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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens
Autoren: Allison Farrell
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Wände, doch er achtete nicht darauf. Hastig ergriff er eine der Fackeln und durchquerte den Durchgang zum Turm. Seine Schritte hallten die Wände hinauf, als er die Stufen der steinernen Wendeltreppe erklomm, die völlig ausgetreten war von den Generationen von Männern, die hier schon hinaufgestiegen waren.
    Mit zunehmender Höhe wurde es zugiger, und schließlich schob Ravencroft die Fackel in einen der Halter. Der Wind ließ die Flamme heftig flackern, schaffte es auf dieser Höhe aber nicht, sie zu löschen. Den Rest des Weges legte der Baron zu Fuß zurück. Kurz darauf erreichte er die obere Plattform des Turmes.
    Der Wind, der hier an seinem Haar zerrte, trug bereits einen leichten Hauch von Herbst mit sich, aber noch waren die Nächte lau und vom Duft der Wiesenblüten erfüllt. Unzählige Sterne funkelten am Himmel wie Edelsteine auf dem Mantel eines Königs, und der Gesang der Zikaden lag wie ein sehnsuchtsvolles Flüstern in der Luft. Es war eine Schönheit, wie Sänger sie in ihren Weisen kundtaten und wie sie Liebende zu glühenden Schwüren inspirierte.
    Die rechte Stimmung für eine Hochzeitsnacht.
    Trotzdem überkamen ihn leichte Zweifel.
    Seine vorherigen Ehen hatten alle damit geendet, dass seine Frauen gestorben waren. Marianne, die erste, die er aus glühender Liebe heraus gefreit hatte, war der Pest anheimgefallen, während sie schwanger war. Alannah, die es geschafft hatte, ihn über den Schmerz seines Verlustes hinwegzutrösten, starb während der Geburt seines ersten Sohnes – und das Kind mit ihr.
    Damals war es ihm so vorgekommen, als laste ein Fluch auf seinem Namen. Ein Fluch, den er von den Mamelucken mitgebracht hatte. Im Heer des Königs hatte man sich erzählt, dass dieses Volk über mächtige Zauberer gebot, seltsame Derwische, die Ungläubigen die schlimmsten Leiden und das größte Unglück anhexen konnten.
    Über einen solchen Zauberer hatte auch der Sultan verfügt, der ihn und König Eduard gefangen genommen hatte. Ravencroft war sicher, dass dieser nicht nur ihre Niederlage heraufbeschworen hatte. Der orientalische Herrscher musste ihn, als er seine Flucht bemerkte, auch zur Kinderlosigkeit verflucht haben. Es hatte lange gedauert, bis ihm aufgegangen war, dass sein Unglück daran liegen konnte.
    Nach dem Tod seiner zweiten Frau hatte er zunächst nichts von einer weiteren Heirat hören wollen. Aber nach und nach musste er einsehen, dass er noch zu jung war, um allein vor seinem Kamin zu sitzen. Seine Lenden strotzten vor Kraft, mit starken Händen führte er sein Schwert, dass es seinen Gegnern angst und bange wurde, und sein Geist war messerscharf wie eh und je – alles Gaben, die zu schade waren, um sie zu verschwenden.
    Also hatte er einen Heiratswerber losgeschickt, um nach passenden jungen Damen zu suchen. Die Liste derjenigen, die bereit waren, einen Witwer seines Alters zum Manne zu nehmen, war nicht besonders lang. Die meisten von ihnen waren nicht schön genug, weshalb ihre Väter sie schon vorsorglich ins Kloster geschickt hatten. Einen Erben mit einer von ihnen zu zeugen wäre ihm zutiefst zuwider gewesen. An Nicole de Boisy, der Tochter des in Salisbury ansässigen Grafen, hatte er dagegen auf Anhieb Gefallen gefunden.
    Obgleich sie jung und von ausgesuchter Schönheit war, drohte ihr der Gang ins Kloster. Die Mitgift war überaus bescheiden, aber das war für Ravencroft nebensächlich gewesen. Ein Erbe und ein treues Weib waren wesentlich mehr wert als eine Truhe voller Gold. Natürlich würde sich Nicole an ihn gewöhnen müssen, doch vielleicht würde ihn eines Tages das Band der Liebe mit ihr verbinden.
    »Ist alles in Ordnung, Mylord?«
    Henry Fellows’ Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück.
    Der Mond war inzwischen um den Burgturm herumgewandert und zauberte einen fahlen Schein auf den Graben, der die Burg wie ein Halsband aus Wasser umschloss.
    Ravencroft wandte sich langsam um. »Ja, keine Sorge. Ich wollte nur ein wenig nachdenken.«
    »Worüber, wenn ich fragen darf?«
    »Über mein Leben. Und mein Glück, ein so junges Weib an die Hand zu bekommen.«
    »Eure Gemahlin ist wahrlich eine Schönheit.«
    »Ja, und ich frage mich, ob ich nicht zu alt für sie bin.«
    »Das seid Ihr gewiss nicht, Mylord. Ich glaube, dass Euer Weib Euch neue Kraft verleihen wird.« Fellows zwinkerte ihm anzüglich zu.
    Ravencrofts Fröhlichkeit kehrte zurück. »Wenn du schon darauf anspielst, dann sollte ich mich wohl jetzt besser mit ihr zurückziehen.«
    Damit wandte
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