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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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Sie alle flüchteten vor Bethod.
    Sie drängten sich mit viel Kraft gegeneinander, manche schoben nach innen, andere nach außen, und gelegentlich rutschte jemand in den Dreck zu ihren Füßen. Sie alle versuchten verzweifelt das Tor zu erreichen, als sei es die Milchzitze ihrer Mutter. Aber die Menge als Ganzes bewegte sich nirgendwohin. Hundsmann sah Speerspitzen über den Köpfen der Menschenmenge aufblitzen und hörte harte Stimmen rufen. Vorn standen Soldaten, die niemanden in die Stadt hineinließen.
    Hundsmann beugte sich zu Dreibaum hinüber. »Sieht aus, als wollten sie nicht mal ihre eigenen Leute«, raunte er. »Meinst du, da wollen sie uns, Häuptling?«
    »Sie brauchen uns, das ist eine Tatsache. Wir werden mit ihnen reden, und dann werden wir sehen. Oder hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Nach Hause gehen und sich raushalten?«, murmelte Hundsmann unterdrückt, folgte Dreibaum dann aber doch.
    Die Südländer glotzten sie an, als sie sich einen Weg durch die Menschen bahnten. Ein kleines Mädchen starrte Hundsmann mit großen Augen an, als er vorbeiging, und hielt dabei einen alten Lumpen an sich gepresst. Hundsmann versuchte zu lächeln, aber seit langer Zeit hatte er nur mit harten Männern und hartem Metall zu tun gehabt, und es geriet wohl nicht besonders freundlich. Das Mädchen kreischte und rannte davon, und es war nicht allein mit seiner Angst. Die Menge teilte sich misstrauisch und schweigend, als die Leute Hundsmann und Dreibaum kommen sahen, obwohl sie ihre Waffen bei den anderen zurückgelassen hatten.
    Sie kamen ohne weiteres bis vor das Tor, ohne sich mehr als ein kleines bisschen an einigen Männern vorbeischieben oder drängeln zu müssen. Jetzt bemerkte Hundsmann die Soldaten, ungefähr ein Dutzend, die in einer Reihe das Tor versperrten und dabei einer wie der andere aussahen. Noch nie zuvor hatte er derartig schwere Rüstungen gesehen. Sie waren von Kopf bis Fuß von Metallplatten umschlossen, die auf blendenden Glanz poliert worden waren, sie trugen Helme, die ihre Gesichter bedeckten, und standen bewegungslos da wie Metallpfeiler. Er fragte sich, wie man gegen so einen kämpfte, wenn es sein musste. Ein Pfeil würde wohl nicht viel ausrichten, ein Schwert vielleicht auch nicht, wenn man nicht gerade mit viel Glück ein Gelenk traf.
    »Dafür braucht man eine Spitzhacke oder so was.«
    »Was?«, zischte Dreibaum.
    »Nichts.« Ganz offensichtlich hatten sie da unten in der Union ein paar seltsame Einfälle, was die Kriegsführung anging. Wenn jene Seite, die am meisten glänzte, die Kriege gewann, dann hätten sie Bethod wohl kräftig heimgeleuchtet, nahm der Hundsmann an. Leider war es aber ja nicht so.
    Ihr Häuptling hatte sich in ihrer Mitte aufgepflanzt, er saß hinter einem kleinen Tisch, auf dem ein paar Papierfetzen lagen, und er sah noch seltsamer aus als alle anderen. Er trug eine komische Jacke, leuchtend rot. Ein seltsamer Stoff für einen Anführer, dachte Hundsmann. Er bot ein prächtiges Ziel für einen Pfeil, selbst aus großer Entfernung. Außerdem war er ziemlich jung für so einen Posten. Er hatte noch kaum Bartwuchs, obwohl er dennoch sehr von sich überzeugt wirkte.
    Ein großer Mann in einem dreckigen Mantel stritt sich mit ihm herum. Hundsmann strengte seine Ohren an, um etwas von ihrem Unionsgerede zu verstehen. »Ich habe fünf Kinder bei mir«, sagte der Bauer, »und nichts für sie zu essen. Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?«
    Ein alter Mann drängte sich vor. »Ich bin ein enger Freund des Lord Statthalters, ich verlange, dass Sie mich vorlassen …«
    Der junge Bursche ließ keinen von ihnen ausreden. »Mir ist völlig egal, wer Ihre Freunde sind, und mich kümmert nicht, ob Sie vielleicht hundert Kinder haben! Die Stadt Ostenhorm ist voll. Lord Marschall Burr hat verfügt, dass täglich nur zweihundert Flüchtlinge eingelassen werden, und wir haben diese Grenze schon heute Morgen erreicht. Ich schlage vor, dass Sie morgen wiederkommen. Am besten möglichst früh.«
    Die zwei Männer standen da und starrten ihn an. »Welche Grenze?«, fauchte der Bauer.
    »Aber der Lord Statthalter …«
    »Verdammt noch mal«, schrie der junge Mann und schlug aufbrausend mit der Faust auf den Tisch. »Verderben Sie es nicht mit mir! Sonst lasse ich Sie tatsächlich rein! Indem ich Sie hineinschleifen und als Verräter aufhängen lasse!«
    Das reichte den beiden, und sie zogen sich schnell zurück. Hundsmann dachte, dass es klug wäre, dasselbe zu tun, aber
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