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Feuerherz

Feuerherz

Titel: Feuerherz
Autoren: Jennifer Wolf
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ständig mit den Spinnern zusammen gewesen wäre. Die Frau hatte übrigens HAMMERSCHÖNE Fingernägel. Hätten wir mit den Perfekten geredet (also in freundlichem Ton), hätte ich sie gefragt, wo sie dafür hinging.
    Ilian musterte immer noch seinen Teller, als Audrina sich mit einem wütenden Funkeln in den Augen wieder hinsetzte.
    »Nur, um das mal aufzuklären«, begann Mendel. »Ich habe zu euch herübergesehen, weil eine riesige Schnake hinter euch an der Wand sitzt.«
    Ich drehte mich um. Tatsache. Monsterschnake.
    »Da hatteste aber Angst, wa?«, gluckste ich, räumte mein Tablett leer und plättete das Vieh damit. Die halb Kantine starrte zu mir herüber, als sei ich irre.
    »Es können alle friedlich weiter essen. Die Schnake ist tot!«, rief ich und setzte mich wieder. Ein paar lachten, andere schüttelten nur den Kopf.
    Conny tat beides. »Ich liebe dich, weißt du das?«
    »Ich dich doch auch!«, raunte ich und warf ihr viele Luftküsschen zu.
    Keine Ahnung, warum ich immer so sehr zum Extremsein tendierte. Vielleicht tat ich das, um sicherzugehen, dass keiner mir auf der Nase herumtanzte. Immerhin ist es nicht leicht, sich als Jüngste in der Familie durchzusetzen, erst recht wenn diese nur aus Männern besteht.
    »Shit«, hörte ich Ilians wunderschöne Stimme. Er sah auf seine Armbanduhr. »Ich muss los.«
    »Aber wir haben doch noch fünf Minuten«, protestierte Arva. Ilian wirkte gehetzt, als er seinen Kram zusammenpackte … so als könnte er gar nicht schnell genug wegkommen.
    »Ich muss noch aufs Klo«, erklärte er laut und fügte dann leise hinzu: »Kotzen.«
    Der Stich in meinem Herzen war so schmerzhaft, dass ich ihn kaum verbergen konnte. Conny legte ihren Kopf schief und schaute mich fragend an.
    »Schwacher Magen«, staunte ich bewusst laut, »das war doch nur 'ne Schnake und kein Schwein!«
    Conny lachte und ich versuchte miteinzustimmen, nachdem Ilian außer Hörweite war. Autsch, autsch, autsch …
    »Oder Bulimie?«, gluckste meine beste Freundin.
    Fand er mich wirklich zum Kotzen? Oder mein Verhalten? Oder beides?
    Mir war jedenfalls jetzt auch nach Kotzen zu Mute.
    ***
    Ich steckte gerade mit dem Kopf im Kühlschrank, als mir jemand auf den Hintern schlug. Das konnte nur einer sein. Vor Freude strahlend drehte ich mich um und begrüßte meinen Vater mit einem Kuss auf die Wange.
    »Hi, Chef, wie war die Arbeit?«
    »Anstrengend«, antwortete er und griff an mir vorbei zur Wasserflasche. Er leerte sie in einem Zug. Das Rülpsen danach hätte fast die Vorhänge weggeweht. Zum Glück war Carmen noch im Atelier.
    »Mahlzeit«, kommentierte ich sein Verhalten. Lachend stellte mein Vater die leere (!) Flasche zurück in den Kühlschrank. Ich ließ sie drin, sollte Carmen sich doch aufregen. So war mein Vater eben und ich wollte ihn nicht anders haben.
    »Was gab es bei dir, Prinzessin?«, wollte er wissen und ließ sich auf einen Stuhl fallen, um die Post zu überfliegen, die ich auf den Küchentisch geschmissen hatte.
    »Der Kerl, den ich so toll finde, hat heute tatsächlich ein paar Worte mit mir gewechselt.«
    Papa sah auf. Er kannte weder Ilians Namen, noch wusste er, wer er war, aber ich hatte ihm mal erzählt, dass ich für einen Mitschüler schwärmte, der nichts mit mir zu tun haben wollte. Etwas, was für ihn unverständlich war. Mit einem wissenden Lächeln fuhr er sich über das kurze Haar und lehnte sich dann zufrieden im Stuhl zurück.
    »Sag ihm, wenn er dir das Herz bricht, schieße ich ihm die Eier weg!«
    »Das wird ihn freuen!«, gluckste ich und stellte mir vor, wie Ilian gucken würde, wenn ich ihm das sagte. Doch ich verdrängte die Vorstellung wieder … es tat zu weh, an ihn zu denken.
    »Was gibt es zu essen?«, wollte Papa wissen.
    »Carmen meinte, dass sie etwas mitbringt.«
    Panik schlich sich in die Augen meines Vaters. »Dann sollte ich schnell einen Burger verdrücken gehen, bevor sie zurückkommt und mir wieder dieses Hasenfutter aus dem Ökoimbiss vorsetzt!« Mein Vater spielte regelmäßig Fußball im Verein, was ihm erlaubte, alles in sich hineinzustopfen, ohne auch nur einen Bauchansatz zu bekommen. »Was kramst du eigentlich im Kühlschrank rum?«
    »Hatte heute in der Schule keinen großen Hunger.«
    »Und dafür bezahle ich so viel Geld?« Die Stimme meines Vaters war eine Tonlage höher gerutscht. »Fräulein, Geld wächst nicht auf den Bäumen! Weißt du, wie viele Stunden ich arbeiten gehen muss, damit du…« und so weiter und so weiter. Ich
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