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Feueraugen III. Das Schloss

Feueraugen III. Das Schloss

Titel: Feueraugen III. Das Schloss
Autoren: Alexander Zeram
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nicht aus, Monsieur Baldwin!" winselt Michel und rennt hinter Rodolphe her.
    Sie entfernen sich zwar nur langsam von der Prozession, aber nach einer gewissen Zeit hören sie die Musik nicht mehr. Atemlos bleiben sie stehen und gönnen sich eine Rast.
    Sie haben ein freies Feld erreicht. Die Freude über ein bisschen flauschigen Nebel und ganz normale grau gesprenkelte Felsbrocken erklärt sich nur dadurch, dass sie sich hier wenigstens dem gegen- übergestellt sehen, was sie kennen.
    Die nächste Überraschung nähert sich ihnen aber bereits.
    Zeramov und Rodolphe bemerken in der Ferne zwei Punkte, die sich bewegen und rasch größer werden. Der Nebel hängt nicht mehr allzu dicht über dem Boden - was ihnen ermöglicht, eventuelle Gefahr frühzeitig zu erkennen.
    "Das klingt wie ein Motor!"
    "Ja, würde ich auch sagen. Wie 'ne Honda Gold-Wing!" Rodolphe nickt dem Teamkollegen zu.
    "Aber wo ist denn hier eine Straße? - Die können doch nicht über dieses Geröll fahren!" meint Zeramov.
    Rasch stellt sich heraus, dass die beiden Punkte Luftkissenfahrzeuge sind. Einen viertel Meter über dem Geröll schweben sie brummend und surrend auf die Baldwinschen zu und werden kurz vor ihnen angehalten.
    Zwei Herren in silbrig glitzernden Anzügen entsteigen dem einen Gefährt, zwei reichlich geschminkte Damen in aufreizenden Kostümen aus einem golden glänzenden Material dem anderen. Alle vier tragen bauschige, grasgrüne Perücken.
    "Hi, Fans!" ruft eine der Damen und winkt.
    Baldwins Leute trauen ihren Augen nicht mehr.
    "Entschuldigt, liebe Leut' ... wir wollten nur fragen, ob ihr vielleicht zufällig wisst, wo hier eine Reparaturwerkstatt ist. Mein Wagen hat einen Schaden im Getriebe und das muss ich nachsehen lassen."
    Der eine Herr ist an Zeramov herangetreten.
    'Sieht aus wie eine lebendige Plastikpuppe ... täuschend echt nachgebildet!' denkt der sich und erwidert: "Entschuldigen sie mal. Wie kommen sie denn darauf, dass hier eine Reparaturwerkstatt sein könnte?"
    "Ja, wie soll man das begründen?" der Herr überlegt. "Was sagen sie denn dazu, verehrter Herr Generaldirektorpräsidentstellvertreter?" Damit spricht er den anderen Herrn an.
    "Begründen kann man das nur schlecht, Herr Generaldirektorpräsidentsekretär. Ich nehme aber an, dass die anderen hier lang gekommen sind. Wie sie ja vielleicht wissen, wagt sich der Generaldirektorpräsident nie in Gegenden, wo es keine Werkstätten gibt, in denen er sich auf den Kundendienst seiner Firma verlassen könnte. Nur leider ..." jetzt wendet er sich an Rodolphe. "... leider haben wir die anderen verloren. Und wir kennen uns hier nicht aus. Ihr habt nicht zufällig drei solche Wagen wie die unseren irgendwo gesehen?"
    "Nein!" antwortet Rodolphe. Er hat seinen Helm nicht aufgeklappt und daher klingt seine Stimme seltsam hohl.
    "Aber ... da vorne haben wir einen Wikinger getroffen, der seine Mannen sucht. Außerdem Dies-Irae-Sänger. Am besten nehmen sie den gleichen Weg. Irgendwo werden sie dann wohl alle finden, was sie suchen", schlägt Zeramov vor und weist in die Richtung, aus der sie gekommen sind.
    "Das ist überaus freundlich! Wir werden es in dieser Richtung versuchen. Innigst empfundenen Dank, werter Herr."
    Die beiden Herren und ihre Damen besteigen die Wagen wieder und brummend entfernen sich die schwebenden Fahrzeuge.
    "Jeglicher Kommentar ... überflüssig!" erklärt Zeramov. "Wir sollten weitergeh'n! Wer weiß, was uns noch bevorsteht!"
    Lange brauchen sie nicht auf die nächste Überraschung zu warten.
    Sie haben eben eine sehr dichte Nebelwand hinter sich gebracht, da treffen sie auf eine große Menschenmenge.
    "Was ist denn hier wieder los?" Baldwin richtet seine Frage an niemanden.
    Vor ihnen bietet sich eine faszinierende Szenerie, die sie hier ganz bestimmt nicht erwartet haben.
    Sie stehen vor einer ausgedehnten Ebene, die mit kurzen, saftig-grünen Gräsern und leuchtend gelb blühenden Wildblumen bewachsen ist. Die umliegenden Berge haben nichts mehr Schroffes und Abweisendes an sich. Bewaldete Hänge können sie ausmachen - nur die Gipfel zeigen nackten Fels. Der Himmel ist strahlend blau und eine angenehme Wärme ?-wie im Frühherbst- ist zu verspüren, obwohl sie keine Sonne am Firmament entdecken können. Auf der blühenden Wiese knien in braune Kutten gekleidete Gestalten. Sie sehen nach vorne zu einem Mann, der einen weiten, weißen Umhang trägt. Er steht auf einer sanften Anhöhe vor einer Art Altar. Eben hebt er die Arme hoch über den
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