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Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3

Titel: Feist, Raymond - Die Erben von Midkemia 3
Autoren: Konklave der Schatten
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vor. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken auf Wanderschaft gehen, während er weiterhin das Gespräch belauschte.
    Dann hörte er ein Wort: Ak-Kdwa. Acqua! Der Akzent war ausgeprägt und die Betonung anders, aber das war das queganische Wort für »Wasser«!
    Sie redeten darüber, irgendwo unterwegs Rast zu machen, wo es Wasser gab. Er lauschte weiter und ließ die Wörter über sich hinwegtreiben, ohne allzu angestrengt zu versuchen, sie zu verstehen; er gestattete seinen Ohren einfach, sich an die Rhythmen und Klänge, Muster und Töne zu gewöhnen.
    Etwa eine Stunde saß er da und lauschte. Zunächst konnte er nur ein Wort von hundert erkennen. Dann vielleicht eins von fünfzig. Er erkannte etwa ein Wort von einem Dutzend, als er hörte, wie sich Schritte näherten. Also sackte er zusammen und stellte sich bewusstlos.
    Kaspar konnte die Schritte von zwei Menschen unterscheiden. Ein Mann sagte etwas. Kaspar hörte die Wörter »gut« und »stark«. Dann wandte der zweite etwas ein. Nach allem, was Kaspar wahrnahm, sprach sich einer offenbar dafür aus, ihn auf der Stelle umzubringen, weil er mehr Ärger machen würde, als er wert war, und der andere widersprach und erklärte, der Gefangene sei stark und gut, wahrscheinlich beim Schwertkampf, denn das war die einzige Fähigkeit, die Kaspar demonstriert hatte, bevor er überwältigt worden war.
    Kaspar musste sich beherrschen, um sich nicht zu rühren, als ein Nomade mit einem unsanften Tritt überprüfte, ob der Gefangene wirklich noch bewusstlos war. Dann gingen die beiden Männer wieder.
    Kaspar wartete, und als er sicher sein konnte, dass sie weit genug weg waren, wagte er einen Blick und erspähte die Rücken der Männer, die um das Zelt herum verschwanden.
    Er setzte sich wieder hin.
    Er bemühte sich, weiterhin zu lauschen, während er gleichzeitig begann, mit seinen Fesseln zu ringen.
    Es wäre gefährlich, sich dermaßen darauf zu konzentrieren, dass er nicht mehr hören würde, wenn jemand näher kam. Er wusste, dass in dieser ersten Nacht seine Fluchtchancen am besten waren, weil man ihn immer noch für bewusstlos hielt. Er hatte nur wenige Vorteile. Die Nomaden kannten die Umgebung wahrscheinlich sehr gut und waren erfahrene Fährtensucher.
    Er würde nur dann eine Chance haben, wenn er sie überraschte. Kaspar war ein guter Jäger, und er wusste, wie schlaues Wild entkommen konnte. Er brauchte mindestens eine Stunde Vorsprung, aber zuerst einmal musste er die Lederschnüre um die Handgelenke loswerden.
    Als Erstes gab er dem Bedürfnis nach, die Schnüre zu prüfen, und musste feststellen, dass sie fest genug waren, um ihm wehzutun, wenn er versuchte, die Hände herauszuziehen. Er konnte sie nicht sehen, aber sie fühlten sich an wie Rohleder. Wenn er sie befeuchten könnte, würden sie sich dehnen, und er könnte sie vielleicht abstreifen.
    Nach einer Zeit vergeblicher Anstrengung wandte er die Aufmerksamkeit dem Teil des Seils zu, den er sehen konnte. Er wusste, er hatte kaum eine Chance, es von der Stange loszubinden, ohne das ganze Zelt zum Einsturz zu bringen, aber ihm fiel nichts anderes ein. Er musste sich erst in die eine, dann in die andere Richtung drehen, um zu dem Schluss zu kommen, dass auch das mit auf dem Rücken gefesselten Händen unmöglich war.
    Kaspar blieb still sitzen und wartete. Die Stunden zogen sich träge dahin, und langsam wurde es im Lager ruhiger. Er hörte Schritte und stellte sich abermals bewusstlos, als jemand vorbeikam, um nach ihm zu sehen, bevor der Stamm sich schlafen legte. Kaspar ließ Minuten vergehen, bis er sicher war, dass im Zelt alle schliefen. Dann setzte er sich wieder hin. Er blickte zum Himmel auf, wo ihn vollkommen fremde Sterne grüßten. Wie die meisten Männer seines seefahrenden Volkes konnte er sich anhand der Sterne orientieren, sei es an Land oder auf See, aber über ihm befanden sich Konstellationen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Er würde sich auf seine grundlegenden Orientierungskenntnisse verlassen müssen, bis er mit den Sternen hier vertraut war. Er wusste, wo die Sonne untergegangen war, hatte sich die Stelle anhand des Felsens ge-merkt, den er kurz vor Sonnenuntergang dort gesehen hatte. Und das bedeutete, dass er auch wusste, wo Norden war.
    Wahrscheinlich lag Olasko irgendwo in nordöstlicher Richtung. Kaspar war gebildet genug, um zu wissen, wo sich der Kontinent Novindus in Bezug zu Olasko befand. Je nachdem, wohin der Magier ihn auf diesem Kontinent gebracht hatte,
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