusehen.
    Dann berichtete ich ihr von den Ereignissen meines Tages, während sie begeistert zuhörte.
    »Kein Wunder, daß du völlig alle bist. Komm, gehn wir nach Hause und ins Bett. Ich versprech dir, daß ich dich nicht belästige.«
    »Och, solang ich mich nicht bewegen muß, ist mir alles recht.«
    »Das läßt sich arrangieren.«
    Wir standen spät auf und lasen beim Frühstück die erste Kritik. Sie war hymnisch. Julia war ganz selig, und ich bemühte mich heftig, mich für sie zu freuen, aber das Herz wurde mir schwer. Ein solches Lob mußte die für die Kunst zuständigen Bürokraten, von denen die Stipendien und Preise vergeben wurden, beeinflussen. Italien wurde langsam zur tödlichen Gewißheit.
    Nachdem Julia Dutzende von Gratulationsanrufen entgegengenommen hatte, packten wir ein paar Sachen zum Picknicken ein und starteten zu einem Tagesausflug in die Blue Mountains. Katoomba war pittoresk und verschlafen wie immer und die Gebirgsluft wie Champagner. Noch nie war es harmonischer zwischen uns, nie waren wir glücklicher miteinander gewesen, aber als der Tag zu Ende ging, war ich überzeugt davon, daß es der letzte vollkommene Tag war, den wir je haben würden. Ich war sicher, wenn sie wählen mußte zwischen mir und ihrer Kunst, würde sie sich für Italien entscheiden. Und weil ich das wußte, würde ich nie fragen.

    Mit Mordsgetöse hielt Andrew K am Bordstein vor meiner Haustür und parkte den auffälligen roten Alfa. Ich beobachtete, wie er sorgfältig ein Lenkradschloß und eine Zwinge am Schaltknüppel anbrachte und den Wagen abschloß. Die Spezialisten für wilde Spritztouren würden einen Alfa als glatte Provokation betrachten.
    Tracy lümmelte sich gerade auf der Couch, las Comics und verdrückte einen Marsriegel; sie trug irgendeinen Fetzen, der gerade mal ihren Hintern bedeckte. Mit i io Dezibel knurrte im Hintergrund Johnette Napoletanos rauhe Stimme zur Gitarre von James Mankey. Andrew kriegte Stielaugen. Tracy sah auf, kam nach einer kurzen Bestandsaufnahme zu dem Schluß, daß er zu alt sei, schenkte ihm ein gelangweiltes Lächeln und wandte sich wieder ihren Comics zu.
    Ich hatte mir überlegt, daß ich heute abend nicht in die Wohnung zurück konnte, falls Hassall beschloß, mir auf die Pelle zu rücken, und deshalb Blush gefragt, ob sie Tracy über Nacht bei sich unterbringen könnte. Die beiden würden wahrscheinlich die halbe Nacht mit Blushs Glitzerfummeln Verkleiden spielen.
    »Wer war das?« erkundigte sich Andrew, sobald die Tür hinter uns ins Schloß gefallen war.
    »Concrete Blonde«, sagte ich.
    »Nein, du Idiot. Die Braut.«
    »Ach die, meine Nichte.«
    »So n Quatsch.«
    »Okay, ich gesteh alles. Sie ist eine Jungfrau, die ich am Hauptbahnhof aus einem der Züge aus der Provinz abgegriffen hab. Ich werd sie an ein Bordell verscherbeln. Mit so was bessere ich mein mageres Einkommen als Privatdetektiv auf.«
    »Dann erzählst du’s mir eben nicht.«
    »Erzählst du mir etwa alles?« fragte ich, und er gab Ruhe.

    Wie zwei Marineinfanteristen bei einem nächtlichen Stoßtruppunternehmen machten wir uns in meinem zuverlässigen, alten schwarzen Panzer auf den Weg und postierten uns in einiger Entfernung von der Auffahrt zu Lorraines Haus. Es war acht Uhr und stockdunkel. Mit dem Funktelefon, das sich Andrew organisiert hatte, rief ich im Haus an.
    Bryan Hassall nahm ab. Ich meldete mich und sagte, ich müsse mit ihm reden.
    »Worüber denn?«
    »Lorraines Tod.«
    »Ich würd auch gern mit dir reden, du Arschgesicht. Komm her.«
    »Nichts zu machen. Neutraler Ort oder gar nicht.«
    »Wo?«
    »Dieses Restaurant in der Nähe des Springbrunnens
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