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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)
Autoren: Tim Weiner
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konspirativen Wohnung befanden sich Sprengstoff, Batterien, Propangasflaschen, Uhren und eine Vielzahl von Unterlagen. Die Ermittlungen hatten eine Reihe von Anklageerhebungen zur Folge. Das FBI hatte die FALN schwer verwundet, die Gruppe jedoch nicht vernichtet.
    Ojeda flüchtete erneut nach Puerto Rico, von wo aus er 1982 in San Juan die Ermordung eines Matrosen der US-Marine und 1983 einen Banküberfall auf Wells Fargo in Connecticut organisierte, bei dem 7,1 Millionen Dollar erbeutet wurden. Nach Einschätzung des FBI floss die Hälfte des Geldes an den kubanischen Geheimdienst.
    Ein neuer Special Agent in San Juan, Luis Fraticelli, hatte eine fünfzehnköpfige Antiterroreinheit gebildet. Die Verhaftung Ojedas war für sie von höchster Priorität, dreißig Jahre waren seit dem Anschlag auf die Fraunces Tavern vergangen.
    Im Sommer 2005 fand die Einheit heraus, dass der zweiundsiebzigjährige Flüchtige in einem Häuschen an einer unasphaltierten Straße am Rande eines abgelegenen Weilers im äußersten Westen von Puerto Rico lebte. Fraticelli forderte das Geiselbefreiungsteam an, um Ojeda zu stellen.
    Die FBI-Zentrale genehmigte den Einsatz. Zehn Tage später, am 25. September 2005, landeten zehn Heckenschützen und ein Unterstützerteam in Puerto Rico. Es sollte keine Verhandlungen geben. Kein Mitglied des Teams sprach Spanisch.
    Doch der Plan ging schief. Ein Helikopter setzte das Geiselbefreiungsteam am falschen Ort ab. Seine Deckung flog schnell auf. Als das Team Ojedas Haus endlich fand, hatte sich auf der Straße eine Menschenmenge versammelt, die »FBI Mörder« skandierte. Um 16. 28 Uhr kam es zum Schusswechsel zwischen dem FBI und der Zielperson: eine Pattsituation. Die Spezialeinheit ging in Deckung. Als es Nacht wurde, fing es an zu regnen. Die FBI-Führung, die das Geschehen vom Hauptquartier aus mitverfolgte, begann sich Sorgen zu machen.
    Willie Hulon, der sechste Leiter der Abteilung für Terrorabwehr in den vier Jahren von Muellers Amtszeit, rief seinen Vorgesetzten Gary Bald an, den neuen nationalen Sicherheitsbeauftragten des FBI.
    »Bald meinte, es habe Verwirrung darüber geherrscht, wer das Kommando führte«, hieß es in einem Bericht nach dem Einsatz, der die Sache herunterspielte. »Wer bestimmt, was gemacht wird?« Die Antwort lautete: drei verschiedene FBI-Häuptlinge.
    Der extrem gestresste Special Agent in San Juan wollte einen sofortigen Angriff. Der Leiter des Geiselbefreiungsteams in Quantico wollte weitere Soldaten losschicken. Hulon in Washington wollte einen schriftlichen Angriffsplan sehen. Als Mitternacht näher rückte, befahl Bald dem Team, sich zurückzuziehen. Die Mitglieder des Geiselbefreiungskommandos widersprachen vehement. Am 24. September um 1. 00 Uhr nachts entsandte ihr Leiter ein neues Team vom Flughafen Dulles. Sie drangen kurz nach Mittag in das von 111 Schüssen durchsiebte Häuschen ein. Sie fanden Ojeda am Boden liegend, neben sich eine geladene und gespannte 9-mm-Browning. Ojeda war bereits bei dem ersten Schusswechsel umgekommen. [673]   Niemand in der Zentrale kritisierte das Team, das ihn erledigt hatte. Ojeda war ein Terrorist und ein Mörder, er hatte auf das FBI geschossen und einen Agenten verwundet, bevor er starb.
    Aber »Wer bestimmt, was gemacht wird?« war eine zentrale Frage. Die Kommunikation zwischen der FBI-Führung und ihren Agenten war und blieb schwer gestört, und es war nicht abzusehen, wer sie auf dieselben Wellenlänge bringen sollte. Der ständig wechselnden Führung in der Terrorabwehr und der nachrichtendienstlichen Abteilung des FBI würde es jedenfalls nicht gelingen. Die meisten hatten sich auf dankbarere Posten als Sicherheitschefs von Kreditkartenunternehmen, Kasinos und Kreuzfahrtschiffen abgesetzt.
    Jeden Vormittag las Mueller die Berichte über Terrordrohungen, die das neue, für die Terrorabwehr zuständige National Counterterrorism Center schickte – bis zu 20 Seiten pro Tag: abgefangene E-Mails, Hinweise ausländischer Geheimdienste, Gespräche mit Informanten und Berichte über verdächtige Personen seitens der Bundespolizei und lokaler Polizeidienststellen. An einem durchschnittlichen Tag registrierte das interne Warnsystem des FBI, Guardian genannt, 100 Terrorwarnungen. Die meisten stellten sich als falscher Alarm heraus.
    Das FBI musste Mittel und Wege finden, das alles zu analysieren, Zielpersonen für Ermittlungen auszuwählen und diese Untersuchungen in Festnahmen und Klageerhebungen umzumünzen, die vor
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