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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die Klippler, wie sich die Einheimischen hier nannten, keine Vorurteile gegen die Fey hegten und sich nicht darum scherten, ob Fey unter ihnen waren oder nicht. Im Gegensatz zu den anderen Inselbewohnern würden sie nicht versuchen, die Fey zu töten. Schlimmstenfalls würden sie die Unterschiede einfach nicht beachten.
    Abgesehen von der Größe.
    Am heutigen Tag würde Gabe erfahren, wie ausgeprägt die Vorurteile gegen hohen Wuchs wirklich waren.
    Er überquerte die Straße und blieb neben Leen stehen. Der Weg zwischen den Häusern war hier mit denselben Steinen gepflastert, aus denen die Häuser gebaut waren. Jenseits der Gebäude lag ein Platz, den mehrere Buden säumten, bessere Verkaufsnischen in den Hauswänden, und auch sie aus Stein. Hinter den Buden standen Leute, legten ihre Waren aus und redeten miteinander. Frauen mit Einkaufskörben bahnten sich ihren Weg zwischen den kleinen Hütten, nahmen kritisch Früchte und Gemüse in die Hand und legten die Waren entweder wieder zurück oder bezahlten sie mit Münzen von der Art, die Gabe in der Hand hatte.
    »Wollen wir es mal versuchen«, sagte er zu Leen.
    Sie betraten die Gasse und erreichten schließlich den Marktplatz. Während sie sich näherten, verstummten die Unterhaltungen. Gabe fühlte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
    »Wir sind nur gekommen, um etwas Essen zu kaufen«, äußerte Gabe.
    Drei Frauen schüttelten ihm die geballten Fäuste entgegen. Ein Händler folgte ihrem Beispiel.
    »Verschwindet, Dämonenbrut!« zischte ein Mann in ihrer Nähe.
    Gabe hielt eine Münze hoch. »Wir bezahlen auch«, gab er zurück.
    »Wir nehmen kein Geld von Dämonen«, war die Antwort.
    »Und sie kamen von den Gipfeln«, erhob plötzlich eine andere Frau die Stimme, die offenbar etwas zitierte, »mit ihrem Gold und ihrer Schönheit und ihrem liebreizenden Wesen. ›Wir wollen nur etwas kaufen‹, sagten sie und näherten sich. Als ein Händler die Münze nahm, fuhr ihm die Seele aus den Augen, schwebte kurz in der Luft und verschwand dann in den Mündern der Fremden.«
    »Hebt Euch hinweg, Dämonenbrut!«
    Gabe war verwirrt. Dergleichen hatte er in seinem ganzem Leben noch nie gehört. »Ich bin nicht von hier«, sagte er. »Bitte, meine Gefährtin und ich möchten gerne etwas zu essen kaufen.«
    Die Klippler rückten zusammen, und einer nach dem anderen hob die Faust. In ihren Augen glitzerte die Angst. Leen ergriff Gabes Arm.
    »Es hat keinen Zweck, Gabe«, raunte sie. »Laß uns verschwinden.«
    »Ich verstehe es einfach nicht«, sagte Gabe laut. »Es ist doch dasselbe Geld, mit dem ihr auch bezahlt. Ich bin kein Abkömmling der Dämonen.«
    »Die Großen sind zurückgekehrt«, rief eine ältere Frau aus. »Genauso, wie es die Legenden vorhersagen.«
    »Hebt Euch hinweg!« intonierte die Menge im Chor. »Hebt Euch hinweg!«
    »Gabe«, mahnte Leen und versuchte, ihn wegzuziehen.
    Gabes Nackenhaare sträubten sich. Diese Leute hatten weder Waffen noch einen auffälligen Zauber, und doch war in ihrer kollektiven Energie eine besondere magische Kraft zu spüren. Er würde seine Angst nicht zeigen. Das durfte er nicht. Nicht jetzt. Es würde ihnen zuviel Macht geben.
    »Es tut mir leid«, begann er erneut und wunderte sich über die Heftigkeit und die Macht ihrer Furcht. »Ich komme nicht aus euren Bergen. Ich will euch nichts tun.«
    »Hebt Euch hinweg!« ertönte der Singsang des langsam näherrückenden Chors.
    Gabe ließ sich schließlich von Leen wegziehen. Rückwärts gehend wichen sie bis an die schmutzige Gasse zurück, dann drehten sie sich um und stürzten davon.
    Erst am Stadtrand hielten sie an. Gabes Atem ging schwer. Er hatte eine Gänsehaut vor Angst. Leens Gesicht war aschfahl.
    »Das war ein Zauberspruch«, sagte sie. »Sie wollten uns beide bannen, mich noch mehr als dich.«
    Gabe blickte sie stirnrunzelnd an. Sie standen auf einer kleinen Anhöhe. Die Stadt lag unter ihnen, und die Häuser glitzerten im frühmorgendlichen Sonnenschein.
    »Unmöglich«, antwortete er schließlich. »Das sind doch Inselbewohner.«
    »Genau wie Coulter«, sagte Leen. Sie fröstelte. »Vielleicht ist er gar nicht so ungewöhnlich, wie wir dachten.«
    Gabe blickte auf die Stadt hinunter. Seine Leute hätten es doch gewußt. Die Fey hätten wissen müssen, wenn es noch andere Magie auf der Blauen Insel gab, mehr Magie als jene wilde Magie, die ihn, seine Schwester und Coulter hervorgebracht hatte. Das hätten sie doch bestimmt gewußt.
    Sie hätten es gewußt, und
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