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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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Gericht Bestand hatten und als Sieg gegen den Feind gelten konnten. Mueller stand vor der Aufgabe, die Nachrichtenbeschaffung zu einem Instrument der Strafverfolgung zu machen.
    Dafür gab es nur einen Weg. Mueller brauchte einen neuen General und eine neue Strategie.
    »Das ist unsere Aufgabe«
    Den General, den er brauchte, fand er in Philip Mudd, den früh ergrauten und täuschend liebenswürdigen stellvertretenden Leiter des Terrorabwehrzentrums der CIA. Sie kannten sich seit Jahren aus geheimen Beratungen, in denen beide Stellungnahmen abgegeben hatten. Mueller gefiel, wie sein neuer Mann dachte und redete. Mudd war ein professioneller Geheimdienstanalyst, der 20 Jahre lang bei der CIA gewesen war. Im Nationalen Sicherheitsrat war er für den Persischen Golf und den Nahen Osten zuständig gewesen und hatte in Kabul mit dem amerikanischen Botschafter in Afghanistan zusammengearbeitet.
    Am 27. April 2006 wurde Mudd Chef der Abteilung für nationale Sicherheit beim FBI. Obwohl er sein Leben lang Geheimnissen auf der Spur gewesen war, gab er zu, dass das FBI für ihn ein Buch mit sieben Siegeln war.
    »Ich habe sechs bis zwölf Monate gebraucht, um dahinterzukommen«, sagte er. »Wir sammeln keine geheimdienstlichen Informationen. Wir betrachten ein Problem und nutzen alle unsere nachrichtendienstlichen und strafrechtlichen Kompetenzen, um etwas zu tun , was in Los Angeles, Chicago und Tuscaloosa die Sicherheit erhöht. Das ist meiner Ansicht nach der große Unterschied zu anderen geheimdienstlichen Herausforderungen, die ich im Laufe der Zeit zu bestehen hatte.
    Die hier ist größer und schwieriger und hat in gewisser Weise größere Auswirkungen auf die Sicherheit des Landes«, sagte er. »Das ist unsere Aufgabe. Wenn wir sie vermasseln, haben wir versagt.« [674]  
    Im Frühjahr und Sommer 2006 betrachteten Mueller und Mudd die Korrelation der Kräfte im Krieg gegen den Terror sehr genau. Die Regierung Bush machte schlapp. Immer häufiger scheiterten die Bemühungen der Regierung, mit Hilfe von Spionen und Soldaten Terrorverdächtige zu verhaften und zu verhören. Die Zeugenaussagen gegen die Verdächtigen wurden durch Folter entwertet, deren Verurteilung durch amerikanische Geschworene nahezu unmöglich gemacht. Und der Oberste Gerichtshof entschied, der Präsident habe nicht die Befugnis, in Guantánamo Kriegsverbrechertribunale abzuhalten.
    Bush hatte seinen CIA-Direktor gefeuert, und er war im Begriff, seinen Verteidigungsminister fallenzulassen. Sein Justizminister Alberto Gonzales, ehemals Berater des Weißen Hauses, wurde von vielen als problematisch betrachtet. Vizepräsident Cheneys Spitzenberater für nationale Sicherheit, Lewis »Scott« Libby, war wegen Meineid und Behinderung der Justiz rechtskräftig verurteilt worden. Er hatte gelogen, als es um eine undichte Stelle in der CIA ging, und war der erste hochrangige Beamte des Weißen Hauses, der seit der Iran-Contra-Affäre einer schweren Straftat für schuldig befunden wurde. Der Krieg im Irak war ein Desaster. Nach wie vor ging von Al-Qaida eine Bedrohung aus, ihre Methoden verbreiteten sich wie ein Krebsgeschwür. Die Bilder aus dem Gefängnis von Abu Ghraib gingen um die Welt. Nach der peinlichen Enthüllung der illegalen Aspekte des Abhörprogramms Stellar Wind versuchte der Kongress die Vollmachten der Regierung zur Bespitzelung ohne richterliche Genehmigung zu erweitern. Er erklärte schließlich die Bespitzelungstaktiken des Präsidenten teilweise für legal; damit wurden Lauschangriffe in Amerika selbst erleichtert. Da ein großer Teil des weltweiten Telekommunikationsverkehrs, ungeachtet seines Ursprungs, über die Vereinigten Staaten läuft, konnten die Nationale Sicherheitsbehörde und das FBI ohne richterliche Genehmigung eine auf einem Microsoft-Server gespeicherte internationale E-Mail oder ein über ein At & T-Büro vermitteltes Telefonat abfangen. Trotzdem hatten auch fünf Jahre heftigen Bemühens keinen einzigen Al-Qaida-Verdächtigen in Amerika aufzuspüren vermocht. Doch das FBI hatte das bedrohliche Gefühl, dass irgendwo da draußen welche waren.
    Es gab noch einen Weg, sie aus der Deckung zu locken. Was bei Hoover gegen den Klu-Klux-Klan und die Kommunistische Partei der Vereinigten Staaten funktioniert hatte, konnte auch bei Mueller gegen die Bedrohung durch den islamischen Terrorismus funktionieren. Das FBI verfolgte und verhaftete potentielle Terroristen mit Hilfe von verdeckten Ermittlungen. Dies war eine altbewährte
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