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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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vielleicht würde Kaspars Botschaft sie innehalten lassen.
    Denn falls der Anführer kein Narr war, würde er verstehen, was Kaspar getan hatte. Der Dolch neben dem Kind sagte: »Ich hätte dich und deine Familie töten können, während ihr schlieft, aber ich habe euch verschont. Lass mich jetzt also in Ruhe.«
    Kaspar hoffte, dass der Mann es so verstehen würde.
    Im Morgengrauen war er bereits hoch oben in den Hügeln und kletterte über geborstene Felsen. Der kleine Hain, den er am Vortag gesehen hatte, bot so gut wie keine Deckung, also hoffte er, weiter oben ein Versteck zu finden.
    Er konnte immer noch das Lager unten sehen, obwohl die Zelte jetzt wie winzige Flecken am Boden des weiten Tals aussahen. Von hier oben wurde deutlich, dass das Tal das Ende einer weiten Ebene war, auf beiden Seiten flankiert von zerklüfteten Hügeln.
    Auf der anderen Seite des Tals erhob sich in der Ferne eine gewaltige Gebirgskette. Schneebedeckte Gipfel ließen annehmen, dass diese Berge nur schwer zu überqueren waren. Der General in Kaspar bewunderte, wie gut der Ort zu verteidigen wäre, wenn jemand dort, wo sich das Lager der Nomaden befand, eine Festung errichten würde. Als er sich weiter umsah, erkannte er jedoch, dass es hier nichts zu beschützen gab.
    Nirgendwo im Tal war Wasser zu sehen. Die Bäume, an denen er vorbeigekommen war, waren von einer Spezies, die er nicht kannte: dürr und mit zäher schwarzer Rinde und Dornen. Sie brauchten offenbar nur wenig Wasser. Wohin er auch schaute, sah er Steine und Staub. Das Tal und die Art, wie es sich durch die Felsen schnitt, sagten ihm, dass hier einmal ein Fluss hindurchgeflossen war. Eine Klimaänderung hatte ihn vermutlich austrocknen lassen, und nun stellte sein Bett nur noch einen schnellen Weg für Reiter zwischen einem Ort und einem anderen dar, die Kaspar beide unbekannt waren.
    Geräusche aus der Ferne sagten ihm, dass man seine Flucht entdeckt hatte, und er machte sich wieder ans Klettern, obwohl ihm schwindlig war und er sich schwach fühlte. Er hatte mindestens seit zwei Tagen nichts mehr gegessen, je nachdem, wie er die Zeit berechnete. Man hatte ihn am Abend in Ketten vor Talwin Hawkins und seine Verbündeten gezerrt und ihn sofort hierher transportiert, aber hier war es Morgen gewesen. Er befand sich offenbar tatsächlich auf der anderen Seite der Welt.
    Er brauchte unbedingt Essen und Ruhe. In einem Beutel, der an dem Wasserschlauch hing, hatte er ein wenig Trockenfleisch und Fladenbrot gefunden, und er plante, alles zu verschlingen, wenn die Zeit es zuließ, aber im Augenblick gab er sich damit zufrieden, den Abstand zwischen sich und den Nomaden noch zu vergrößern.
    Er erreichte einen Kamm, über den sich ein schmaler Pfad wand. Also zog er sich dort hinauf und drehte sich dann um, um zu dem weit entfernten Lager zu blicken. Zelte wurden abgebrochen, und die winzigen Flecken, die er für Menschen und Pferde hielt, schienen sich nicht allzu schnell zu bewegen.
    Nein, es gab keine Anzeichen, dass ihn jemand verfolgte. Kaspar ließ sich einen Moment Zeit, um zu Atem zu kommen, und betrachtete den Pfad.
    Er war breiter als ein Wildpfad. Kaspar kniete nieder und sah ihn sich näher an. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, die Erde hier festzustampfen. Kaspar folgte dem ansteigenden Weg, und bald schon wurde deutlich, dass die Felsen rechts von ihm mit Werkzeugen bearbeitet worden waren. Diese Felsen hielten auch zum Teil die Sonne fern, also setzte er sich und aß das Fladenbrot und ein wenig Trockenfleisch.
    Er trank etwa ein Drittel des Wassers in dem Schlauch und ruhte sich aus.
    Es schien, als wäre er tatsächlich entkommen und als hätte der Anführer der Nomaden seine Botschaft verstanden. Keine Reiter schwärmten aus, um nach ihm zu suchen, keine Spurenleser kletterten unter ihm in die Hügel. Er war frei.
    Die Luft war trocken. Kaspar versuchte, sich anhand der aufgehenden Sonne zu orientieren. Der Pfad, auf dem er sich befand, musste wohl einmal eine Militärstraße gewesen sein, die aus irgendeinem Grund nicht mehr benutzt wurde. Das felsige, karge Land in der Nähe bot kaum einen Grund, diese Region besitzen zu wollen. Vielleicht war der Weg vor langer Zeit von einer Nation gebaut worden, die das Land nun nicht mehr beanspruchte.
    Er wusste, dass es am Tag schrecklich heiß werden würde, also suchte er nach einer Zuflucht. In unmittelbarer Nähe war nichts Geeignetes zu sehen.
    Er beschloss, eine Weile auf der alten Militärstraße
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