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Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)

Titel: Feste feiern, wie sie fallen (German Edition)
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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gelinde gesagt fehl am Platz, als sie mit ihrem Glas am Rande der Gesellschaft stand. Sie war davon ausgegangen, dass Sebastian gleich zu ihr zurückkäme, aber da hatte sie sich getäuscht. Nachdem er mit der Frau in Rot geredet hatte, war er zu einer blonden Frau Anfang dreißig gegangen und stand seither bei ihr. Lydia war enttäuscht. Das passierte ihr mit Sebastian zwar nicht zum ersten Mal, doch als sie gemeinsam hergefahren waren, hatte sie dennoch das Gefühl gehabt, dass es eine Nähe zwischen ihnen gab, die vorher nicht da gewesen war und nach der sie sich so lange gesehnt hatte. Jetzt hatte er allerdings nur noch Augen für die Blondine. Nicht ein einziges Mal hatte er Lydia angesehen. Sie kippte den letzten Schluck Wein hinunter und entschied dann, zu den beiden hinüberzugehen und sich vorzustellen. Wenn Sebastian das nicht zu tun gedachte, musste sie es eben selbst in die Hand nehmen. So einfach wurde er sie nicht los.
     
    Schon von weitem sah Vanja die Brünette, mit der Sebastian gekommen war, und lächelte sie warmherzig und einladend an. Vanja hatte gehofft, dass Sebastian ihr seine Begleitung gleich am Anfang vorstellen würde, aber er hatte sie nicht einmal erwähnt. Daraufhin hatte sie ihn ausgefragt, doch Sebastian hatte nur ausweichend geantwortet. Sie sei eine Freundin, hatte er gesagt. Eine gute Freundin. Dann hatte er das Thema gewechselt.
    Das weckte Vanjas Neugier nur noch mehr. Sebastian, der Mann ohne Freunde, der alle Frauen anbaggerte, die nicht bei drei auf den Bäumen waren, und – soweit sie informiert war – noch nie eine Beziehung gehabt hatte, die über einen One-Night-Stand hinausging, brachte eine Frau zu einer Weihnachtsfeier mit. Das musste etwas zu bedeuten haben und war es wert, näher erforscht zu werden, weshalb sie Lydia freudig begrüßte, als diese sich zu ihnen gesellte. Doch Lydia antwortete ein wenig angestrengt auf ihre Fragen, und Sebastian verstummte und schien unangenehm berührt.
    Vanja verstand die Welt nicht mehr. Hatten sie sich gestritten? Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn im nächsten Moment schwebte Bea herbei und legte ihre Hand auf Sebastians Schulter. Vanja lächelte in sich hinein. So sah also Sebastian Bergmans Freizeit aus. Von Frauen umzingelt. Was sie an ihm fanden, konnte sie nicht im Entferntesten nachvollziehen.
    Bea nickte Sebastian freundlich zu und fragte, ob sie ihn um einen Gefallen bitten dürfe. Ob er sich vorstellen könnte, nach dem Essen den Weihnachtsmann zu spielen? Vanja glaubte zu beobachten, wie Sebastian vor Schreck zusammenzuckte, für eine Sekunde hatte es ihm tatsächlich die Sprache verschlagen. Vanja musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu lachen. Sebastian im Weihnachtsmannkostüm, das hätte sie zu gern gesehen.
    «Es tut mir leid, Bea, aber das geht nicht», brachte er am Ende mühsam hervor.
    «Warum denn nicht? Bitte! Die Kinder kennen doch alle anderen und erraten immer, wer es ist. Du wärst der perfekte Kandidat!»
    «Das glaube ich nicht, Bea. Ich bin nicht so der … Weihnachtsmanntyp.»
    «Doch, das bist du auf jeden Fall!», warf Vanja lachend ein. «Ich wollte dich schon immer mal als Weihnachtsmann verkleidet sehen.»
    Sebastian starrte sie an.
    Schluckte.
    Und hörte sich selbst ja sagen.
     
    Endlich erklärte Bea, dass es nun Zeit fürs Essen sei. Wie immer zu spät, dachte Yvonne. Es war eine altbekannte Masche ihrer Schwester, die Gäste ewig warten zu lassen, um sie dann mit großem Tamtam zu Tisch zu bitten. Gleichzeitig verkündete sie, dass der Weihnachtsmann direkt nach der traditionellen Donald-Duck-Sendung im Fernsehen zu ihnen komme, wenn es ihm bis dahin gelinge, seine Rentiere zu bändigen.
    Es gab ein Buffet, und die Gäste stellten sich geduldig an und bedienten sich an den vollbeladenen Platten. Mit gespielter Nervosität sagte Bea, sie hoffe, das Essen werde für alle reichen. Yvonne überlegte kurz, ob sie ihr erklären sollte, dass sie mit dem Essen die halbe Stadt versorgen könnte, verkniff sich die Bemerkung jedoch. Dann wurde Rolf von zwei Cousins hereingeschoben und am Kopfende des Tisches platziert, damit ihn alle Gäste auf ihrem Weg zu Fleischklößchen, Prinzenwurst, Brot in Schinkentunke und all den anderen warmen Gerichten begrüßen konnten. Bea fing sofort an, um ihn herumzuschwirren. Was er essen wolle? Und was trinken? Ob ihm der Platz recht sei? Und ob er alle wiedererkenne? Das war so typisch Bea, dass es fast komisch war. Immer musste sie sich um
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