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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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bestand seine beste Chance, wieder nach Olasko zu kommen, darin, die Stadt am Schlangenfluss zu finden. Es gab so gut wie keine Handelsbeziehungen zwischen Novindus und den Ländern auf der anderen Seite der Welt, aber die wenigen Schiffe, die von einem Kontinent zum anderen fuhren, begannen ihre Reise in dieser Stadt. Von dort aus konnte er in die Endlose See gelangen, und von dort aus nach Krondor. Wenn er sich erst im Königreich befand, konnte er wenn nötig sogar zu Fuß nach Hause gehen.
    Er wusste, dass er es sehr wahrscheinlich nicht schaffen würde, aber was immer ihm zustoßen mochte, es war ihm lieber, wenn es geschah, während er versuchte, wieder nach Hause zu gelangen.
    Nach Hause, dachte er verbittert. Einen Tag zuvor war er noch zu Hause gewesen und hatte über sein Land geherrscht, aber dann hatte man ihn in seiner eigenen Zitadelle gefangen genommen, und er war von einem ehemaligen Diener besiegt worden, den er tot geglaubt hatte. Er hatte die Nacht in Ketten verbracht und über diese dramatische Wendung des Schicksals nachgedacht, und eigentlich hatte er erwartet, dass man ihn hängen würde.
    Stattdessen hatte Talwin Hawkins, sein ehemaliger Diener, ihm vergeben, und man hatte ihn in dieses ferne Land verbannt. Kaspar war nicht sicher, was genau in den vergangenen Tagen geschehen war.
    Tatsächlich fing er an, sich zu fragen, ob er in den vergangenen Jahren noch er selbst gewesen war.
    Er hatte gehört, wie sich die Wachen vor seiner Zelle unterhielten, während er auf seine Hinrichtung wartete. Leso Varen, sein Berater und Hofmagier, war beim Kampf um die Zitadelle getötet worden.
    Der Magier war vor ein paar Jahren zu ihm gekommen und hatte Kaspar im Austausch gegen seinen Schutz große Macht versprochen. Seine Anwesenheit war zunächst nicht weiter störend gewesen, und er hatte tatsächlich hin und wieder nützliche Dienste geleistet.
    Kaspar holte tief Luft und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Fluchtmöglichkeiten zu. Er würde später Zeit haben, über seine Vergangenheit nachzudenken, immer vorausgesetzt, er lebte lange genug, um eine Zukunft zu haben.
    Er war ein breitschultriger Mann von ungewöhnlicher Kraft, aber das war nicht alles. Anders als viele Männer mit kräftigem Körperbau hatte er sich stets bemüht, beweglich zu bleiben. Nun atmete er aus, so gut er konnte, bog die Schultern nach vorn, zog die Knie fest gegen die Schultern, beugte den Kopf zwischen die Oberschenkel und zwang seine Füße über die gefesselten Handgelenke. Er konnte spüren, wie die Bänder in seinen Armen protestierten, als er sie so weit wie möglich streckte, aber es gelang ihm, die Hände nach vorn zu bringen.
    Dabei hätte er allerdings beinahe das Zelt umgerissen. Schnell legte er sich hin, um die Spannung an Seil und Pflock zu verringern. Die Handfesseln bestanden tatsächlich aus Rohleder, also begann er, mit den Zähnen daran zu zerren. Mit Speichel feuchtete er den einfachen Knoten so gut wie möglich an und kaute darauf herum, bis er lockerer wurde. Lange Minuten nestelte er an den Schlingen des Knotens, dann öffneten sie sich plötzlich, und seine Hände waren frei.
    Er bog die Finger und rieb seine Handgelenke, als er langsam aufstand. Er zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen, und schlich zur Vorderseite des Zelts. Als er um das Zelt herumspähte, entdeckte er einen einzigen Wachposten, der am anderen Ende des Lagers mit dem Rücken zum Feuer saß.
    Kaspars Gedanken überschlugen sich. Jahre der Erfahrung hatten ihn eins gelehrt: Unentschlossenheit war schädlicher als falsche Entscheidungen. Er konnte versuchen, den Wachposten zum Schweigen zu bringen, und sich damit vielleicht mehrere Stunden Vorsprung verschaffen, bevor man ihm folgte, oder er konnte einfach davonschleichen und hoffen, dass der Mann nicht vor dem Morgen nach ihm sehen würde. Aber wie er sich auch entschied, er musste sofort handeln!
    Ohne es auch nur zu bemerken, hatte er einen Schritt in Richtung des Wachpostens gemacht. Er verließ sich auf seine Instinkte: Der mögliche Vorteil war das Risiko wert. Der Wachposten summte leise vor sich hin, vielleicht, um wach zu bleiben. Kaspar schlich leise auf den Fußballen weiter und näherte sich dem Mann von hinten.
    Eine Veränderung im Licht, als Kaspar zwischen den Wachposten und das Feuer trat, ein leises Geräusch oder einfach nur Intuition bewirkte, dass der Nomade sich umdrehte. Kaspar schlug, so fest er konnte, zu und traf ihn hinter dem Ohr. Die Knie des
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