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Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 2 - Francis: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Heimfindungsvermögen besitzen, sitzt so tief, daß er in den Zeitungen periodisch und mit immer neuen Episoden fröhliche Urstände feiert. Beinah jede Woche ist von einer »gestiefelten Katze« zu lesen, die, durch ein Mißgeschick an einen entfernten und fremden Ort verschlagen, mit traumtänzerischer Sicherheit nach Haus getippelt kommt. Bei den Amerikanern mit ihrem Hang zum »Road Movie« kann der Trip auch schon mal von Küste zu Küste führen. Bei Lichte betrachtet müssen allerdings zwei grundverschiedene Arten unterschieden werden. Die konventionelle Variante, bei der die Katze aus der Fremde den Weg heim findet, kann im Prinzip noch ohne »PSI« erklärt werden. Vielleicht hat die Katze ein akustisches »Hörbild« von den Geräuschen der Heimat im Hinterkopf, an das sie sich Schritt für Schritt herantastet. Oder sie orientiert sich am Stand der Sonne, wie die Reisenden in alten Zeiten. Vielleicht besitzen Katzen - wie Wale - sogar einen magnetischen Sinn, der ihnen wie ein Kompaß die Navigation im Raum erlaubt.
    An einen übersinnlichen Hintergrund lassen jedoch die Fälle denken, in denen eine (zurückgelassene) Katze ihrem Herrchen über weite Strecken an einen neuen und bis dato völlig unbekannten Aufenthaltsort folgt. Diese Variante ist wohl selbst mit den ausgefallensten Sinnesleistungen nicht zu erklären und wird von vielen dem »Psi-trailing«, einer extrasensorischen »Gabe«, zugeordnet. Der amerikanische Parapsychologe J. B. Rhine hat vor ein paar Jahrzehnten alle dokumentierten Fälle gesammelt und ausgewertet. Die größten Schlagzeilen machte die Katze eines New Yorker Tierarztes, der von New York nach Kalifornien umzog. Mehrere Monate später verlangte der in New York zurückgelassene Vierbeiner energisch Einlaß im neuen Domizil und belegte dann ohne Umschweife seinen alten Stammplatz, einen bequemen Sessel, mit Beschlag.
    Es bleibt jedem selbst überlassen, welchen Reim er sich auf solche mysteriösen Expeditionen machen will. Desmond Morris, der britische »Katzenpapst«, hält es für langweilig und unfruchtbar, wenn man das Staunen über die Wunder und Geheimnisse der Natur mit einer parapsychologischen Erklärung »abspeist« und damit die Neugier und den suchenden Geist im Keime erstickt. Aber die Katze gibt dem Menschen seit der Zeit am Nil ein einzigartiges Rätsel auf, das jedes »Medium« auf zwei Beinen in den Schatten stellt.
     
     
    11 Obwohl der »blinde Uhrmacher« - die Evolution - mit den Augen der Katze eines seiner größten Meisterwerke geschaffen hat, läßt die Farbtüchtigkeit dieser phantastischen »Stecher« doch sehr zu wünschen übrig. Die wie bei einem (menschenähnlichen) Primaten frontal nach vorne gerichteten Sehorgane, die schon auf den ältesten gemalten Zeugnissen der Menschheit ihren ästhetischen Reiz entfalten, sind im Verhältnis zur Schädelgröße überdimensioniert, so daß sie eine hohe Lichtausbeute erreichen. Zusätzlich ist der Augenhintergrund mit dem spiegelartigen »Tapetum« ausgekleidet, das die »verbrauchten« Lichtstrahlen zurückwirft. Durch diesen »Restlichtverstärker« werden die reflektierenden Katzenaugen zu potenten Nachtsichtgeräten, die schon einige Generäle für die nächtliche Kriegsführung einsetzen wollten.
    Die lichtempfindliche Schicht des Auges, die Netzhaut (Retina), setzt sich aus zwei Arten von »Photozellen«, den »Stäbchen« und »Zäpfchen«, zusammen. Die Stäbchen, die bei weitem in der Überzahl sind, reagieren sehr sensibel auf Hell-dunkel-Unterschiede und sind vornehmlich in der äußeren Zone der Retina angesiedelt. Die für Farbe und scharfe Nah-Sicht zuständigen Zäpfchen, die nur bei Tageslicht funktionieren, konzentrieren sich dagegen auf das Zentrum der Netzhaut, die beim Menschen kreisförmige Sehgrube (Fovea). Die kätzische Fovea, die nur spärlich mit Zäpfchen gepflastert ist, besitzt dagegen die Form eines waagerechten Striches. Katzen haben daher »Argusaugen« für Mäuse, die quer über die Bildfläche flanieren, während sie die Buchstaben einer Zeitung schlecht fixieren könnten. Außerdem können sie ihre Linsen nur schlecht in den »Makrobereich« verstellen, der die nahen Details erfaßt. Katzen sind daher gelegentlich desorientiert, wenn sich das Objekt des Interesses unmittelbar vor ihrer Visage befindet.
    Wegen der dünnen Besiedelung mit den Color-Zäpfchen war man lang davon überzeugt, daß Katzenaugen die Welt nur schwarzweiß wahrnehmen können. In der Zwischenzeit hat
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