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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache
Autoren: Corinna Kastner
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Sicher.« Der Ausdruck in seinen graublauen Augen strafte seine Worte Lügen. Es lag etwas darin, das Kassandra nie zuvor bei ihm gesehen hatte: eine Mischung aus Unglauben und … Hass? Sie erschrak über die Tiefe des Gefühls, das da in ihm brodelte. Es dauerte nur ein, zwei Sekunden, dann war der Spuk vorbei. »Sicher«, wiederholte Paul und lächelte.
    Die nächsten zwei Stunden vergingen wie im Flug. Ab und zu kam jemand an den Tisch, um Paul zu begrüßen. Er kannte eine Menge Leute, und die meisten mochten ihn. Obwohl er gelegentlich etwas abwesend wirkte, deutete an diesem Abend nichts mehr auf das hin, was Kassandra geglaubt hatte zu sehen, sodass sie sich am Ende fragte, ob sie sich nicht vielleicht doch getäuscht hatte. Das Dessert, ein Schicht-Parfait aus Zartbitter-, Vollmilch- und weißer Schokolade, servierte Inga Lange persönlich.
    Â»Viel Glück mit dem Buch muss ich dir ja nicht extra wünschen«, sagte sie mit einem Zwinkern zu Paul. Sie war eine attraktive, jungenhaft schlanke, aber durchtrainierte Frau Anfang dreißig mit einem weißblonden Igelhaarschnitt und einem markanten Schlangentattoo im Nacken, das unter dem Haaransatz endete. Wo es anfing, wusste von den Personen am Tisch nur Mona, denn sie und Inga waren ein Paar. Diese Tatsache hatte Kassandra einigermaßen überrascht. Sie hatte zwar gewusst, dass Mona gelegentlich auch Affären mit Frauen hatte, aber was Ernstes war da nie gewesen. Bis Inga kam. Als Mona zum ersten Mal mit der Star-Köchin bei Kassandra aufgetaucht war, zeigte die sich von Wustrow so begeistert, dass sie postwendend beschloss, in dem zum Verkauf stehenden Haus das »FischLänder« zu eröffnen, zusätzlich zu ihrem Restaurant in Stralsund.
    Â»Kann aber auch nicht schaden, das mit dem Glück«, erwiderte Paul und nahm einen Löffel vom Parfait. »Das ist köstlich. Wie schaffst du es, solche Sachen zu fabrizieren und kein Gramm zuzunehmen?«
    Inga lachte und fuhr spielerisch und wie nebenbei mit ihren Fingern durch Monas kupferfarbene Locken. »Berufsgeheimnis«, sagte sie. »Und Muckibude. Guten Appetit weiterhin.« Damit verschwand sie wieder in Richtung Küche.
    Eine halbe Stunde später traten Kassandra, Paul, Jonas und Violetta in die Nacht hinaus. Mona war bei Inga geblieben, die über dem Restaurant eine Wohnung hatte. Violetta verabschiedete sich nun ebenfalls, und die anderen machten sich auf den kurzen Weg in die Lindenstraße.
    Â»Kochen kann sie ja«, meinte Jonas. »Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob dieser ganze Zirkus um Frau Lange Wustrow guttut. Dehnerts nebenan hatten neulich den ganzen Vorgarten voller Zigarettenkippen und anderem Müll von Inga-Lange-Pilgern. Diesen Leuten ist doch völlig wurscht, ob sie auf dem Fischland oder auf Mauritius sind. Hauptsache, sie kriegen ihren Star zu Gesicht.«
    Kassandra schüttelte aufgebracht den Kopf. »Vielleicht muss man eine Weile warten, bis sich die erste Aufregung wieder legt«, meinte sie trotzdem. »Ich hab gehört, in Stralsund hat sich die Meute halbiert.«
    Â»Klar«, sagte Jonas. »Weil die andere Hälfte jetzt hier rumlungert.«
    Â»Aber das ist nicht Ingas Schuld. Ich mag sie. Außerdem macht sie Mona glücklich. Ein Punkt, der für sie spricht, abgesehen von ihrer Kochkunst.«
    Â»Ich hab ja nichts gegen sie persönlich. Und Mona ist wirklich eine Nette, verzeih, dass ich das mal angezweifelt habe. Übrigens hab ich Inga sagen hören, sie hätte Interesse an den Plänen für ein Café am neuen Leuchtfeuer. Weiß der Himmel, wie sie von diesen ollen Kamellen Wind gekriegt hat. Was meinst du, Paul, Herr Gemeindevertreter?«
    Paul schwieg, und Jonas stieß ihn in die Rippen. »Träumst du schon vom Literaturnobelpreis?«
    Â»Hm?«
    Â»Schon gut, träum weiter«, sagte Jonas. »Und du schlaf auch gut«, fügte er an Kassandra gerichtet hinzu, vor deren Haus sie angekommen waren. »Bis die Tage, bin ja ab morgen weg. In Schottland ist das Wetter zwar bestimmt nicht besser, aber da wollte ich eben schon immer mal Urlaub machen. Kümmerst du dich um meine beiden Pflanzen?«
    Â»Wenn du glaubst, dass ich die damit noch retten kann, gern«, sagte Kassandra lächelnd. Sie beugte sich vor, um Jonas kurz zu umarmen. »Viel Spaß.«
    Â»Danke.« Jonas winkte Paul zu, der die Geste erwiderte, und ging die paar
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