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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone
Autoren: Mira Grant
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liebe Shaun.
    Gibt es also einen Gott? Tut mir leid, dass ich der Frage ausweiche, aber ich weiß es einfach nicht.
    Aus Postkarten von der Klagemauer , den unveröffentlichten Dateien von Georgia Mason, 17. April 2040

30
    Es dauerte drei Monate, bis der Seuchenschutz Georgias Asche freigab. Normalerweise hätte es länger gedauert. Doch meine Schwester starb als Weltstar. Das verschafft einem Freunde in wichtigen Positionen. Selbst in der Seuchenschutzbehörde, die derzeit damit beschäftigt ist, ihre Mitarbeiter unter die Lupe zu nehmen, bei dem Versuch, die Quelle von Tates anonymen »Spenden« zu finden. Dr. Wynne konnte seine Vorgesetzten davon überzeugen, uns Georgias Asche auszuhändigen. Wahrscheinlich wollten sie nicht riskieren, unsere Schlagzeile der Woche zu werden. Das will heutzutage niemand. Mit der Zeit wird dieser Effekt nachlassen – Mahir sagt, dass wir täglich Quotenpunkte verlieren, weil die Leute sich neuen Dingen zuwenden – , aber nach allem, was gelaufen ist, werden wir uns ein gewisses Maß an dauerhafter Reputation bewahren. » Nach dem Jüngsten Tag : Diese Leute sterben dafür, damit Sie alles erfahren, was Sie wissen müssen.« Wahrscheinlich hätte mich all das sehr viel mehr angewidert, wenn es uns nicht geholfen hätte, George nach Hause zu bringen.
    Dr. Wynne brachte mir die Dose mit ihrer Asche persönlich, begleitet von einer milchgesichtigen, blondhaarigen Ärztin, an die ich mich aus Memphis erinnerte. Kelly Conolly. Sie hat mir den Stapel Karten überreicht, die uns Mitarbeiter des Seuchenschutzes aus dem ganzen Land geschrieben haben, und dazu erklärt, dass sie noch drei solcher Stapel von der Weltgesundheitsorganisation und dem Militärischen Forschungszentrum für Infektionskrankheiten hätten. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Buffy ist gestorben, und man hat uns vorgeworfen, dass wir die Welt an der Nase herumführen wollten. George ist gestorben, und dieselbe Welt trauerte mit mir. Wahrscheinlich hätte mir das ein Trost sein sollen, aber das war es nicht. Ich wollte nicht, dass die Welt trauerte. Ich wollte bloß George zurückhaben.
    Um mich zu finden, hätte sie allerdings meine neue Adresse wissen müssen. Ich kam zerschlagen, erschöpft und kurz vorm Zusammenbruch von der Wahlkampftour nach Hause und stellte fest, dass es nicht mehr mein Zuhause war. Mein Zimmer war mit dem von George verbunden, und George existierte nicht mehr. Immer wieder stellte ich fest, dass ich plötzlich in ihrem Zimmer stand, ohne zu wissen, wie ich dorthin gelangt war, und darauf wartete, dass sie mich anbrüllte und mir sagte, ich solle gefälligst anklopfen. Doch nichts Derartiges geschah, also packte ich meine Sachen. Ich wollte die Geister der Vergangenheit hinter mir lassen. Und ich wollte die Masons hinter mir lassen.
    Klar, George war gestorben, und die Welt trauerte mit mir. Die ganze Welt, bis auf die Masons. In der Öffentlichkeit machten sie natürlich alles richtig, sagten die richtigen Sachen und vollführten die richtigen Gesten. Dad schrieb eine Artikelserie über den Widerstreit zwischen persönlicher Verantwortung und Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und betonte dabei immer wieder das »heldenhafte Opfer« seiner geliebten Adoptivtochter, als ob seine Plattitüden dadurch einen Deut relevanter geworden wären. Anscheinend funktionierte es, denn die Reihe verschaffte ihm seine höchsten Quoten seit Jahren. George war als Star gestorben. Man kann es niemandem vorwerfen, Kapital daraus zu schlagen. Abgesehen davon, dass ich genau das sehr wohl kann. Glaubt mir, das kann ich ganz hervorragend.
    George und ich hatten unsere Testamente schon lange verfasst, bevor wir dazu verpflichtet gewesen waren, und obwohl wir beide davon ausgegangen waren, dass ich zuerst abtreten würde, hatten wir beide Klauseln für den Fall eines vorzeitigen Ablebens eingefügt. Wenn ich zuerst abtrat, kriegte sie alles, was ich hatte, einschließlich meines geistigen Eigentums, veröffentlicht und unveröffentlicht. Wenn sie zuerst abtrat, bekam ich alles von ihr. Bevor irgendjemand anders etwas von unserem Nachlass sehen würde, mussten wir beide sterben, und selbst für den Fall hatten wir den Masons nichts hinterlassen. Unsere Habe wäre dann an Buffy gegangen, und für den Fall, dass sie das tödliche Ereignis auch nicht überlebt hätte – wir waren nämlich immer davon ausgegangen, dass wir nur dann zusammen sterben würden, wenn der Sendewagen mitten in einem Ausbruch den
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