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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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Chef! Ich weiß es wirklich nicht mehr!" erklärt Zeramov. Er hat sich auf einen großen Felsbrocken gesetzt und blättert verzweifelt in seinem Notizblock. Er ist vollgeschrieben - aber nirgends kann er einen Hinweis darauf finden, was sie eben erlebt haben. Mit einer resignierenden Geste wirft er das Büchlein von sich.
    ('Na endlich - das wurde auch langsam Zeit!')
     
    *        *         *

Sie warten!
    Dieses Erlebnis hat ihnen einen Schock versetzt und mit einem Mal scheint ihr Wille gebrochen. Was zählt jetzt auch Schloss Rachass noch? Die Angst vor dem, was kommen wird, ist viel größer als die Neugier, von der sie bisher getrieben worden sind.
    Da - Schritte auf dem Kies!
    Schwere Stiefel über knirschenden Knies!
    "Jetzt!" raunt Ricci dem Signore zu und greift sofort nach seinem Schwert.
    "Ja ... jetzt ist's wohl soweit!" Rodolphe nickt den beiden zu.
    Zum Glück sind sie alle noch bewaffnet. Das beruhigt ihn nicht, aber zumindest können sie sich verteidigen - gegen wen auch immer!
    "Wir verkaufen unsere Haut teuer, Kinder!" Baldwin steht kampfbereit neben Rodolphe.
    Im Nebel wird nach und nach eine hochgewachsene Gestalt immer deutlicher sichtbar. Sie nähert sich ihnen rasch mit gleichbleibend über den Kies stampfendem Schritt.
    "Wer ist das?" fragt Dalia.
    "Weiß der Teufel ... ein Mann mit Geflügel auf dem Kopf!" brummt Rodolphe.
    "Tatsächlich - er muss einen Flügelhelm tragen. Ob er bösartig ist?"
    "Das werden wir gleich wissen, Mr. X!" meint Ricci und fasst sein Schwert fester.
    "Ja, spätestens dann, wenn er uns anfällt!"
    Aber des Signore Befürchtung erweist sich vorerst als ungerechtfertigt.
    Der Mann bleibt wenige Schritte vor Baldwin stehen, hebt den rechten Arm bis auf Kopfhöhe und murmelt ein unverständliches Wort. Dann vernehmen sie eine angenehme, dunkle Stimme:
    "Entschuldigen sie, werte Herrschaften, haben sie zufällig meine Mannen gesehen?"
    Baldwins Leute kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dieser Mann ist genau so gekleidet, wie man sich einen Wikinger oder Normannen vorstellt. Er trägt einen Flügelhelm, der dichte Bart kräuselt sich bis auf die Felljacke; Lederrock und Schnürstiefel passen ebenso ins Bild wie die Streitaxt in seiner Linken. Dennoch spricht er akzentfreies Deutsch!
    "Ihre Mannen?" wiederholt Baldwin ungläubig.
    "Haben sie niemanden gesehen? Oh, sie müssen hier entlang gekommen sein. Ich bin in einen Abgrund gestürzt und musste über einen großen Umweg den Anschluss finden. Ich bin es leid, immer hinter meinen Mannen herzurennen. Schließlich bin ich ihr Häuptling und sollte sie führen!"
    "In dieser Richtung haben wir vorhin Gelächter gehört." sagt Zeramov und deutet den Weg zurück, den sie gekommen sind. "Könnten das ihre Mannen gewesen sein?"
    "Ich danke ihnen, werter Herr! Wenn hier jemand lachend durchs Gebirge zieht, dann meine Mannen! Recht vielen Dank ... die Götter mögen ihnen und ihren Freunden gewogen sein!" Unter Verbeugungen eilt der Mann in die angewiesene Richtung davon.
    "Blödmann!" Rodolphe sieht ihm kopfschüttelnd nach.
    "Wahrscheinlich sind wir wieder in eine neue Welt eingetreten." meint Zeramov. "Die Treppe hat mich schon so was ahnen lassen. Beim ersten Mal gelangten wir ungefähr ins dreizehnte oder vierzehnte Jahrhundert zurück - ohne das genau festzulegen freilich. Diesmal scheint der Sprung etwas größer gewesen zu sein!"
    "Glaube ich nicht!"
    X möchte seine Meinung ausführlicher darlegen, aber erneut setzt Musik ein und alle stehen wie erstarrt.
    "Geht das wieder los?" Ricci bricht der Schweiß aus.
    Diesmal ist es aber kein anschwellender, dissonanter Akkord, sondern kräftiger Gesang, der von mächtigen Orchesterstößen untermalt wird.
    "Seltsame Musik!" stellt Marlène fest, als es sicher scheint, dass der unerträgliche Krach ein einmaliges Erlebnis bleiben soll - wie es jetzt aussieht. "Noch nie gehört!"
    "Ja ... sogar der Janá č ek hat uns verlassen!" erkennt Emma.
    Der Gesang ist jetzt deutlich zu hören - das begleitende Orchester hat beachtliches Volumen, spielt aber sehr verhalten. Dennoch gibt es auch hier ein Crescendo.
    "Könnte fast von einem Zeitgenossen Bruckners oder Mahlers sein", findet Marlène, die sich in der Musikgeschichte sehr gut auskennt.
    "Hören sie auf die Worte des Chors, Mademoiselle Lableue!" rät X. "Lateinisch ... sie singen einen lateinischen Text!"
    "Kommt mir bekannt vor ... nicht die Musik, der Text, meine ich!" Zeramov lauscht angestrengt. Da die
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