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Feuerteufel - Die Geschichte Von Simeon Und Usher

Feuerteufel - Die Geschichte Von Simeon Und Usher

Titel: Feuerteufel - Die Geschichte Von Simeon Und Usher
Autoren: Nicole Henser
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Vereinigung hatte sich Simeon ziemlich schnell verabschiedet und etwas
von spontaner Selbstentzündung gemurmelt. Vorher hatte er ihn kurz in den Armen
gehalten und ihm dann geholfen, sein Bettzeug zu entsorgen. Jetzt bildete sich
Usher ein, ohne Simeons Wärme zu frieren, obwohl er sich notdürftig in eine
Wolldecke gedreht hatte.
    Sein Blick blieb an einem
undefinierbaren Haufen auf dem Boden hängen. Verdammt, das war Matisse! Oder
das, was von ihm übrig geblieben war. Beweis genug, dass er sich die ganzen
Ereignisse nicht eingebildet hatte.
    Usher schwang sich aus
dem Bett. Eine Tasse Kaffee reichte ihm als Frühstück, sein Magen wollte
ohnehin keine feste Nahrung, wenn er gekokst hatte. Wieso musste er sich so
elendig fühlen? Simeon schien etwas von ihm mitgenommen zu haben. Shit! Er
kannte den Kerl kaum und musste schon den Dreck hinter ihm wegräumen.
    Mit einer Plastiktüte,
Handfeger und Kehrblech bewaffnet, stellte er sich den Überresten von Simeons
Begleiter. Als Usher niederkniete, überlief ihn eine Gänsehaut. Wenn er sie aus
der Nähe betrachtete, waren in der Asche noch Umrisse zu erkennen. Eine Hand
sah aus, als wäre sie unversehrt, doch sie zerfiel bei der ersten Berührung.
    „So ein gottverdammter
Mist!“ Er schob die Schaufel unter die Brocken, die sofort zu Staub wurden, und
packte sie in die Tüte. Was sollte er damit tun? Wenn das wirklich ein
menschenähnliches Wesen gewesen war, konnte er dessen „Rückstände“ weder durch
das Klo noch im Müll entsorgen. War es Mord, einen Vampir zu töten?
    „Ich verstreue dich im
Wald. Solltest du nicht ganz tot sein, kannst du da den Eichhörnchen auf den
Sack gehen.“ Dann würde Usher eben einen kleinen Ausflug in die Yorker Umgebung
machen, frische Luft tat ihm sicher gut. Vor allem brauchte er Abstand, um
wieder einen klaren Blick auf die Dinge zu bekommen.
    Als er sich in seinen
alten Toyota schraubte, fluchte er wie üblich über den fehlenden Platz für
seine langen Beine. Die Reisschüssel tat jedoch ihren Dienst und brachte ihn
aus der Stadt. Immer wieder schaute er zu seinem schweigsamen Beifahrer.
    „Matisse, wenn du ein
echter Vampir warst, was ist dann Simeon?“ Ushers Kopf schmerzte, wenn er daran
dachte, wie Simeon sich eine Öffnung in die Mauer gezaubert hatte, um wieder
seiner Wege zu gehen. Er war einfach durch einen Kranz aus blauen Flämmchen
gestiegen – in seinem Wohnzimmer. Dahinter war eigentlich nichts, es ging
hinunter auf das Pflaster des Hinterhofs.
    Passte überhaupt noch
irgendetwas in die Welt, die Usher bisher gekannt hatte? Blutsauger, Dämonen …
und was noch? Gab es auch die anderen Schreckgestalten, die man für
Hirngespinste hielt? Lebten sie alle unerkannt unter ihnen?
    „Fuck! Ich sollte die
Finger von den Drogen lassen!“ Damit ließ sich nicht alles erklären, aber
vielleicht taten die Erkenntnisse seinem Kopf nicht so weh, wenn er sich die
Nase rein hielt.
    „Wir sind da, Matisse,
hier ist deine letzte Heimstatt“, knurrte Usher. Er griff nach der Plastiktüte
und stieg aus. Eine malerische Lichtung gab es leider nicht. Trotzdem wollte er
ein Stück in den Wald gehen, um aus dem Hundekot-Gürtel heraus zu sein. Seine
Schuhe versanken im Schlamm.
    „Gibt es noch ein
weiteres Leben für dich? Soll ich dir irgendwas auf den Weg geben?“ Usher
schaute nach oben in den tristen Himmel, der durch das blattlose Geäst zu sehen
war. Traurig, so zu sterben.
    „Dumm gelaufen, Kumpel.“
Er versuchte, die Tüte möglichst feierlich auszuschütten, doch es gab gerade
keinen Wind. Mit dem Fuß verteilte Usher das kleine Häufchen im Dreck. „Asche
zu Asche. Pass auf dich auf.“
    Langsam machte er sich
auf den Heimweg, fluchte über die Matsche im Wagen und beschloss, sich einen
Tee zu kochen, wenn er zuhause war. Das tat er selten, aber gerade war Usher
danach.
    Und
dann wollte er Antworten. Er würde Simeon an seinen dämonischen Ohren
heranziehen, bis er ihm diese gab. Falls er den Kerl jemals wieder zu Gesicht
bekam.

    Simeon wälzte sich auf
seiner Ruheliege. Er brauchte keinen Schlaf, trotzdem ging er ganz gern dem
Müßiggang nach. Schatten huschten an den leuchtenden Wänden entlang. Die
wabernde Masse, aus der sie bestanden, war lichtdurchlässig und von Fackeln
erhellt. Die rötliche Dämmerung gefiel ihm, machte ihn träge. Was auf dem Gang
vor dem Eingang seiner Kammer passierte, war ihm egal. Der Gedanke an diesen
Menschen – Usher Grey – ließ ihn nicht los. Der Kerl war interessant,
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