Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fish vor die Hunde

Fish vor die Hunde

Titel: Fish vor die Hunde
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
diese Art der Stadtteilerneuerung ein rotes Tuch: Sie führte dazu, daß ihr Eigentum an Wert verlor, und brachte Verkehr in ruhige Wohnstraßen. Der Kampf um die Surrey Street war nur eine von vielen Schlachten um sogenannte Sanierungsmaßnahmen, die überall in Sydney tobten.
    Ich kannte die Surrey Street gut. »Du hast nicht die geringste Chance, dieses Projekt zu stoppen, Paula. Die Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz, und was den Parkplatznotstand betrifft, wären Hochhäuser wahrscheinlich eine echte Entlastung.«
    Sie lächelte grimmig. »Wir haben ein As im Ärmel. Chicka Chandler.«
    »Wer ist Chicka Chandler?«
    »Ihm gehört ein Haus, das genau in der Mitte von Lorraines Baugelände liegt. Sie kocht vor Wut, weil sie gedacht hat, mit so nem Rentner hätte sie leichtes Spiel, aber Chicka ist stur wie ein Ochse.«
    »Warum sorgt Lorraine nicht mit einer satten Entschädigung dafür, daß er das Feld räumt?«
    »Hat sie versucht. Er will nicht weg. Sagt, er hat sein Leben lang in Darlinghurst gewohnt und ist zu alt, um noch woanders Wurzeln zu schlagen.«
    »Jeder hat seinen Preis.«
    »Mag sein, jedenfalls hat Lorraine den von Chicka noch nicht rausgekriegt.«
    »Und jetzt verliert sie Geld?«
    »Tausende täglich an Zinsen, sagen meine Informanten.«
    »Na gut, Paula, aber was ist dein Problem? Glaubst du etwa, Lorraine Lamont könnte dir auf die Bude rücken?«
    »Nein. Es gab natürlich die üblichen Belästigungen — du kennst das ja, ne Ladung Hundescheiße auf meiner Eingangstreppe, Keuchen am Telefon, so das Kaliber — aber ich glaub, Lorraine ist weder abgebrüht noch dumm genug, ihre Schläger vorbeizuschicken. Andererseits würde dieser idiotische Muskelprotz, mit dem sie zusammenlebt, wie heißt er noch, Bryan irgendwas, das bestimmt liebend gern versuchen.«
    Bei dem Gedanken an eine Konfrontation mit Bryan trat ein gefährlicher Ausdruck in Paulas Augen. »Ich hab nicht so lang in dieser Branche überlebt, weil ich ein Schlappschwanz bin. Im übrigen ist für meinen Schutz gesorgt.«
    »Wie heißt er?«
    Sie lachte. »Ray Delgado. Ich teil mir die Wohnung mit ihm, wenn er nicht grad unterwegs ist. Er ist Fernfahrer.«
    Sofort sah ich einen baumhohen, bulligen Fernfahrer vor mir, der Paula seiner kleinen italienischen Mutter vorstellt, und grinste.
    »Was ist daran so lustig?« fragte Paula mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. Wenn sie ärgerlich wurde, bekam die affektierte Fassade Brüche, und ich konnte Darlinghurst wieder durchhören.
    »Nichts«, sagte ich hastig. »Wozu brauchst du mich, wenn du deinen eigenen Bodyguard hast?«
    Paula bedachte mich mit einem tadelnden Blick, und irgendwo in der Ferne hörte ich ganz leise ein Glöckchen klingeln. Eine Warnglocke. Wenn sie sich seit unserer Schulzeit nicht total verändert hatte, führte sie irgend etwas im Schilde, irgendwas Kompliziertes und Hinterhältiges, vielleicht sogar Gefährliches.
    Aber als sie mir versicherte, ich müsse weiter nichts tun, als bei einem alten Mann den Babysitter zu spielen, dachte ich mir, ich sei bloß paranoid.
    »Ich will, daß jemand Chicka Chandler im Auge behält. Er ist im Moment das einzige, was zwischen Lorraine und einem riesigen Profit steht, und ich will nicht, daß ihm irgendwas passiert. Er ist alt. Wenn Lorraines Leute ihm allzusehr zusetzen, könnte ihm das den Rest geben.«
    »Das wird aber n teurer Spaß«, warnte ich sie. »Wenn er rund um die Uhr bewacht werden soll, muß ich einen zweiten Mann anheuern.«
    »Es ist nicht auf Dauer. Meine Leute (wer? überlegte ich) sagen, Lorraine steckt echt in der Klemme. Wenn sie den Council nicht dazu bringt, bei der Sitzung nächste Woche die Zuteilung des Geländes zu einer anderen Bauzone zu beschließen, dreht ihr die Bank den Hahn zu. Die Sitzung ist am Mittwoch. Wir brauchen dich also nur für eine Woche.«
    »Wer zahlt die Rechnung?«
    Sie reagierte ausweichend. »Wir haben einen Topf für solche Sachen.« Dann sah sie jemanden hereinkommen, und ihr Gesicht hellte sich auf. »Da ist Ray.«
    Sie sprang auf, und die beiden umarmten sich. Sie gaben ein schönes Paar ab. Ray Delgado war offensichtlich Bodybuilder, über eins achtzig groß, ein gutaussehender, dunkelhaariger Typ. Er trug Jeans, ein T-Shirt, einen einzelnen goldenen Ohrstecker und hatte die langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden — ein Look, der in dieser Gegend bei Rausschmeißern, Musikern, Randfiguren der Künstlerszene und Werbeleuten neuerdings ein must
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher