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Feinde aus dem Jenseits

Feinde aus dem Jenseits

Titel: Feinde aus dem Jenseits
Autoren: Keith Laumer
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Ihrem Haus«, sagte er, als sie ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen ansah. »Wenn Sie es gestatten, würde ich mich gern ein paar Minuten mit ihm unterhalten.«
    Die Frau warf einen Blick auf die Wanduhr. Die Zeiger standen auf acht Uhr fünf.
    »Die Besuchszeit endet um acht Uhr«, sagte sie ruhig.
    »Ich komme von weither«, erklärte David. »Es ist sehr wichtig, daß ich mit ihm spreche.«
    Die Frau machte ein verkniffenes Gesicht. »Sie können morgen um zehn Uhr vormittags vorbeisehen.«
    »Morgen ist es vielleicht zu spät«, unterbrach David.
    »Unser Krankenhaus hat nun mal gewisse Vorschriften«, fauchte sie. »Wenn Sie glauben, daß Sie sich über die Regeln stellen können, dann sprechen Sie besser mit Dr. Anclote.« Sie drückte auf einen Knopf an ihrem Schreibtisch. Weiter hinten hörte man ein unterdrücktes Rasseln. Eine Tür ging auf, und ein großer Mann mit hängenden Schultern tauchte auf. Er kam mit leisen Schritten an den Schreibtisch, und seine schmalen Augen musterten David.
    »Haben Sie Schwierigkeiten, Miß Wycherly?« fragte er ungeduldig.
    »Dieser Herr hier möchte einen der Patienten sehen, Doktor – zu dieser Zeit! Ich sagte ihm …«
    »Es ist von äußerster Wichtigkeit, daß ich mit Mister Ladislaw spreche«, sagte David. »Es geht um jede Sekunde.«
    »Ladislaw? Das ist der Mann von dem gesunkenen Schiff, nicht?« Der Doktor warf David einen scharfen Blick zu. »Der Patient hat einen schweren Schock hinter sich«, sagte er. »Sie wissen, daß er der einzige Überlebende der Katastrophe ist?«
    »Ja.«
    »Außerdem hat er eine Gehirnerschütterung, zahlreiche Frakturen und vermutlich auch innere Verletzungen davongetragen. Die Verbrennungen haben sechzig Prozent seiner Haut zerstört. Er befindet sich in einem ernsten Zustand, Mister …«
    »Vincent. David Vincent. Ich weiß, daß er schwerverletzt ist. Ich würde auch nur ein paar Minuten bei ihm bleiben. Es tut mir leid, daß ich nach der regulären Besuchszeit komme, aber es ließ sich nicht anders einrichten.«
    »Sie – äh – kommen von der Regierung?« Der Doktor sah ihn von der Seite an.
    David erwiderte den Blick. »Würde das am Zustand des Patienten etwas ändern, Doktor?«
    Der Mediziner preßte die Lippen zusammen. »Also gut, ich will ja nichts wissen. Sie können fünfzehn Minuten bei ihm bleiben. Ich brauche wohl nicht zu betonen, daß Sie den Patienten auf keinen Fall aufregen dürfen.«
    Er drehte sich um und führte David zu einer Reihe neu installierter Aufzüge, die in einem merkwürdigen Gegensatz zu dem dunklen, alten Holz standen.
    »Ich verstehe, daß Sie nicht vor Miß Wycherly sprechen wollten.« Der Doktor sah David wieder von der Seite an, als sich die Aufzugstüren geschlossen hatten. »Aber ich finde, man sollte wenigstens mir als Heimarzt Bescheid sagen, weshalb die Regierungsstellen ein so starkes Interesse an dem Patienten zeigen.«
    »Die Regierungsstellen?« fragte David ausdruckslos.
    »Natürlich!« fauchte der Arzt. »Die Leute von der Marine, die Staatspolizei …« Er unterbrach sich und sah David mißtrauisch an. »Hören Sie, ich fände es überhaupt angebracht, wenn Sie mir Ihren Ausweis zeigen würden.«
    David sah ihn kühl an. »Wollen Sie das wirklich?« fragte er leise.
    »Ach was.« Der Doktor preßte die Lippen zusammen und fuhr schweigend bis zum fünften Stock hinauf. David folgte ihm zu einer fensterlosen Tür. Ein kräftiger Mann mit zerknitterter weißer Uniform saß auf einem Hocker davor und las eine Zeitschrift. Er erhob sich auf ein Nicken des Arztes und sperrte die Tür auf. Anclote bemerkte Davids überraschten Blick und lächelte hart.
    »Ich dachte, Sie wüßten, daß Mister Ladislaw in der psychiatrischen Abteilung ist«, sagte er.
     
    *
     
    Es war ein Einzelzimmer, nackt und freudlos, mit vergitterten Fenstern und einer dunklen Truhe, auf der eine Vase mit verwelkten Ringelblumen stand. In dem schmalen Bett lag ein Mann mit schütterem Haar. Hals und Kinn waren mit Bandagen verhüllt. Darüber zeigte sich ein dunkler Stoppelbart. Seine Augen waren offen und beobachteten David starr, als er näherkam.
    »Mister Ladislaw, ich bin David Vincent«, sagte er leise. »Ich habe von dem Unfall gehört und möchte mich mit Ihnen darüber unterhalten. Ich hätte Ihnen gern ein paar Fragen gestellt.«
    »Sie fragen schon«, sagte Ladislaw mit starkem Akzent. Seine Stimme klang belegt. »Ich alles sagen, aber dumme Bullen hören nicht zu, sagen, ich lüge …« Er
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