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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben
Autoren: Petra Reategui
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er etwas gesagt?
    Von jenseits des Doms näherten sich Stimmen und Schritte,
wahrscheinlich Leute, die den Schrei gehört hatten. Jacop zögerte, dann brachte
er sein Ohr dicht an Gerhards Mund und schloss die Augen.
    Es waren drei Worte, die Gerhard sagte, und mit jeder Silbe hauchte
er den letzten Rest Leben aus, der noch in ihm steckte.
    Unwillkürlich ergriff Jacop die Hand des Sterbenden und drückte sie.
    Ein dünner Faden Blut lief aus Gerhards Mundwinkel.
    Er war tot.
    Um Gottes willen, mach, dass du wegkommst, drängte die Stimme.
    Ãœber ihm erklangen seltsam scharrende Geräusche. Jacop fuhr hoch.
Etwas kam das Gerüst herunter. Er legte den Kopf in den Nacken und sah nach
oben.
    Sein Atem stockte.
    Der große, schwarze Schatten näherte
sich über die verschiedenen Etagen. Aber er kletterte nicht, sondern sprang mit
unheimlicher Behändigkeit nach unten, setzte flink wie ein Tier über die
Planken. Ein Kometenschweif aus Haaren umgab seinen Kopf.
    Er war fast schon bei ihm.
    Wer oder was immer dort kam, Jacop hatte nicht das mindeste Bedürfnis,
die Bekanntschaft zu vertiefen. Er machte kehrt und rannte davon, so schnell er
konnte. Über den Domhof liefen Leute heran, rufend und gestikulierend. Jacop
schlug einen Haken, huschte in den Schatten einer angrenzenden Baubaracke und
schaffte es, sich von hinten unter die Menge zu mischen. Alle redeten
durcheinander, jemand schrie die schlimme Nachricht heraus, schon trugen es
andere über den Dom hinaus in die Gassen.
    Nein, niemand hatte ihn gesehen. Mit Ausnahme des Schattens.
    Seltsamerweise dachte Jacop in dieser Sekunde an die Äpfel. Seine
Hände fuhren in die Taschen des Mantels. Einige waren noch da, waren nicht
herausgerollt bei seinem Sturz vom Baum. Gut so!
    Mehr gerettet als das blanke Leben.
    So unauffällig wie möglich schlenderte er über den Domhof durch die
Drachenpforte. Als er sich noch einmal umdrehte, war von dem schattenhaften
Wesen auf dem Gerüst nichts mehr zu sehen.
    Einigermaßen erleichtert beschleunigte er seinen Schritt und lief
weiter in die Bechergasse.
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