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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone
Autoren: Mira Grant
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ist es dort sicherer als in Santa Cruz. Das liegt vor allem daran, dass sie in der Nähe von Gilroy liegt, einer ländlichen Gemeinde, die nach wie vor geschützt wird. Das bedeutet, dass zwar niemand in Watsonville leben will – aus Angst, die Zombies könnten mitten in der Nacht von Santa Cruz aus rüberschlurfen – , dass die braven Leute von Gilroy den Nachbarort aber auch nicht den Infizierten überlassen wollen. Also fahren sie dreimal im Jahr mit Flammenwerfern und Maschinengewehren in die Stadt und machen sauber. So bleibt Watsonville verlassen, und die kalifornischen Farmer haben ihre Ruhe und können die Bevölkerung ernähren.
    Ich fuhr kurz vor den Ruinen einer Kleinstadt namens Aptos an den Straßenrand, nicht weit von der Auffahrt zum Highway 1. Das Gelände um uns herum war weit und eben, womit wir ausreichend Sicht auf alles hatten, was sich vielleicht auf der Suche nach einem kleinen Imbiss befand. Mein Motorrad lief so schwergängig, dass ich es mir lieber noch mal genauer ansehen wollte, und aufzutanken würde auch nicht schaden. Geländemotorräder haben kleine Tanks, und wir waren bereits ein gutes Stück gefahren.
    Shaun drehte sich beim Absteigen zu mir um. Er grinste von einem Ohr zum andern. Der Wind hatte seine Haare zu einem Gestrüpp aus unregelmäßigen Stacheln aufgepeitscht, sodass er aussah wie von einem bösen Geist besessen. »Das war das Coolste, was du jemals gemacht hast«, sagte er mit beinahe religiösem Eifer. »Genau genommen war das vielleicht sogar das Coolste, was du jemals tun wirst . Dein ganzes Leben hat auf einen glanzvollen Moment zugesteuert, George, und zwar auf den Moment, in dem du dir gedacht hast: ›He, wie wär’s, wenn ich einfach über die Zombies wegfliege? ‹« Er machte eine dramatische Pause. »Wahrscheinlich bist du cooler als Gott.«
    »Und wieder eine Gelegenheit versaut, dich loszuwerden.« Ich stieg vom Motorrad und setzte den Helm ab, um erst einmal die offensichtlichsten Macken zu begutachten. Es sah nicht weiter schlimm aus, aber ich hatte trotzdem vor, es sobald wie möglich durchchecken zu lassen. Gewisse Schäden konnte ich mit meinen zugegebenermaßen begrenzten mechanischen Fähigkeiten nicht beheben, und die meisten davon hatte ich mit einiger Sicherheit verursacht.
    »Du wirst ein neues kriegen.«
    »Das ist die Hoffnung, die mich antreibt.« Ich lehnte meinen Helm an die Windschutzscheibe, öffnete die rechte Satteltasche, zog den Benzinkanister heraus, stellte ihn ab und holte dann den Erste-Hilfe-Kasten hervor. »Zeit für den Bluttest.«
    »George … «
    »Du kennst die Regeln. Wir waren im Feld, und wir kehren erst zur Basis zurück, wenn wir unsere Virenzahl überprüft haben.« Ich nahm zwei kleine Testeinheiten aus dem Kasten und hielt sie ihm hin. »Kein Test, kein Wagen. Kein Wagen, kein Kaffee. Kein Kaffee, kein Spaß. Willst du Spaß, Shaun, oder willst du lieber hier draußen rumstehen und dich mit mir darüber streiten, ob du mir eine Blutprobe gibst?«
    »Du büßt hier im Sekundentakt Coolness ein«, knurrte er und nahm die Einheit entgegen.
    »Habe ich kein Problem mit«, sagte ich. »Also schauen wir nach, ob ich’s überleben werde.«
    Mit eingespielter Routine, die von langer Übung herrührte, rissen wir beide gleichzeitig die luftdichten Versiegelungen auf und öffneten die Plastikdeckel unserer Testeinheiten, sodass die sterilen, metallenen Druckpads zum Vorschein kamen. Die einfachen Feldeinheiten können nur einmal benutzt werden, aber sie sind billig und unverzichtbar. Man muss wissen, ob bei jemandem gerade die Virenvermehrung einsetzt – möglichst, bevor dieser Jemand anfängt, einem das leckere Fleisch von den Knochen zu kauen.
    Ich löste den Verschluss von meinem rechten Handschuh, zog ihn ab und steckte ihn mir in die Tasche. »Auf drei?«
    »Auf drei«, stimmte Shaun zu.
    »Eins.«
    »Zwei.«
    Wir streckten gleichzeitig den Arm aus und steckten den Zeigefinger in die Einheit, die der jeweils andere in der Hand hielt. Man könnte es eine Marotte nennen. Oder ein Frühwarnsystem. Wenn irgendwann einmal einer von uns auf die Drei wartet, dann stimmt etwas ganz und gar nicht.
    Das Metall an meinem Finger fühlte sich kühl an, als ich auf das Pad drückte, doch auf das angenehme Gefühl folgte ein stechender Schmerz, als die integrierte Nadel meine Haut durchstieß. Diabetes-Tests tun nicht weh. Man soll sie schließlich ständig durchführen, und das macht man eher, wenn die Sache nicht allzu unangenehm
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