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Finsternis über Gan (German Edition)

Finsternis über Gan (German Edition)

Titel: Finsternis über Gan (German Edition)
Autoren: Uwe Buß
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geheimen Treffen zusammengerufen hatte. Der Waldhüter trug stets einen grünen Lodenumhang. Seinen Jägerhut hatte er auf dem Tisch abgelegt, sodass sein blondes Haar im Kerzenlicht hell schimmerte. Neben ihm nahm wieder Alfrigg seinen Platz ein, der, wie immer, etwas brummig wirkte, aber für jeden von ihnen sein Leben lassen würde. Gleich neben ihm saßen Daniel und Davina, ein Menschenpaar, das den Trägern der Amulette auf dem Weg zur Quelle Unterschlupf undHilfe gewährt hatte. Und dann stand dort das Einhorn Nathanus. Mit seinem silbrig glänzenden Fell, der seidigen Mähne und dem gütigen Blick wirkte es friedlich und schön, aber alle im Raum wussten, dass es einen eisernen Willen hatte und sehr energisch sein konnte. Das Einhorn war gewiss das klügste aller Tiere. Viele Jahrzehnte hatte sich seine Familie in den Wäldern des Zauberwaldes verstecken müssen, da es Menschen gab, die es wegen seines Blutes, dem man magische Kräfte nachsagte, hatten töten wollen. Im Kampf gegen Harah, den Zerstörer, den Anführer der bösen Schwarzalben, der ursprünglich mal der strahlende Lichtalb Me’ir gewesen war, hatte es dann an vorderster Front gekämpft. So mancher Schwarzalb war seinem gefährlichen Horn zum Opfer gefallen. Jetzt genoss es großes Ansehen im Land, lebte aber nach wie vor zurückgezogen. Es neigte seinen Kopf, als Elbachur sich ihm zuwandte und mit einer respektvollen Verbeugung den Gruß erwiderte.
    Elbachur setzte sich zu seinen Gefährten. An seinem Gesichtsausdruck erkannten sie, wie viele Sorgen auf ihm lasteten.
    »Berichte uns, Elbachur. Was gibt es Neues?«, eröffnete Daniel das Gespräch.
    »Alon hat uns nur erzählt, wie aufgebracht du warst, nachdem du Seine Majestät verlassen hattest«, ergänzte das Einhorn.
    Der Lichtalb atmete tief durch: »Es könnte gar nicht schlimmer sein. Der König will dieses neue Gesetz wirklich erlassen.«
    Die anderen stöhnten auf.
    »Er nennt es Gesetz zur Förderung der Gemeinschaft Gans mit den vier Enden der Erde.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Davina.
    »Die Kräfte, die Gan vor allen Lebewesen, die außerhalb des Landes leben, schützen, sollen verringert werden. Menschen, die die Entwicklung Gans in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht fördern können, soll es dauerhaft ermöglicht werden, in unser Land einzureisen.«
    Die anderen erstarrten.
    »Aber … aber das war doch bisher nur den Trägern der Amulette gestattet«, stellte Alon fest.
    »Und die waren vom Schöpfer der Lebensquelle höchstpersönlich dazu ausgewählt worden«, bemerkte das Einhorn. »Die Träger der Amulette gelten als absolut vertrauenswürdig.«
    »Es waren immer nur Kinder, vielleicht auch Jugendliche, mit einem reinen Herzen, die für die Gefahren, die von Reichtum und Macht ausgehen, noch nicht so anfällig sind«, erklärte Alfrigg. »Nur aus diesem Grund hatte ich es ihnen auch erlaubt, die unterirdische Welt der Bergmännchen zu betreten. Mal abgesehen davon, dass es sich um einen absoluten Notfall handelte.« Das Bergmännchen, dessen Bart bis zu seinen Knien reichte, dachte an die Ereignisse im letzten Jahr zurück. Es hatte die vier Träger der Amulette, Finn, Pendo, Chika und Joe, durch die Schönheit seiner Welt geführt, sie dem König der Bergmännchen, Auberon, vorgestellt und schließlich gefährliche Abenteuer im unterirdischen Gebiet der Schwarzalben mit ihnen überlebt. Und das alles, um die Quelle wieder zum Fließen zu bringen und zu beschützen. Und jetzt so was!
    »Was bewegt den König zu dieser Entscheidung? Warum will er unser Land dieser Gefahr aussetzen?«, unterbrach Daniel die Gedanken des Bergmännchens.
    »Und vor allem: Warum will er die Quelle des Lebens dieser Gefahr aussetzen? Das ist doch der Hauptgrund für den besonderen Schutz unseres Landes«, ergänzte Nathanus. »Die wichtigste Aufgabe aller Lebewesen in Gan ist es doch, die Quelle zu schützen. Auch wenn man davon im Moment leider nicht viel merkt. Hat uns die Vergangenheit nicht genug gelehrt?«
    »Der König«, erklärte Elbachur, »möchte vor allem Handel mit den Menschen treiben. Er schwärmt von ihren Errungenschaften, von den Maschinen, die es an den vier Enden der Erde geben soll. Er hat Berichte darüber gehört und ist vollkommen fasziniert davon.«
    Die anderen schauten ihn verständnislos an.
    »Es soll dort Maschinen geben, mit denen man fliegen kann, Kutschen, die ohne Pferde fahren, und Apparate, mit deren Hilfe man sich trotz großer Entfernungen
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