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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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Mannes gaben nach, sein Blick wurde starr, und Kaspar schlug ihm gegen das Kinn. Der Wachposten begann zu fallen, und Kaspar fing ihn auf.
    Er wusste, dass seine Freiheit vielleicht nur noch in Sekunden gemessen werden konnte, als er dem Mann das Schwert abnahm. Der Wachposten hatte kleinere Füße als Kaspar, also waren seine Stiefel nutzlos.
    Er verfluchte den Soldaten, der ihm am Abend seiner Gefangennahme in der Zitadelle die Stiefel abgenommen hatte. Er konnte nicht barfuss fliehen.
    Er hatte keine Schwielen an den Füßen wie Menschen, die oft barfuss gingen, und er wusste zwar nicht viel über das Gelände, das ihm bevorstand, aber was er gesehen hatte, sagte ihm, dass es steinig und unangenehm sein würde. Er erinnerte sich an ein paar Bäume an einem Hang nordöstlich des Lagers, aber er bezweifelte, dass er sich dort gut genug verstecken könnte. Andere Möglichkeiten in der Nähe kannte er nicht; er hatte zwischen seiner Ankunft und dem Zusammenstoß mit den Männern, die ihn gefangen genommen hatten, keine Zeit gehabt, sich umzusehen.
    Er musste also unbedingt ein Paar Stiefel finden, das einigermaßen passte, damit er auf den felsigen Bergen klettern konnte, wo der Boden für Pferde schwierig war.
    Einen Augenblick blieb er stehen, dann eilte er rasch zum größten Zelt. Das Schwert in der Hand, zog er vorsichtig die Zeltklappe weg. Drinnen hörte er Schnarchen. Es klang, als schliefen hier zwei Personen, ein Mann und eine Frau. Er konnte wenig erkennen, also wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nach einem Moment entdeckte er links im Zelt eine dritte Person, der Größe nach ein Kind.
    Kaspar sah ein Paar Stiefel neben einer kleinen Truhe, in der sich wohl die Schätze des Anführers befanden. Er bewegte sich mit einer katzenhaften Geschmeidigkeit, die für einen Mann seiner Größe ungewöhnlich war. Rasch griff er nach den Stiefeln, erkannte, dass sie groß genug waren, und bewegte sich rückwärts wieder zur Zeltklappe. Dann hielt er inne. Widerstrebende Bedürfnisse verwirrten ihn einen Moment. Er war beinahe sicher, dass man ihn wieder gefangen nehmen und diesmal vielleicht töten würde, es sei denn, er verfügte über einen Vorteil.
    Aber worin sollte der bestehen? Zu lange nachzudenken würde ihn wertvolle Zeit kosten, Zeit, die er nie wieder einholen könnte und die zählen würde, wenn er versuchte, so weit wie möglich vom Lager wegzugelangen.
    Unentschiedenheit gehörte nicht zu Kaspars Wesen. Er sah sich um und entdeckte die Waffen des Anführers dort, wo er sie erwartet hatte – ganz in der Nähe des Mannes, für den Fall, dass es Ärger geben sollte. Er schlich an dem schlafenden Paar vorbei und griff nach dem Dolch des Mannes. Es war eine lange Waffe mit breiter Klinge, die nur für einen einzigen Zweck gedacht war: einem Mann aus der Nähe den Bauch aufzuschlitzen. Dieser Dolch hatte nichts Zierliches an sich, und er erinnerte Kaspar an die Klingen, die die Nomaden der Jal-Pur-Wüste von Kesh trugen. Er fragte sich, ob sie irgendwie mit diesem Volk verwandt waren. Die Sprache der Jal-Pur hatte allerdings nichts mit der von Kesh gemein, und die Sprache der Nomaden hier erinnerte ein wenig an das Queganische, einen Dialekt des Keshianischen.
    Kaspar nahm die Klinge und schlich näher zur Zeltklappe. Er sah das Kind an. In dem trüben Licht konnte er nicht erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, denn das Haar war schulterlang, und das Kind hatte das Gesicht abgewandt. Mit einem raschen Stoß trieb Kaspar den Dolch durch den Zeltboden in die Erde darunter. Das leise Geräusch bewirkte, dass das Kind sich ein wenig bewegte, aber es wurde nicht wach.
    Kaspar verließ das Zelt. Er sah sich rasch um und entdeckte, was er brauchte: einen gefüllten Wasserschlauch. Dann warf er einen sehnsüchtigen Blick zu den Pferden, aber er ging nicht zu ihnen. Ein Reittier würde ihm eine bessere Überlebensmöglichkeit bieten, aber wenn er versuchte, eins der Pferde zu satteln, würde er sehr wahrscheinlich jemanden wecken, und welche Chance seine Warnung im Zelt ihm auch geben mochte, der Diebstahl eines Pferdes würde sie zweifellos wieder ausgleichen.
    Kaspar schlich aus dem Lager und auf die Bäume und Hügel dahinter zu. Was er vor seiner Gefangennahme gesehen hatte, wies darauf hin, dass es sich um felsiges Gelände handelte, und vielleicht würden ihm die Reiter auf so unwegsamem Boden nicht folgen. Vielleicht hatten sie anderswo Verpflichtungen, oder
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