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Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Titel: Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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nie getan. Sie verstand nicht, wie sich erwachsene Menschen Jahr für Jahr dieselben Zeichentrickfilme anschauen konnten. Genauso wenig, wie sie verstand, wo Sebastian abgeblieben war. Im Keller hatte sie nur seine Kleidung vorgefunden, und es schien nicht so, als sei er wieder ins Haus hinaufgekommen. Wartete er draußen, bis das Fernsehprogramm zu Ende war, damit ihm niemand die Aufmerksamkeit stahl?
    Lydia trat durch die Hintertür ins Freie. Die Kälte schlug ihr entgegen, es war bereits dunkel. Die Nacht war sternenklar, doch von Sebastian weit und breit keine Spur. Sie ging die Treppe hinab, es war schön, ein wenig frische Luft zu schnappen. Bei all den Menschen und Kerzen war es dort drinnen ziemlich aufgeheizt.
    Die Feier hatte sich nicht so entwickelt, wie sie es sich vorgestellt hatte. Wahrscheinlich waren diese großen Weihnachtsfeiern nichts, das man vermissen musste. Insbesondere dann nicht, wenn diese hier typisch war. Manch eine trank zu viel und sprach ungeliebte Wahrheiten aus, die Kinder rannten im Zuckerrausch umher, und man musste auch kein Verhaltensforscher sein, um zu erkennen, dass die beiden Schwestern nicht gerade das innigste Verhältnis hatten.
    Sie ging ein Stück dort entlang, wo sie einen Kiesweg unter dem Schnee vermutete, den die vielen Weihnachtsgäste ausgetreten hatten. Doch auf den Grasflächen daneben lag der Schnee unberührt – bis auf einige Fußspuren, die von einem Schuh oder einem Stiefel mit geriffelter Sohle und einem bedeutend kleineren Schuh mit Absatz stammten. Lydia hielt inne. Die Spuren führten zu dem Schuppen neben der Garage. Hörte sie von dort Geräusche, oder bildete sie sich das nur ein? Jetzt war sie die Dritte, die über den Rasen zum Schuppen ging. Ja, es waren definitiv Geräusche, die an Lautstärke zunahmen, je näher sie kam. Sie war sich auch ziemlich sicher, was sie zu bedeuten hatten, wollte sich aber trotzdem davon überzeugen. Leise öffnete sie die Tür und spähte hinein.
     
    «Kannst du mal kurz mitkommen?», bat Lydia, als sie in die Küche trat, wo Yvonne und Christoffer gerade mit Spülen beschäftigt waren.
    «Was ist denn?», fragte Yvonne und legte das Geschirrtuch beiseite.
    «Komm einfach mit, bitte. Es geht um deine Schwester.»
    Lydia verließ die Küche, und Yvonne und Christoffer folgten ihr und warfen sich fragende Blicke zu.
    «Kannst du uns nicht einfach erzählen, was los ist? Es ist kalt», sagte Yvonne und schlang sich die Arme um den Leib, während sie hinter Lydia zu dem Schuppen ging.
    «Es ist besser, wenn ihr es mit eigenen Augen seht», antwortete Lydia und öffnete die Tür.
     
    Im Fernsehen ertönten gerade die letzten Klänge von
When you wish upon a star
, als Yvonne hereinkam und sich in der Mitte des Raums aufbaute. Etwas an ihrem Auftreten sorgte dafür, dass sich alle nach ihr umdrehten. Sogar die Kinder.
    «Der Weihnachtsmann verspätet sich ein bisschen», verkündete Yvonne knapp und mit unterdrücktem Zorn in der Stimme. Die Kinder reagierten mit lautem Seufzen. Sie hatten schon viel zu lange gewartet.
    «Was ist passiert?» Torkel hatte das ausgesprochen, was sich alle fragten.
    «Nichts, er hat sich nur verspätet.»
    Sie drehte sich um und stürmte in die Küche. In dem Zimmer, das sie gerade verlassen hatte, sahen sich die Erwachsenen ratlos an, während die Kinder vorsorglich zum Fenster trotteten, um einen Blick auf den Rotgewandeten zu erhaschen, wenn er herbeistapfte. Etwas war passiert, dessen war Torkel sich sicher. Er nickte seinen ehemaligen Verwandten entschuldigend zu und ging seiner Ex-Frau nach. Yvonne hatte sich mit einem Weinglas in der Hand an die Arbeitsplatte gelehnt.
    «Was geht denn hier vor?», fragte er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    «Ich möchte nicht darüber reden», antwortete Yvonne abweisend und nahm einen Schluck Wein.
    «Hat es was mit Sebastian zu tun?»
    «Natürlich hat es was mit Sebastian zu tun.»
    Torkel wollte etwas erwidern, aber Yvonne unterbrach ihn und signalisierte ihm deutlich, dass sie nicht darüber sprechen würde.
    «Übrigens werden die Mädchen und ich an Mittsommer und den ganzen Juli über im Haus am See sein», sagte sie stattdessen und stellte das Weinglas beiseite.
    «Hattest du dich nicht gerade noch darüber geärgert, dass Bea und Rolf diesen Sommer dorthin wollten?», fragte Torkel verwundert.
    «Ja, aber Bea wird ihre Meinung ändern», antwortete Yvonne nur, als verstehe sich das von selbst. Als er zur Frage anhob,
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