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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Dingen.
      MARSCHALK:
  Schafft' er uns nur zu Hof willkommne Gaben,
  Ich wollte gern ein bißchen Unrecht haben.
      HEERMEISTER:
  Der Narr ist klug, verspricht, was jedem frommt;
  Fragt der Soldat doch nicht, woher es kommt.
      MEPHISTOPHELES:
  Und glaubt ihr euch vielleicht durch mich betrogen,
  Hier steht ein Mann! da, fragt den Astrologen!
  In Kreis' um Kreise kennt er Stund' und Haus;
  So sage denn: wie sieht's am Himmel aus?
      GEMURMEL:
  Zwei Schelme sind's—Verstehn sich schon—
  Narr und Phantast—So nah dem Thron—
  Ein mattgesungen—Alt Gedicht—
  Der Tor bläst ein—Der Weise spricht—
      ASTROLOG:
  Die Sonne selbst, sie ist ein lautres Gold,
  Merkur, der Bote, dient um Gunst und Sold,
  Frau Venus hat's euch allen angetan,
  So früh als spat blickt sie euch lieblich an;
  Die keusche Luna launet grillenhaft;
  Mars, trifft er nicht, so dräut euch seine Kraft.
  Und Jupiter bleibt doch der schönste Schein,
  Saturn ist groß, dem Auge fern und klein.
  Ihn als Metall verehren wir nicht sehr,
  An Wert gering, doch im Gewichte schwer.
  Ja! wenn zu Sol sich Luna fein gesellt,
  Zum Silber Gold, dann ist es heitre Welt;
  Das übrige ist alles zu erlangen:
  Paläste, Gärten, brüstlein, rote Wangen,
  Das alles schafft der hochgelahrte Mann,
  Der das vermag, was unser keiner kann.
      KAISER:
  Ich höre doppelt, was er spricht,
  Und dennoch überzeugt's mich nicht.
      GEMURMEL:
  Was soll uns das?—Gedroschner Spaß—
  Kalenderei—Chymisterei—
  Das hört' ich oft—Und falsch gehofft—
  Und kommt er auch—So ist's ein Gauch—
      MEPHISTOPHELES:
  Da stehen sie umher und staunen,
  Vertrauen nicht dem hohen Fund,
  Der eine faselt von Alraunen,
  Der andre von dem schwarzen Hund.
  Was soll es, daß der eine witzelt,
  Ein andrer Zauberei verklagt,
  Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt,
  Wenn ihm der sichre Schritt versagt.
  Ihr alle fühlt geheimes Wirken
  Der ewig waltenden Natur,
  Und aus den untersten Bezirken
  Schmiegt sich herauf lebend'ge Spur.
  Wenn es in allen Gliedern zwackt,
  Wenn es unheimlich wird am Platz,
  Nur gleich entschlossen grabt und hackt,
  Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz!
      GEMURMEL:
  Mir liegt's im Fuß wie Bleigewicht—
  Mir krampft's im Arme—Das ist Gicht—
  Mir krabbelt's an der großen Zeh'—
  Mir tut der ganze Rücken weh—
  Nach solchen Zeichen wäre hier
  Das allerreichste Schatzrevier.
      KAISER:
  Nur eilig! du entschlüpfst nicht wieder,
  Erprobe deine Lügenschäume
  Und zeig uns gleich die edlen Räume.
  Ich lege Schwert und Zepter nieder
  Und will mit eignen hohen Händen,
  Wenn du nicht lügst, das Werk vollenden,
  Dich, wenn du lügst, zur Hölle senden!
      MEPHISTOPHELES:
  Den Weg dahin wüßt' allenfalls zu finden—
  Doch kann ich nicht genug verkünden,
  Was überall besitzlos harrend liegt.
  Der Bauer, der die Furche pflügt,
  Hebt einen Goldtopf mit der Scholle,
  Salpeter hofft er von der Leimenwand
  Und findet golden-goldne Rolle
  Erschreckt, erfreut in kümmerlicher Hand.
  Was für Gewölbe sind zu sprengen,
  In welchen Klüften, welchen Gängen
  Muß sich der Schatzbewußte drängen,
  Zur Nachbarschaft der Unterwelt!
  In weiten, altverwahrten Kellern
  Von goldnen Humpen, Schüsseln, Tellern
  Sieht er sich Reihen aufgestellt;
  Pokale stehen aus Rubinen,
  Und will er deren sich bedienen,
  Daneben liegt uraltes Naß.
  Doch—werdet ihr dem Kundigen glauben—
  Verfault ist längst das Holz der Dauben,
  Der Weinstein schuf dem Wein ein Faß.
  Essenzen solcher edlen Weine,
  Gold und Juwelen nicht alleine
  Umhüllen sich mit Nacht und Graus.
  Der Weise forscht hier unverdrossen;
  Am Tag erkennen, das sind Possen,
  Im Finstern sind Mysterien zu Haus.
      KAISER:
  Die lass' ich dir! Was will das Düstre frommen?
  Hat etwas Wert, es muß zu Tage kommen.
  Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau?
  Schwarz sind die Kühe, so die Katzen grau.
  Die Töpfe drunten, voll von Goldgewicht—
  Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht.
      MEPHISTOPHELES:
  Nimm Hack' und Spaten, grabe selber,
  Die Bauernarbeit macht dich groß,
  Und eine Herde goldner Kälber,
  Sie reißen sich vom Boden los.
  Dann ohne Zaudern, mit
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