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Faulspiel (German Edition)

Faulspiel (German Edition)

Titel: Faulspiel (German Edition)
Autoren: A. Noa
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brauchen, um wirklich alles sehen zu können.“
    Freundlich sah er Robert an.
    „Da hast du sicherlich Recht. Paris hatte das Glück, dass in den beiden Weltkriegen so gut wie nichts zerstört wurde. Fast sämtliche alten Gebäude wurden über die Jahrhunderte erhalten. Ich lebe jetzt schon einige Jahre hier und habe nur einen kleinen Bruchteil aller Sehenswürdigkeiten besucht.“
    „Am Telefon hattest du mir erzählt, dass du all die Jahre nicht wusstest, dass Marcel Runge dein Vater ist.“
    „Meine Eltern sitzen auch hier mit uns am Tisch. Sie haben mich großgezogen und zu dem gemacht, was ich heute bin. Dass Marcel mein leiblicher Vater ist, habe ich erst vor ein paar Tagen von Jean Pierre erfahren! Selbstverständlich habe ich ihn all die Jahre auch geliebt. Aber nicht wie einen Vater. Er war für mich immer der nette, sympathische Onkel aus Deutschland, und wenn ich ehrlich sein soll, hat sich an dieser Einstellung nicht viel geändert.“
    „Marcel war schon ein besonderer Mensch, er hat zumindest mein Leben drastisch verändert. In der kurzen Zeit, die ich ihn kennen durfte, hatte er einen Einfluss auf michausgeübt, der mich sicherlich bis an mein Lebensende prägen wird!“
    Ein Hauch von Traurigkeit spielte um seine Augen, da er immer noch nicht fassen konnte, dass der Reporter nicht mehr unter ihnen weilte. Jean Pierre sah Max väterlich an.
    „Wir sind alle sehr traurig darüber, dass er nicht mehr bei uns ist. Doch er wusste immer, welche Gefahr ihm drohte, und dass er vielen Leuten mit seinen Nachforschungen gefährlich wurde. Marcel war nun mal äußerst hartnäckig, und das hat vielen nicht gefallen. Sehr bedauerlich ist nur, dass er seinen Triumph nicht mehr erleben durfte und vor allen Dingen seine Arbeit nicht zu Ende führen konnte. Ich kann mir sehr gut vorstellen, was ihm das bedeutet hätte. Schon allein seiner Frau Mia zuliebe!“
    Luise beteiligte sich nun auch an der Unterhaltung.
    „Mia wollte immer, dass er damit aufhört. Sie wusste viel früher von der Gefahr, in der sie schwebten. Als Frau hatte sie instinktiv gefühlt, dass irgendwann etwas Fürchterliches passieren würde. Wenn ich mit ihr alleine war, hatte sie mir oft ihre Ängste anvertraut. Aber sie war sich auch darüber im Klaren, dass Marcel nach seiner Überzeugung handelte und er sich durch nichts und niemanden auf dieser Welt von seinem Weg hätte abbringen lassen.“
    „Insofern war er schon ein ganz besonderer Mann. Nur eines dürfen wir nicht vergessen, er hatte nicht die Möglichkeit, seine Arbeit zu vollenden und hat uns damit ein Vermächtnis hinterlassen, dem wir meiner Meinung nach gerecht werden müssen!“
    Robert war davon überzeugt, dass er in gewisser Weise die Gene seines Vaters in sich trug. Er konnte es nicht zulassen, und sein Gewissen sträubte sich mit aller Macht dagegen, dass der vermeintliche Mord an seinem Vater vielleicht ungesühnt bleiben würde. Außerdem hatte er sich vorgenommen,die Arbeit seines Erzeugers fortzuführen und zwar mit der gleichen Intensität und Entschlossenheit, wie der es getan hätte. Hier fand man auch den eigentlichen Grund der Zusammenkunft in Paris. Rob suchte Bundesgenossen, um das Erbe seines Vaters anzutreten!

    Val’s Kitchen
war nun schon seit fast zwei Wochen geschlossen. Obwohl Madras immer wieder versuchte, sie davon zu überzeugen, dass sie sich um die Lebenden kümmern müsste, anstatt den Toten nachzutrauern, verfiel Valerie in eine regelrechte Lethargie. Madras hatte das Gefühl, dass sie jeglicher Lebensmut verlassen hatte.
    Von ihrer Verletzung am Kopf konnte sie sich sehr schnell wieder erholen, und bis auf eine kleine Narbe an der Stirn war davon nichts übrig geblieben. Doch die Wunde, die die Nachricht über Marcel Runges Tod in ihre Seele gerissen hatte, klaffte tiefer, als er sich vorstellen konnte.
    Meist saß Valerie auf der kleinen, blauen Bank, die ein einheimischer Schreiner vor Jahrzehnten in aufwändiger Handarbeit gefertigt hatte, vor ihrem Bungalow und starrte zum Horizont, ganz so, als würde sie in der Ferne etwas suchen oder auf jemanden warten.
    Doch derjenige, auf den sie wartete, würde nie wiederkommen!
    Diese Erkenntnis entzog ihr jegliche Energie. Sie fühlte sich leer und ausgebrannt wie nie zuvor in ihrem Leben. Selbst Igor mit seiner Brutalität und seiner Menschenverachtung hatte ihr nicht annähernd derartige Schmerzen zufügen können wie die, die sie jetzt empfand.
    Immer wieder versuchte Madras, sie ins Leben
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